Öffentlicher Dienst Was der neue Tarifabschluss für Pflegekräfte bedeutet
Berlin (dpa) - Pflegerinnen und Pfleger in Deutschland sind frustriert. Die Arbeitsbelastung in vielen Kliniken steigt in der Corona-Pandemie noch weiter. Dem politischen Applaus für ihren Einsatz folgte lange nicht mehr Geld.
"Ich glaube immer, dass alles gut wird. Irgendwann. Bloß wann, das ist die Frage." So sagte es zum Beispiel eine Krankenschwester, die auf einer Krebsstation arbeitet und Covid-19-Patienten betreut, neulich auf Deutschlandfunk Kultur. Kann der Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes dazu beitragen, dass die Situation besser wird? Und wie sieht es bei anderen Berufsgruppen aus?
Was heißt der Abschluss konkret für eine Intensivpflegerin?
Beispielsweise verdient eine 50-jährige Intensivpflegerin in Wechselschicht mit 25 Berufsjahren heute monatlich 3850,21 Euro brutto. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hat für die Deutsche Presse-Agentur ausgerechnet, was der Abschluss nun bedeutet: Ab dem 1. April 2021 verdienen Intensivpflegekräfte mit 25 Jahren Berufserfahrung monatlich 4075,98 Euro und ein Jahr später 4193,50 Euro.
Wie ist das bei Pflegekräften mit weniger Erfahrung?
Etwa eine 31-jährige Pflegefachkraft mit sieben Berufsjahren verdient heute monatlich 3337,47 Euro brutto. Ab dem 1. April 2021 verdienen Pflegekräfte mit sieben Jahren Berufserfahrung monatlich 3457,47 Euro und ein Jahr später 3568,44 Euro.
Wie kommen die Summen und die Unterschiede zustande?
Durch verschiedene Zuschläge und die verabredete lineare Steigerung. Für alle 2,3 Millionen Angestellten der Kommunen und des Bundes steigen die Löhne und Gehälter zum 1. April 2021 um 1,4 Prozent, ein Jahr später noch einmal um 1,8 Prozent. Eine neue Pflegezulage kommt für alle Pflegekräfte hinzu, in zwei Stufen werden ab März 2022 exakt 120 Euro pro Monat erreicht. Bereits heute gibt es eine Intensiv- und eine Wechselschichtzulage. Diese werden aufgestockt.
Reicht mehr Geld für echte Erleichterungen in der Pflege?
Wohl kaum. "Das ändert aber erst einmal nichts an dem großen Personalmangel in der Pflege", räumt selbst Verdi-Chef Frank Werneke nach dem Abschluss in Potsdam ein. Zwar sei mit dem Abschluss in den kommunalen Krankenhäusern finanziell das Niveau der Universitätskliniken erreicht. Etwa für Verdi gelte es nun aber, das Thema Personalmangel in der Pflege in den kommenden Monaten mit großem Nachdruck zu verfolgen.
Viel war von den Sparkassen die Rede - wie ist es hier?
Sogar separate Verhandlungen gab es in der nun abgeschlossenen Tarifrunde für die Sparkassen. Was verdient nun zum Beispiel ein 45-jähriger Bankkaufmann in einer Sparkasse mit 20 Berufsjahren? Das sind heute monatlich 4125 Euro brutto. Ab dem 1. Juli 2021 verdient er laut VKA monatlich 4182,75 Euro und ein Jahr später 4224,58 Euro.
Ist eigentlich bei den Beamten das Einkommen einheitlich?
Nein - die regionalen Unterschiede sind groß. Das zeigt ein Blick über die Tarifrunde hinaus, der auch die Länder umfasst. Aus dem neuen Besoldungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der der dpa vorliegt, ergibt sich: Ein Lebensmittelkontrolleur zum Beispiel kommt im Saarland auf rund 29 000 Euro im Jahr, wenn man das Grundgehalt der Eingangsstufe, Zulagen und Sonderzahlungen zusammenzählt. In Bayern sind es rund 33 170 Euro. Im Bund kommt man als Beamter in dieser Besoldungsgruppe A 7 auf 30 400 Euro.
Was verdienen Polizeihauptmeister und Studienräte?
Eine Polizistin verdient als Polizeihauptmeisterin im Saarland 33.070 Euro und in Bayern 36.850 Euro jährlich. Im Bund erreicht man in der Eingangsstufe der betreffenden Gruppe A 9 rund 34.840 Euro. Ein verbeamteter Lehrer wird als Studienrat in Mecklenburg-Vorpommern mit 49 030 Euro und in Bayern mit 59 160 Euro besoldet. Im Bund sind es in der Eingangsstufe dieser Gruppe A 13 rund 53 400 Euro.
Was folgert der DGB für die Beamten?
Der Bund will den Abschluss für die Angestellten wirkungsgleich für die Beamten übernehmen. Für DGB-Vize Elke Hannack sind Verbesserungen angesichts des Fachkräftemangels auch nötig. "Allein dem Bundesdienst gehen in den nächsten zehn Jahren altersbedingt über 30 Prozent der Beschäftigten verloren", sagt sie. Aber zugleich drifte die Besoldung auseinander. "Damit wird die Zahlkraft der einzelnen Dienstherren zum entscheidenden Kriterium im Wettbewerb um die besten Köpfe", meint Hannack. Nötig seien einheitlich gute Rahmenbedingungen.