Jobsuche mit 45 plus So gestalten Sie Ihre Bewerbung richtig
Für Bewerber 45 plus ist es nicht einfach, einen neuen Job zu ergattern. Sie haben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Trotzdem: Mit diesen Tipps kann es klappen.
Sie sind erfahren, verfügen über viel Fachwissen und sind in der Lage, in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Das alles spricht für die Anstellung von älteren Arbeitnehmern. Personalverantwortliche kennen diese Vorteile und sind oft dennoch skeptisch gegenüber einem Bewerber im Alter von 45 plus. Doch Vorbehalte wie mangelnde Flexibilität oder veraltete Fachkenntnisse können ältere Job-Kandidaten im Vorstellungsgespräch häufig widerlegen. Damit sie dazu überhaupt die Gelegenheit bekommen, müssen sie zunächst mit ihren Bewerbungsunterlagen überzeugen.
Bewerben in Papierform oder online?
Grundsätzlich ist es besser, sich nicht in Papierform, sondern online zu bewerben - per E-Mail oder direkt auf dem Karriereportal des Unternehmens, wenn es diese Möglichkeit gibt. Damit können Bewerber von vornherein den Vorbehalt entkräften, sie seien technisch nicht auf der Höhe der Zeit.
In der Bewerbung selbst gilt dann: Das Anschreiben ist die Visitenkarte. "Es muss, wie bei jüngeren Bewerbern, fehlerfrei und klar strukturiert sein", sagt Christa Stienen. Sie ist Vizepräsidentin beim Bundesverband der Personalmanager (BPM). Das Anschreiben gehört nicht in die E-Mail. Bewerber sollten es gemeinsam mit dem Lebenslauf und den Zeugnissen als PDF-Dokument anhängen. In der E-Mail genügt ein kurzer Satz, dass der Empfänger die Bewerbungsunterlagen im Anhang findet.
Kurze Sätze wichtig
Auch wenn der Bewerber aufgrund seiner jahrelangen Berufserfahrung im Anschreiben vieles aufzählen könnte: Wichtig sind knappe, aber prägnante Aussagen. Im Idealfall ist das Anschreiben nicht länger als eine DIN-A4-Seite. "Ansonsten erweckt das schnell den Eindruck, ein Schwafler zu sein", sagt Georg Theis. Er arbeitet bei der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) Kaiserslautern und berät ältere Erwerbstätige bei der Jobsuche.
Der Lebenslauf sollte übersichtlich gestaltet sein. Gerade bei älteren Bewerbern empfiehlt es sich, zuerst die beruflichen Stationen und dann die Aus- und Weiterbildungen aufzuführen. "Mit der aktuellsten Tätigkeit sollte man beginnen und dann rückwärts sämtliche Stationen aufzählen", erklärt Katharina Heuer. Sie ist Geschäftsführerin bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP).
Kommt es aufgrund der überzeugenden Bewerbungsunterlagen zu einem Vorstellungsgespräch, ist vor allem eins angesagt: selbstbewusstes Auftreten. "Ältere Bewerber müssen klar zum Ausdruck bringen, welchen Mehrwert sie dem Unternehmen bringen und an was sie das festmachen", erklärt Kerstin Ercolino. Sie ist Beraterin bei der Talent- und Karriereberatung von Rundstedt. Kandidaten über 45 sollten deshalb sicher ihre beruflichen Erfolge referieren können.
Vorteile aufzählen
Zum Berufsleben gehören aber auch Misserfolge. Ältere Berufstätige haben sie alle schon erlebt und wissen, wo Fallen lauern. "Das haben sie jüngeren Arbeitnehmern voraus", erklärt Stienen. Mit Älteren spart ein Unternehmen gegebenenfalls viel Geld, weil ihnen bestimmte Fehler nicht mehr passieren. Das sollten ältere Bewerber deutlich machen.
Grundsätzlich ist es keine gute Idee, sich für sein Alter zu rechtfertigen. "Das Alter bringt Lebenserfahrung und vielfältige Kompetenzen mit sich. Der Bewerber sollte von seinen Vorteilen überzeugt sein", hebt Heuer hervor. Ältere Fachkräfte, die ihre Stelle verloren haben und nun auf der Suche nach einem neuen Job sind, sollten sich davor hüten, aufgrund ihrer Lage frustriert zu wirken - auch das kann abschreckend wirken. Äußert der Personaler den Vorbehalt, dass die Fachkenntnisse nicht mehr aktuell sind, widerlegen Bewerber das mit Beispielen. Man kann in dem Zusammenhang etwa darauf verweisen, dass man bestimmte Weiterbildungskurse absolviert hat", erklärt Stienen.
Ehrlich sein
Mancher Personaler hat auch Bedenken, dass ein älterer Bewerber mit mehreren Kindern nicht flexibel genug einsetzbar ist. Dann ist es wichtig, erklären zu können, welche Lösung man bei der alten Arbeitsstelle gefunden hat, wenn Überstunden anstanden. "Prinzipiell sollten Bewerber im Vorstellungsgespräch ehrlich sein", rät Stienen. Im Berufsalltag stellt sich schnell heraus, wenn Kandidaten zu dick aufgetragen haben. Ist das der Fall, überstehen sie häufig die Probezeit nicht.
Ebenfalls punkten können ältere Arbeitnehmer damit, dass sie bei Stress und Hektik souveräner und gelassener sind als Jüngere. Schließlich haben Ältere fast alles schon einmal erlebt und wissen, was wann zu tun ist.
Was Ältere Jüngeren ebenfalls voraushaben: Sie kennen aufgrund ihrer langen Berufserfahrung in ihrer Branche eine Vielzahl von Akteuren. Wer auf Jobsuche ist, sollte solche Kontakte nutzen. "Wichtig ist auch, sich in sozialen Medien zu präsentieren", sagt Stienen. Mit einem Profil bei Xing, LinkedIn & Co. haben Ältere eine gute Möglichkeit, sich mit ihren Fähigkeiten selbst zu vermarkten und so Interesse bei einem potenziellen Arbeitgeber zu wecken. Und es zeigt: Man ist noch auf der Höhe der Zeit.