Ärger um Stuttgart 21 Bahn-Vize Kefer räumt seinen Posten
Weil er wegen seiner Informationspolitik beim Großprojekt Stuttgart 21 in die Kritik geraten war, räumt der stellvertretende Bahnchef Volker Kefer seinen Posten im Vorstand.
Kefer habe den Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bahn, Utz-Hellmuth Felcht, informiert, dass er "für eine Verlängerung seines im September 2017 endenden Arbeitsvertrages nicht zur Verfügung" stehe, teilte das Unternehmen am Abend mit. Kefer werde bis zur Regelung seiner Nachfolge im Amt bleiben. Die Bahn bestätigte damit entsprechende Informationen der Deutschen Presse-Agentur.
Der 60-Jährige kümmert sich seit 2010 auch um das Milliardenprojekt Stuttgart 21. Nachdem vor zwei Wochen bekannte wurde, dass der bisherige Kosten- und Zeitplan für den Bau eines neuen unterirdischen Durchgangsbahnhofs samt Zubringerstrecken wahrscheinlich nicht zu halten ist, wuchs die Kritik an Kefer.
Angepeilte Inbetriebnahme in Gefahr
Aufsichtsrats-Vizechef Alexander Kirchner bemängelte, noch vor drei Monaten habe der Vorstand erklärt, es sei alles in Ordnung. Dies habe sich jetzt als falsch erwiesen. Kirchner ist auch Vorsitzender der Gewerkschaft EVG.
Bei Stuttgart 21 ist nach der jüngsten Bestandsaufnahme der Bahn die angepeilte Inbetriebnahme Ende 2021 in Gefahr. Es könnte dem internen Bericht zufolge bis zu zwei Jahre länger dauern. Außerdem ist der finanzielle Puffer von 500 Millionen Euro fast aufgebraucht. Bislang liegt der vom Aufsichtsrat festgelegte Finanzierungsrahmen bei 6,5 Milliarden Euro. Von den Projektpartnern sind knapp 6,0 Milliarden Euro als Investitionsbudget genehmigt.
Projekt noch immer umstritten
Bei dem Projekt sind laut Bahn-Gutachten seit Ende 2012 durch externe Faktoren Kostenrisiken in Höhe von 623 Millionen Euro hinzugekommen. Allein 166 Millionen Euro davon gingen auf das Konto von verzögerten Baugenehmigungen. Eine veränderte Tunnelbauweise, um Schäden durch das aufquellende Mineral Anhydrit zu vermeiden, schlägt mit 144 Millionen Euro zu Buche.
Obwohl längst an diversen Orten gebaut wird, ist das Projekt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt noch immer hoch umstritten. Der Kern ist der Umbau des Stuttgarter Kopfbahnhofs in eine unterirdische Station.
Bei den Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl im März hatte das Projekt noch einmal Spannungen hervorgerufen. Grüne und CDU konnten sich lange nicht auf eine Formulierung einigen, wie die Regierung mit möglichen Mehrkosten umgehen soll. Am Ende hieß es diplomatisch, in Gesprächen mit der Bahn halte man am Ziel fest, sich nicht über die vom Land zugesagten 930 Millionen Euro hinaus an dem Milliarden-Vorhaben zu beteiligen.