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Job-Protokoll: Was macht eigentlich eine Binnenschifferin?


Job-Protokoll
Was macht eigentlich eine Binnenschifferin?

Von dpa
31.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Auf dem Wasser fühlt sie sich zuhause: Wenn Binnenschifferin Iris Rutjes-Felsecker unterwegs ist, steuert sie zum Teil täglich einen anderen Hafen an.Vergrößern des Bildes
Auf dem Wasser fühlt sie sich zuhause: Wenn Binnenschifferin Iris Rutjes-Felsecker unterwegs ist, steuert sie zum Teil täglich einen anderen Hafen an. (Quelle: Kirsten Neumann/dpa-tmn./dpa)

Emmerich (dpa/tmn) - Ihren Wohnsitz hat sie in Emmerich am Niederrhein, aber so richtig daheim fühlt sich Iris Rutjes-Felsecker auf Europas Wasserstraßen. Zu ihrem Job kam die 54-Jährige selbstständige Binnenschifferin übrigens über die Liebe.

Im Jobprotokoll erzählt die Eignerin des Koppelverbandes KVB Belumi, was ihren Berufsalltag so außergewöhnlich macht.

Wie alles anfing

Ich bin eine Quereinsteigerin und habe auf einem Fahrgastschiff mit der Schifffahrt Bekanntschaft gemacht. Und zwar im gastronomischen Bereich auf der Route Passau-Linz-Passau. Diesen Einsatz fand ich spannend, ich habe mich unglaublich wohl beim Arbeiten auf dem Wasser gefühlt.

Meinen Ehemann - einen Binnenschiffer - habe ich bei einem Restaurantbesuch kennengelernt. Je mehr er mir von seinem Job erzählte, desto intensiver wurde mein Wunsch, beruflich das Gleiche zu machen wie er.

Ich habe die vorgeschriebenen Fahrzeiten bei meinem Mann auf dem Schiff absolviert. Er hat mir alles beigebracht, was ich gebraucht habe, um danach die Kurse und Prüfungen zum Funkschein und Binnenschifferpatent erfolgreich abzulegen.

Nach einem Vorbereitungslehrgang für Existenzgründer musste ich für den innerstaatlichen und grenzüberschreitenden Güterverkehr noch eine Prüfung bei der IHK ablegen. Damit konnte ich dann ein Binnenschifferunternehmen mit meiner Familie gründen.

So sieht mein Alltag aus

Ich bin ständig unterwegs, das gefällt mir. Neben meinem Mann sind auch meine beiden Söhne an Bord. Wir sind als Familienbetrieb ein tolles Team und transportieren fast ausschließlich Trockenladung. Das sind etwa Weizen, Gerste und Roggen, außerdem Kohle, Altmetall und vieles mehr.

Auf unserem Schiff gibt es ständig etwas zu tun. Mein Mann und ich wechseln uns am Steuer ab. Aber ich habe auch administrative Aufgaben. Ich kümmere mich um die Buchhaltung, bezahle Rechnungen und Löhne, fülle Schiffsdokumente aus und überwache die korrekte Be- und Entladung der Fracht. Daneben leite ich die Crew an, lege Dienstzeiten fest, koche und organisiere Einkäufe.

Online prüfe ich den Wasserstand der Wasserstraße, die wir nutzen wollen. Ist der Wasserstand zu niedrig, können wir nur reduzierte Tonnen an Ladung mitnehmen. Das kann im Sommer der Fall sein.

Laderaum und Deck säubern gehört ebenfalls zu meinem Job. Das ist manchmal körperlich anstrengend, aber mit dieser Belastung habe ich keine Probleme. Kleinere Schäden am Schiff beheben wir ebenfalls selbst - streichen Holz- und Eisenteile, wechseln Motoröl, warten den Motor warten oder erneuern Korrosionsschutz. Das erfordert handwerkliches Geschick und ein Gespür für Technik.

Die schönen Seiten

Auf dem Wasser habe ich das Gefühl, ein Stück Freiheit zu haben. Ich bin mit meiner Familie unterwegs, wir sind nicht eingeschnürt in Alltagsstress. Und all die Hektik im Straßenverkehr haben wir nicht wirklich. Wenn ich mag, gehe ich an Deck meines Schiffs, genieße die frische Luft und lass mir den Wind um die Nase wehen - einfach toll!

Es ist ein wirklich schöner Beruf, weil er so abwechslungsreich ist. Wir Binnenschiffer sind oft viele Wochen hintereinander unterwegs. Wir arbeiten, essen und schlafen an Bord, daraus erwächst Gemeinschaft.

Zwar fallen Schichtdienste und auch Nachtarbeit an. Und wir sind immer auf dem Wasser - bei jedem Wetter, egal, ob es heftig stürmt, stark regnet oder prall die Sonne scheint. Als Selbstständige habe ich nur wenig von Wochenenden. Trotzdem würde ich den Beruf wieder wählen. Vor allem wegen des unglaublich herrlichen Freiheitsgefühls.

Die Herausforderungen

Manchmal kann Unzuverlässigkeit von anderen den gesamten Zeitplan durcheinanderwirbeln. Ein Beispiel: Wir haben einen Löschtermin - um das Schiff zu entladen - für Montag um 6.00 Uhr in Brüssel. Wir sind pünktlich da, aber die Spediteure, die die Fracht abholen sollen, nehmen es mit der Zeit nicht so genau und erscheinen um 7.30 Uhr. Erst dann wird entladen.

Diese Zeit fehlt uns, um pünktlich den nächsten Ladetermin in Brüssel 12.00 Uhr zu halten. Als Unternehmer möchte man zuverlässig sein. Solche Zeitverschiebungen kommen immer mal wieder vor, ein Wettlauf mit der Zeit - und das geht an die Nerven. Auch kaputte Schleusen und Stau können mal nerven, aber zum Glück passiert das nicht so oft.

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