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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studienwahl Medizinstudium: Tipps zur Bewerbung um einen Studienplatz
Wie genau funktioniert eine Bewerbung für das Medizinstudium? Wer Medizin studieren möchte, hat im Vorfeld viele Fragen. Lesen Sie hier, was Sie beachten sollten.
Stiftung für Hochschulzulassung: Zuständig für die Bewerbung
Das Medizinstudium gehört in Deutschland zu den Fächern mit einer bundesweiten Zulassungsbeschränkung. Das bedeutet, dass üblicherweise ein bestimmter Notendurchschnitt im Abiturzeugnis relevant dafür ist, ob Sie einen Studienplatz erhalten. Entsprechend werden diese Plätze zentral vergeben. Zuständig ist dafür die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH), die ihren Sitz in Dortmund hat.
Sie bewerben sich also im Normalfall nicht direkt bei einer oder mehreren Universitäten, sondern direkt bei der SfH. Zur Auswahl stehen die Studienfächer Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie.
Der Zulassungsantrag, den Sie hierfür ausfüllen müssen, ist online auf der Internetseite der Stiftung verfügbar. Sie haben die Möglichkeit über Ihr Nutzerkonto alle Informationen rund um Ihren Antrag oder den Zulassungsbescheid einzusehen. Letzteren können Sie beispielsweise online prüfen oder sich zusätzlich postalisch zustellen lassen.
4 Bewerber je Studienplatz
Der Ansturm auf die medizinischen Studiengänge ist in Deutschland weiterhin sehr hoch. Für das Wintersemester 2015/16 standen laut SfH deutschlandweit 9.086 Plätze im Studiengang Humanmedizin zur Verfügung. Die Anzahl der Bewerber belief sich aber auf 43.226, was 5 Bewerber je Studienplatz sind. Im gesamten Bundesgebiet bewarben sich 58.355 Interessierte für 13.512 freie Studienplätze. Das sind durchschnittlich 4 Bewerber je Studienplatz. Wer letztendlich eine begehrten Platz ergattert, hängt von vier Faktoren ab.
Zunächst findet eine Vorauswahl statt. Über die sogenannte Vorabquote, die bei knapp 12 Prozent liegt, werden Studienplätze an bestimmte Bewerbergruppen gegeben. Dazu zählen ausländische Studienplatzbewerber, Sanitätsoffizier-Anwärter der Bundeswehr, Zweitstudienbewerber, Härtefälle und Bewerber mit einer besonderen Hochschulzugangsberechtigung.
Zulassung nach der Formel: 20:20:60
Die restlichen Studienplätze werden nach weiteren drei Faktoren vergeben. 20 Prozent entfallen auf die Abiturquote. Jedem Bundesland steht eine bestimmtes Studienplatzkontingent zur Verfügung. Um Nachteile zwischen den Schulsystemen der Bundesländer auszugleichen, vergibt die SfH sogenannte Landes-NCs.
Somit konkurrieren nur Schüler aus einem Bundesland untereinander, vollkommen unabhängig vom Studienort. Für das Wintersemester 2015/16 lag der Referenzwert bei 14 von 16 Bundesländern bei 1,0. Nur in Niedersachsen und Schleswig-Holstein betrug die Abiturbestenquote 1,1.
Wartezeit von 14 Semestern für Medizinstudium
Ein weiterer Faktor ist die Wartezeitquote, die ebenfalls 20 Prozent beträgt. Berechnet wird die Anzahl der Wartesemester seit Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung. Es gilt die Regel: je höher die Wartezeit, desto besser die Chance. Eine Wartezeitverbesserung ist nur möglich, wenn vor dem Studium eine Berufsausbildung abgelegt wurde.
Laut der Stiftung der Hochschulzulassung beträgt die Anzahl der Wartesemester für Humanmedizin bei 14. Damit ist die Wartezeit sogar länger als Studium. Ob das juristisch vertretbar ist, damit beschäftigt sich mittlerweile das Bundesverfassungsgericht.
Der 3. Faktor sind die örtlichen Aufnahmekriterien und diese liegen bei 60 Prozent. Allerdings variieren diese Kriterien von Universität zu Universität. Einbezogen werden beispielsweise außerschulische Leistungen, ein freiwilliges soziales Jahr, Ergebnisse vom medizinischen Auswahltest oder der Eindruck vom Bewerbungsgespräch.
Per Klage in den Hörsaal
Wer bisher keinen Erfolg hatte, kann noch auf anderen Wegen in den Hörsaal gelangen. Viele versuchen Ihr Glück im Ausland, wo die Zulassungen weniger streng sind. Laut "karriere bibel" gibt es in Österreich und Ungarn deutschsprachige Medizinstudiengänge.
Eine weitere Option ist die Studienplatzklage. Diese zielt auf die sogenannten außerkapazitären Studiengänge ab. Diese werden offiziell nicht ausgeschrieben, sind aber vorhanden. Der große Nachteil ist aber, dass die Kosten sehr hoch sind und der Erfolg eher gering.
Wer gerne Deutschland dienen will, versucht sein Glück bei der Bundeswehr. Die Armee verfügt über eine Restkontingent von 2,2 Prozent. Allerdings müssen Sie sich für 17 Jahre verpflichten und beim Eignungstest sehr gut abschneiden. Abschließend steht noch das Losverfahren zur Auswahl. Hier entscheidet das pure Glück. Die Einschreibung erfolgt über die jeweilige Universität.