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Nach Freitod von Bankern: Selbstmord-Serie schockiert Londons Finanzbranche


Banker-Sterben
Todes-Serie schockiert Londons Finanzbranche

t-online, sko

29.01.2014Lesedauer: 2 Min.
Der Verleger Rolf Becker (Foto aus dem Jahr 2005) starb im Alter von 93 JahrenVergrößern des Bildes
Der Verleger Rolf Becker (Foto aus dem Jahr 2005) starb im Alter von 93 Jahren (Quelle: Christoph Vohler/Wort & Bild Verlag/dpa)
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In den vergangenen Tagen wurde Londons Finanzbranche von mehreren Todesfällen erschüttert. Bei zweien davon wird zumindest gemutmaßt, dass es sich um Selbstmorde von Bankern handelte. Die Debatte um Überbelastung von Mitarbeitern der Geldinstitute, die durch weitere tragische Todesfälle im vergangenen Jahr ausgelöst wurde, erhält durch die jüngsten Ereignisse in der britischen Hauptstadt neue Nahrung.

Nachdem der 39-jährige Vize-Präsident der Investment-Technikabteilung von JPMorgan, Gabriel Magee, am Dienstag nach einem Sturz von einem Hochhaus der Bank im Londoner Büroviertel Canary Wharf gestorben war, folgte der nächste Schock auf dem Fuß.

Denn kurz darauf wurde bekannt, dass der frühere Deutsche-Bank-Manager und langjährige Weggefährte von Co-Chef Anshu Jain, William Broeksmit, bereits am Sonntag erhängt in seiner Wohnung aufgefunden wurde. In beiden Fällen schloss die Polizei Fremdverschulden aus. Erst eine Woche zuvor war der Leiter Kommunikation der Swiss Re in London, Tim Dickenson, unter bislang ungeklärten Umständen umgekommen.

Angesichts dieser Häufung wird schon längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand darüber spekuliert, ob die Überbelastung von Bankern und zu hoher Arbeitsdruck mitverantwortlich oder gar Auslöser solch tragischer Vorfälle sein könnten. So sind Großbanken dafür bekannt, dass gerade ihre Jung-Mitarbeiter nicht selten 100 Stunden pro Woche arbeiten, um in dem harten Auswahlverfahren der Geldhäuser nicht durchzufallen.

Auch die breite Öffentlichkeit nimmt Notiz

Spätestens durch den tragischen Tod eines 21-jährigen Praktikanten der Bank of America, der im November vergangenen Jahres in den USA offenbar völlig überlastet infolge eines epileptischen Anfalls gestorben war, wurden diese Arbeitsbedingungen auch der breiten Öffentlichkeit bewusst. Auch der Freitod des Finanzchefs der Schweizer Zurich Insurance, Pierre Wauthier, der Berichten zufolge unter dem aggressiven Ton bei dem Versicherer gelitten haben soll, sorgte in der weltweiten Finanzbranche für mehr Sensibilisierung für das Thema.

Als Reaktion haben einige Institute bereits Maßnahmen für eine bessere so genannte Work-Life-Balance ihrer Beschäftigten ergriffen. Einer neuen Regelung der Bank of America zufolge sollen Mitarbeiter künftig an mindestens vier Wochenendtagen im Monat frei haben. Auch die Betreuung von Praktikanten und Jung-Bankern wurde intensiviert. Weitere Großbanken wie Goldman Sachs, Merrill Lynch oder Credit Swiss haben bereits ähnliche Maßnahmen ergriffen.

Steigende Erfolgs-Erwartungen

Zu hoffen bleibt, dass die Versuche der Banken fruchten, ihre Mitarbeiter weniger Druck und Belastung auszusetzen, fruchten. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz zwischen den Geldhäusern scheint allerdings unklar, wie menschlichere Arbeitsbedingungen und eine bessere Work-Life-Balance bei gleichbleibenden oder gar steigenden Erfolgs-Erwartungen unter einen Hut zu bringen sind.

Denn was nützen einem aufstrebenden Jung-Banker mehr arbeitsfreie Wochenendtage, wenn er dadurch Gefahr läuft, die von ihm zu verantwortenden Aufgaben nicht mehr zu bewältigen, er im Wettbewerb mit seinen Kollegen ins Hintertreffen gerät und dadurch seinerseits enormem Druck ausgesetzt wird.

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