Gelassen am Radar Wie werde ich Fluglotse/in?
Langen (dpa) - Ein Fluglotse, der sich die Haare rauft - so etwas kommt höchstens in Filmen vor. Denn hektisch darf es bei seiner Arbeit nicht zugehen. Eine gewisse Grundgelassenheit ist das wichtigste, das Fluglotsen für ihren Beruf mitbringen sollten, sagt Ute Otterbein von der Deutschen Flugsicherung.
Auf David Liedtke trifft das zu. Der 25-Jährige arbeitet als angehender Fluglotse bei der DFS Deutsche Flugsicherung in Langen bei Frankfurt am Main. 2017 hat er begonnen und dort zunächst die etwa eineinhalbjährige Grundausbildung absolviert. "Als erstes kam der Teil an der Akademie dran, also zum Beispiel Theorieunterricht und Simulatortraining", erzählt Liedtke.
Die Ausbildung
Insgesamt dauert die Ausbildung drei Jahre. Inzwischen ist für Liedtke Training "on the Job" angesagt: Der 25-Jährige ist in einem Center, also einer Radarkontrollzentrale, im Einsatz. Andere Lotsen werden speziell für den Tower ausgebildet. Ich arbeite jetzt im richtigen Verkehr", erzählt Liedtke. Er ist im praktischen Flugbetrieb unter Aufsicht tätig. "Ich kümmere mich um den Flugraum über Düsseldorf, da kontrollieren wir dann die Anflüge", erzählt er.
Per Sprechfunk geben Fluglotsen Anweisungen an die Piloten - und haben dabei auch die Wetterbedingungen immer im Blick. Denn verschiedene Wettersituationen erfordern verschiedene Anweisungen - "je wärmer es ist, desto schlechter steigen zum Beispiel die Flugzeuge", erklärt Liedtke. Die Lotsen in der Radarkontrollzentrale leiten den Abflug bis zu einer vorgegebenen Höhe und den Anflug bis zur Übergabe an den Tower.
Schichtdienst
Liedtke arbeitet im Schichtdienst: "Frühschichten, Spätschichten und teilweise an den Wochenenden." Der früheste Dienst beginnt um 5:45 Uhr. Die Lotsen arbeiten zwei Stunden am Stück, dann haben sie Pause. Aktuell bekommt Liedtke noch nach jedem Arbeitsblock ein kurzes Feedback von seinem Ausbilder. "Gerade am Anfang ist es schwer, nicht in Hektik zu verfallen. Im Ruhrgebiet ist der Flugverkehr sehr dicht und es gibt viele Absprachen mit verschiedenen Sektoren rundherum - da ist es gut, im Nachgang noch einmal eine Rückmeldung zu bekommen."
Fluglotsen müssen mehrere Flugzeuge gleichzeitig im Blick haben und bei unerwarteten Situationen in Sekundenschnelle reagieren. "In stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren", gehört für Liedtke daher zu den größten Herausforderungen in seinem Job. Die Lotsen kommunizieren zudem mit Piloten unterschiedlichster Nationalitäten, "es braucht Geduld, wenn man mal nicht verstanden wird."
Multitasking
Gleichzeitig sprechen, schreiben und hören: Multitasking ist an der Tagesordnung. Zudem ist Teamfähigkeit gefragt. Um mit Stress und Belastung umgehen zu lernen, werden die Lotsen von Beginn an geschult. Liedtke merkt selbst, "dass es wichtig ist, sich mit Kollegen auszutauschen". Das wird auch von der DFS unterstützt.
Seine Eignung für den anspruchsvollen Beruf hat der angehende Lotse bei einem mehrstufigen Auswahlverfahren unter Beweis gestellt. Grundsätzlich müssen Bewerber mindestens 18 und nicht älter als 24 Jahre alt sein und die allgemeine Hochschulreife sowie Englischkenntnisse mitbringen, heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit. Auch die medizinische Eignung muss nachgewiesen werden - also uneingeschränktes Seh- und Hörvermögen.
Der Verdienst
Die Vergütung für Fluglotsen ist schon in der Ausbildung hoch. Die Lotsenazubis erhalten im ersten Jahr rund 1200 Euro pro Monat, erklärt Otterbein. Zu Beginn der praktischen Ausbildung bekommen die Lotsen dann etwa 48.000 Euro brutto im Jahr, das steigt abhängig von Standort und Fortschritt der Ausbildung auf bis zu 71.000 Euro an.
Im Anschluss an die Ausbildung arbeiten die meisten als Lotse. Die Einstiegsvergütung liegt nach Angabe der DFS zwischen 85.000 und 117.000 Euro brutto im Jahr - abhängig vom Standort. Danach haben Lotsen die Möglichkeit, Supervisor, also Teamleiter, zu werden. Daneben gibt es Entwicklungsmöglichkeiten in der Lotsenausbildung oder der Planung von Flugverfahren.