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Erdöl: Ölförderung in Deutschland wenig erfolgversprechend


Erdöl
Übertriebene Hoffnungen - Deutschland wird kein Ölland

t-online, t-online.de - Frank Lansky

Aktualisiert am 21.02.2012Lesedauer: 3 Min.
Die Bohrinsel Mittelplate vor Cuxhaven in der NordseeVergrößern des Bildes
Die Bohrinsel Mittelplate vor Cuxhaven in der Nordsee (Quelle: dapd)

Der Dauerkonflikt mit dem Iran hat einmal mehr das Thema Erdöl in den Fokus gerückt. Doch während in den vergangenen Wochen Bohrungen beispielsweise im Rheingraben bei Speyer neue Hoffnungen angefacht haben, geben sich Experten skeptisch – Deutschland wird trotz kleinerer Funde kein Ölland werden. Im Gespräch mit t-online.de verwiesen Fachleute stattdessen auf unausgebeutete Reserven in den USA.

Zu wenig Erdöl in Deutschland

Etwa zur Mitte dieses Jahrhunderts dürfte der globale Fluss an einigermaßen günstigem Öl versiegen, bei Erdgas wird es etwas länger dauern, zeigte sich Günter Pusch, Professor im Ruhestand an der Technischen Universität Clausthal, überzeugt.

Die Bundesrepublik kann sich kaum selbst versorgen: Die geschätzten sicheren und wahrscheinlichen Erdölreserven lagen am 1. Januar 2011 bei 35,9 Millionen Tonnen und damit um rund 13 Prozent unter denen des Vorjahres, meldete das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Doch der jährliche Verbrauch in Deutschland bewegt sich etwa bei rund 100 Millionen Tonnen Öl im Jahr.

Förderung lohnt nur wegen der Technik...

Die Förderung in Deutschland lohne sich überhaupt nur deswegen, weil die Technologie weit fortgeschritten ist – nur Norwegen sei wohl kompetenter, urteilte Pusch im Gespräch mit t-oline.de.

So habe Deutschland in den 50er Jahren das Wasserfluten in Erdöllagerstätten eingeführt, Heißwasser und Dampffluten in den 70er Jahren; ferner die Horizontalbohrtechnik mit einem Rekord von fast zehn Kilometern vom Land unter der Nordsee; weiter die Gasförderung aus tief liegenden Lagerstätten durch die Kombination von Horizontalbohrung und Mehrfach-Rissbildung, dem sogenannten "Hydraulic Fracturing" (Fracking).

... und bei hohem Ölpreis

Die Suche nach weiteren konventionellen Öllagerstätten hält Pusch aber kaum noch für erfolgsversprechend, obwohl es immer wieder kleinere Funde gebe, die zuvor wegen unzureichender seismischer Technik bislang nicht erkannt worden waren. Dazu gehöre beispielsweise der Ölfund von GDF Suez in Speyer. Die Hoffnung deutscher Explorationsunternehmen wie RWE Dea AG, ExxonMobil Production Deutschland GmbH, der Wintershall Holding AG oder GDF Suez liege nun in Erdgas-Vorkommen von vier bis acht Kilometer Tiefe.

Und je tiefer, desto teurer. Zum Vergleich: In den arabischen Ölstaaten sprudelt Erdöl nach einigen hundert Metern aus dem Boden. Die aktuellen Öl- und Gaspreise seien zwar für eine wirtschaftliche Erschließung und Förderung in Deutschland ausreichend. Sollten sich aber die Umwelt-Gesetze ändern oder der Energiepreis abstürzen, lohne die Ausbeutung nicht mehr.

Deutsche Förderung kann vernachlässigt werden

"Im Verhältnis zu anderen Ländern hat Deutschland nur sehr wenig Öl", sagte auch Norbert Liermann, ehemaliger Geschäftsführer von ExxonMobil in Deutschland und Dozent an der TU Clausthal im Institut für Erdöl- und Erdgastechnik. Die Förderung in Deutschland sei nur bei hohen Energiepreisen und auch nur wegen der eingesetzten anspruchsvollen Technologie interessant, erläuterte er im Gespräch mit t-online.de.

Die vielversprechendsten deutschen Ölfelder liegen laut Liermann in Norddeutschland. Wer unter seinem Grund und Boden Öl und Gas entdeckt, ist übrigens keinesfalls reich wie ein Scheich: Laut Bundesberggesetz gehören Bodenschätze wie Öl und Gas nicht dem Finder, sondern dem Staat.

Experten setzen auf die USA

Alles in allem sind laut Pusch die Hoffnungen auf deutsche Öl- und Erdgas-Vorkommen im internationalen Maßstab übertrieben, wenn auch für die Eigenversorgung noch einigermaßen bedeutend – doch in anderen Ländern gebe es noch weit lohnendere Vorhaben. So existierten beispielsweise in den Vereinigten Staaten - unter anderem in Texas - noch ansehnliche, unausgeförderte Lagerstätten, die infolge des niedrigen Ölpreises in den 80er und 90er Jahren aufgegeben wurden. Damals ersetzte vor allem billiges Öl aus Saudi-Arabien die eigene Förderung, zudem rutschte der Ölpreis auf unter 20 Dollar je Fass ab.

Somit lagere in den USA noch eine gewaltige Restölmenge von bis zu 53 Milliarden Tonnen – dies ist laut Pusch der 13fache jährliche Welterdölverbrauch. Zudem herrsche in den Vereinigten Staaten und in Kanada eine regelrechte Aufbruchstimmung zur Ausbeutung bislang kaum erschlossenen Ölschiefer- und Schiefergasvorkommen. Selbst mittelständische Unternehmen mit dünner Kapitaldecke könnten hier vielfältige Chancen finden und Öl fördern.

Dampf, Polymere und Tenside zur Förderung von Restöl

Dabei könne die erneute Ausbeutung eines alten Feldes recht teuer sein, denn immer werde zusätzliche Energie für Heißwasser oder Dampf benötigt, erläuterte Liermann. Oder aber es würden Zusatzstoffe eingesetzt, sogenannte Polymere oder Tenside, wie sie etwa in Seife vorkommen. Bei all diesen Verfahren soll letztlich das Restöl durch Wasser aus dem Boden herausgepresst werden – entweder, indem das Öl dünnflüssiger wird, oder das Wasser dicker.

Häufig seien die Vorkommen in den USA nur zu rund einem Drittel ausgebeutet, ergänzte Liermann. Dort gebe es hunderte von stillgelegten Ölfeldern mit einer Vielzahl von versiegelten Bohrungen. Diese Bohrlöcher wurden einst mit Zement verschlossen - "jetzt lohnt es sich, sie wieder zu öffnen".

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