Wand nach Wand So arbeitet eine Trockenbaumonteurin
Isernhagen/Hamm (tmn/dpa) - Beim Ausbildungsberuf von Alexandra Garre ist es erlaubt, von einer Männerdomäne zu sprechen: Sie macht bei der Firma Skala Akustik-Decken in Isernhagen eine Ausbildung als Trockenbaumonteurin. "Der Beruf ist männlich dominiert. In manchen Ausbildungsjahrgängen sehen wir nicht eine junge Frau", sagt Gerhard Geske, Leiter des Ausbildungszentrums der Bauindustrie in Hamm (ABZ Hamm), wo die Trockenbaumonteure ihre überbetriebliche handwerkliche Grundausbildung erhalten.
NachAngabendes Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) lag der Anteil der männlichen Azubis unter den neu abgeschlossen Ausbildungsverhältnissen 2020 bei rund 98 Prozent.
In der ersten Zeit im Beruf hat Alexandra Garre im Ausbildungszentrum gelernt: zum Beispiel das Errichten von Mauerwerk, oder das Estrich- und Fliesenlegen. Nun steht sie kurz vor der Abschlussprüfung.
Materialvielfalt: Gips, Holz und Metall
Wie viele Wände und Decken Alexandra Garre bislang errichtet hat, hat sie nicht gezählt. Sie denkt gerne an ihre erste Zeit im ABZ zurück. "Dort wurde die ganze Vielfalt des Berufs vermittelt. Das Montieren von Decken- und Bekleidungssystemen, die Integration von Technik und der Einbau von Türzargen und Revisionsklappen. Dort lernt man auch die ganzen filigranen Arbeiten, die ja auch zu unserem Beruf gehören", sagt sie.
Ansonsten schätzt die 19-Jährige vor allem die Abwechslung in ihrem Beruf, etwa das Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien wie Gips, Metall, Holz, Aluminium, Edelstahl und Kunststoff.
Berufsbildende Schule: Einblicke in die Baubranche
Alexandra Garre hat nach ihrem Hauptschulabschluss ein Jahr lang eine berufsbildende Schule für Bautechnik besucht, denn sie wollte Einblicke in die Baubranche gewinnen. "Nach einem vierwöchigen Praktikum bei meinem Ausbildungsbetrieb habe ich mich gleich als Trockenbaumonteurin beworben."
Sie habe sich von Anfang an über handwerkliche Berufe informiert. "Mir war klar, was mich auf dem Bau erwartet. Ja, wir machen uns die Hände schmutzig und klar, das Arbeiten mit Mineralwolle zur Dämmung ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Am Ende des Tages etwas geschafft zu haben, ist ein super Gefühl", sagt sie.
Heimisches Umfeld für die Ausbildung verlassen
Ergänzend zu den grundlegenden praktischen Fähigkeiten erwerben angehende Trockenbaumonteure theoretische Kenntnisse in der Berufsschule. Alexandra Garre besuchte dafür das Berufskolleg in Gelsenkirchen, dort stehen Fächer wie Bautechnisches Zeichnen oder Bautechnische Kommunikation auf dem Stundenplan.
Steffen Großmann, als Prokurist und Technischer Leiter beim Unternehmen Skala verantwortlich für den Nachwuchs, beobachtet, dass es den Auszubildenden in der Regel guttut, das heimische Umfeld zu verlassen. "Es sind oft 16-, 17-Jährige, die bei uns die Ausbildung beginnen. Sie werden selbstständiger während dieser Zeit im Berufskolleg und im Ausbildungszentrum."
Er bedauert, dass der Ausbildungsberuf Trockenbaumonteur kaum auf dem Radar von Schulabgängerinnen und Abgängern auftaucht. "Dabei ist es ein abwechslungsreicher Beruf, der solide Grundkenntnisse vermittelt, die man später ausbauen kann."
FFP2-Masken: Schutz beim Einsatz von Dämmstoffen
Wer Trockenbaumonteur werden will, sollte ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und Interesse an handwerklichen Tätigkeiten mitbringen. "Es ist ein handwerklicher Bauberuf, bei dem es auch staubig werden kann. Unseren Azubis waren FFP2-Masken auch schon vor der Coronapandemie bekannt, denn die sind Pflicht im Umgang mit bestimmten Werkstoffen", sagt Großmann.
An der Vielfalt der Materialien zeigt sich, wie sich der Beruf im Laufe der Zeit gewandelt hat. Es gibt viele spezielle Anforderungen an das Material, je nachdem, wo es zum Einsatz kommt, etwa zum Schall-, Wärme-, Feuchtigkeits- oder Brandschutz. Im Krankenhaus etwa geht es auch um Strahlenschutz, zum Beispiel in Röntgenräumen.
Wer eine Ausbildung zum Trockenbaumonteur absolviert, wird nach Bau-Tarif bezahlt, und bekommt je nach Bundesland eine Vergütung zwischen 805 und 890 Euro brutto pro Monat im ersten Ausbildungsjahr. Später steigt das Azubi-Gehalt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auf zwischen 1210 und 1495 Euro monatlich brutto an.