Whisky Rendite-Rausch mit Whisky-Investment
Ein Whisky zum Preis einer Wohnung - und jeder Schluck kostet ein paar Tausender: Im vergangenen September hat der Duty-Free-Laden des Flughafens von Singapur eine Flasche 62jährigen Dalmore Single Malt für umgerechnet 145.000 Euro verkauft. Das ist der teuerste Whisky der Welt. Im Jahr 2002 hatte die Flasche nur ein Fünftel gekostet. Wenn auch solche Wertentwicklungen selten sind, stehen die Chancen für hochprozentige Renditen nicht schlecht. t-online.de hat sich im Markt nach lohnenden Drinks für die Geldanlage umgeschaut. Die interessantesten finden Sie in unserer Foto-Show.
Siegeszug des schottischen Whisky
Am Anfang stand eine Katastrophe: Ende des 19. Jahrhunderts verwüstete die Reblaus die Weinproduktion in Europa, damit gab es auch keine Trester und Weinbrände mehr. Und so startete der Whisky seinen Siegeszug. Der Brand wird schon seit Urzeiten in Schottland destilliert, das Wort Whisky stammt aus dem Gälischen uisge beatha und heißt Lebenswasser.
Tatsächlich kann ein edler Whisky auch den privaten Finanzen neues Leben einhauchen, mit ihm lässt sich gutes Geld verdienen. Denn zum einen fluten die Notenbanken die Wirtschaft mit billigem Geld, in der drohenden Inflation sind Sachwerte gefragt – und das flüssige Gold der Schotten gehört dazu. Zum anderen wächst die Fan-Gemeinde, viele edle Tropfen verschwinden im Glas von Kennern.
Single Malt weltweit immer beliebter
So hält der Berater Bernhard Schäfer Whisky für ein interessantes Investment – er ist einer von nur drei Masters of the Quaich in Deutschland. Das ist ein Ehrentitel der schottischen Whisky-Industrie und bedeutet Meister des Kelches, gemeint ist ein altes keltisches Trinkgefäß.
Laut Schäfer wächst weltweit die Gemeinde der Whisky-Liebhaber, wie er im Gespräch mit t-online.de erläuterte. In China, Indien und Südamerika erwache gerade erst das Interesse an Single Malts, dort werde hauptsächlich noch Blended Whisky getrunken, also Verschnitt aus mehreren Destillen. Auch nehme die Zahl der Sammler und Investoren zu. Der Wert für seltene Whiskys könne wegen der steigenden Nachfrage somit in den nächsten zehn bis 15 Jahren kaum fallen.
Nur edle Whiskys sind sammelwürdig
Wichtig sei für Investoren die Konzentration auf Single Malts: Die Produkte jeder Brennerei schmecken anders, meistens sogar jedes Fass einer einzelnen Destille – nur sie seien sammelwürdig. Für ein Investment in Single Malts empfiehlt Schäfer ein Startkapital von 1000 bis 5000 Euro.
Bevor Anleger ihr Geld investieren, müssen sie allerdings recherchieren – denn der Markt für interessante Brände ist schier unüberschaubar. Allein in Schottland gibt es fast hundert Brennereien, hinzu kommen etliche geschlossene Destillen, von denen noch zahlreiche Fässer auf ihre Abfüllung warten. Interessant sind laut Schäfer grundsätzlich Flaschen, auf denen der Jahrgang steht und auch Serien.
Kräftige Wertsteigerung mit Single Malt
Derweil warnte Theresia Lüning, Chefin des Online-Händlers The Whisky Store, im Gespräch mit t-online.de vor übertriebenen Erwartungen. "Die Chancen für Wertsteigerungen bei Whisky sind gut - aber die Extreme selten", urteilte Lüning, deren Website Whisky.de auf dem Versandhandelskongress 2011 in der Kategorie Video zum Online-Shop des Jahres gewählt wurde.
"Häufig kommt es auch vor, dass die Brennereien bei Auktionen ihre eigenen Flaschen zurückkaufen – nur um zu sagen, dass sie in Besitz eines besonders teuren Brandes sind", warnte Lüning. Das sei nichts anderes als ein Köder für die Medien, urteilte die Expertin. Fabelhafte Renditen gibt es trotzdem: Ein Black Bowmore, der 1994 rund 180 DM kostete, wurde im Whisky Store rund zehn Jahre später für 2800 Euro versteigert.
Die großen Namen sind gefragt
Investoren sollten sich nur Flaschen der Top-Brennereien wie Macallan, Bowmore, Springbank, Glenmorangie oder Highland Park zulegen – unbekannte Marken und junge Brennereien wie Clynelish, Braeval oder Teaninich erzielten dagegen wegen des fehlenden Renommés keine Preise, urteilte Lüning weiter. Ferner sollten limitierte Auflagen und Sonderabfüllungen vom Original-Brenner gekauft werden, nicht aber von unabhängigen Abfüllern. Diese Firmen verkaufen den Whisky als No-Name-Produkte oder mischen ihn.
Auch die vielfach als Geheimtipp gehandelten Lost Distilleries lohnten sich nicht immer – wenn die Brennerei zu lange geschlossen hat, dann erinnere sich niemand mehr an sie, fuhr Lüning fort.
Wertvolle Whiskys aus den Lost Distilleries
Allerdings lohne ein Blick auf Littlemill. Die älteste Destille Schottlands wurde 1772 gegründet und entstand auf dem Boden einer Brauerei aus dem 14. Jahrhundert. Littlemill ist wohl die berühmteste Lost Distillery – sie ging im Jahr 1994 in die Insolvenz, 2004 zerstörte ein Feuer die Brennerei. In Kürze kommen die letzten Flaschen in den Handel: Sammler warten schon ungeduldig auf den 21jährigen Whisky, der wohl um die 130 Euro kosten wird. In fünf Jahren dürfte sich der Wert mindestens verdoppelt haben. Fotos sind hier noch nicht erhältlich.
Ein gutes Geschäft machen Anleger laut Lüning ansonsten nur bei Whiskys, die von Anfang an relativ günstig sind. Sammler sollten sich stets auf Whiskys um die 100 Euro konzentrieren. Zu günstig ist aber auch nicht gut: Bei Flaschen zwischen 30 und 40 Euro sei der Ausstoß der Brennereien zu groß.
Auf die richtige Lagerung kommt es an
Generell gilt für Sammler: Anders als bei Wein muss die Flasche stehend gelagert werden. Denn der Korken bei Whisky ist kein Einmal-Korken, er wird mehrfach in die Flasche gesteckt und verschließt die Flasche viel lockerer als beim Wein. Die Whisky-Flasche würde im Liegen lecken, was den Wert reduziert. Vor der Verdunstung schützt auch eine sterile Folie namens Parafilm.
Die Flaschen sollten trocken und kühl gelagert werden, Verpackung und Etikett dürfen nicht zerstört werden. Sammler sollten stets nur bei Top-Geschäften kaufen, um sich vor Fälschungen zu schützen – und sie sollten die Belege aufbewahren.
Und wenn die erhoffte Wertsteigerung doch nicht eintritt, dann wird die Flasche eben selbst getrunken. Sláinte (Prost)!