Job-Protokoll Was macht eigentlich eine Bibliothekarin?
Dortmund (dpa/tmn) - Den ganzen Tag über in der Stille der Bibliothek eine ruhige Kugel schieben und die Zeit nutzen, ausgiebig zu schmökern - das ist eines der Vorurteile, mit dem Ute Engelkenmeier aufräumen muss, wenn es um ihren Joballtag geht.
Die Bibliothekarin arbeitet in leitender Position an der Dortmunder Universitätsbibliothek. Im Job-Protokoll erzählt sie, wie ihr Berufsalltag wirklich aussieht.
Der Weg in den Beruf
Ich habe mein Studium für Öffentliches Bibliothekswesen an der Fachhochschule in Köln begonnen. Mit 22 absolvierte ich mein erstes Praktikum und hatte ein Schlüsselerlebnis: Ich durfte in einem Bücherbus mitfahren. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir im Bus auf die Haltestellen zusteuerten, wo Kinder und Jugendliche auf uns warteten, um mit Infos und Lesestoff versorgt zu werden.
Das war so ein tolles Gefühl, erwartet zu werden und dann zu beraten, zu helfen und Wissen weitergeben zu können. Bei diesem Praktikum ist bei mir vollends der Funke übergesprungen.
1994 habe ich mein Studium als Diplom-Bibliothekarin (FH) beendet. Später habe ich ein musikbibliothekarisches Zusatzstudium sowie berufsbegleitend einen Master erworben. 2018 habe ich die Promotion am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der der Humboldt-Universität zu Berlin absolviert.
Der Berufsalltag
Seit Mai 1995 bin ich in der Universitätsbibliothek Dortmund tätig. Meine bisherigen Stationen waren die Bereiche Katalogisierung sowie Büroleitung und Öffentlichkeitsarbeit. Aktuell leite ich den Geschäftsbereich "Information und Lernort".
An manchen Tage habe ich auch Dienst an der Servicetheke und helfe dort Besucherinnen und Besuchern. Da geht es um Fragen wie "Wie kann ich mich anmelden?" oder "Wie komme ich ins WLAN?". Ich führe kurze Rechercheeinführungen durch und berate, wie sich Informationen suchen lassen.
Bibliothekarinnen und Bibliothekare haben je nach Bereich noch vielfältige andere Aufgaben. Sie überprüfen vorhandene Bestände auf Aktualität, sie entscheiden über Neuanschaffungen, beschaffen Literatur aus anderen Bibliotheken und überarbeiten Online-Kataloge. Je nach Bibliothek bereiten sie Führungen, Veranstaltungen zur Lesekompetenz und Autorenlesungen vor. Wichtig sind aktuell besonders die Angebote rund um Fake News.
Die schönsten Seiten des Berufs
Der Beruf steht für den offenen Zugang zu Wissen, das ist ein Wert, mit dem ich mich gerne identifiziere. Nicht nur die IT-Kompetenzen sind gestiegen, auch pädagogische Kompetenzen sind erforderlich, wenn es darum geht, Lernende zu unterstützen.
Und: Man kann so viel Neues ausprobieren. Mein Beruf wird sich auch künftig durch die Digitalisierung noch enorm weiterentwickeln, und dadurch werde auch ich mich weiterentwickeln und weiter lernen. Darauf freue ich mich.
Die weniger schönen Seiten
Wenn Bibliotheken zum Beispiel auf kommunaler Ebene aus Geldmangel schließen müssen, dann tut mir das in der Seele weh. Denn in vielen Kommunen sind Bibliotheken oft der einzige kulturelle Ort der Begegnung, niederschwellig und kommerzfrei. Wenn dieser gekappt wird, fehlt ein lebendiger Ort für die Gemeinde.