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Clevere Erfindung: Schlaf-Pods fürs Nickerchen im Büro


Beruf & Karriere
Röhren für Nickerchen: Ich bin mal eben im Schlaf-Pod!

spiegel-online, Spiegel Online

Aktualisiert am 26.09.2011Lesedauer: 3 Min.
Der Brite Jon Gray hat sich die Schlafröhren fürs Büro ausgedachtVergrößern des Bildes
Der Brite Jon Gray hat sich die Schlafröhren fürs Büro ausgedacht (Quelle: spiegel-online)
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Ärzte raten zum regelmäßigen Nickerchen im Büro. Doch nicht jeder Angestellte will vor den Augen seines Chefs dösen. Ein britischer Jungunternehmer bietet eine Lösung an: Er baut Schlaf-Pods - platzsparende Röhren zum Entspannen.

Lieferbar in allen Farben

Jon Gray steht vor einem Kartonstapel in seinem Büro und sucht nach einer Tür. "Hier", sagt er und zieht eine runde, rote Scheibe aus Plexiglas hervor. "Wir können sie in jeder Farbe liefern."

Schlafröhre fürs Büro

Der 29-jährige Brite ist Erfinder des "Schlaf-Pods". Seit diesem Sommer verkauft seine Firma Podtime die zwei Meter langen Schlafröhren, gedacht für die kleine Pause im Büroalltag. Die Montage übernimmt er selbst, deshalb stapeln sich in seinem Büro im Londoner Viertel Battersea Park die Verpackungen.

Das Design der Schlafröhren ist simpel: Sie enthalten eine abwaschbare Matratze, eine Leselampe und ein digitales Radio mit iPod-Dock. Man kriecht am Fußende in die Röhre hinein und kann den Eingang hinter sich mit einer Tür verschließen.

Auf Wunsch mit TV und Ledermatratze

Der Durchmesser von einem Meter ist großzügig genug, um keine Platzangst zu bekommen. Lüftungsschlitze an beiden Enden sorgen für frische Luft. Gegen Aufpreis werden die Röhren auch mit Fernsehern oder Ledermatratzen ausgestattet. Das Standardmodell kostet 1695 Pfund - also gut 1900 Euro.

Rückzug ins Mini-Schlafzimmer

Nach Grays Vorstellung sollen seine Mini-Schlafzimmer wie ein Möbelstück in Großraumbüros aufgestellt werden. Sie nehmen nicht viel Platz weg und schaffen einen geschützten Rückzugsraum für die Mitarbeiter. "In einem Großraumbüro fehlt jegliche Privatheit", sagt Gray. "In den Pods können sich die Kollegen zurückziehen, Tür zu, und sie haben ihre Ruhe."

Mittagsschläfchen für mehr Leistung

Auf ihrer Web-Seite preist die Firma die Vorteile des Ausruhens an: Studien hätten erwiesen, dass ein 15- bis 20-minütiger "Power Nap" beim Arbeiten die Leistungsfähigkeit erheblich erhöhe.

Die Idee kam Gray vergangenes Jahr, als er im Projektmanagement bei der Investmentbank Merrill Lynch im Londoner Finanzviertel Canary Wharf arbeitete. Viele Kollegen klagten über Müdigkeit und wünschten sich nichts sehnlicher als eine Pause. Es gab jedoch keinen Ort zum Entspannen.

Prototyp erfolgreich getestet

Gray bastelte einen Prototypen und vermietete die Schlafröhre während einer zweimonatigen Testphase im Frühjahr in der Canary Wharf. 5,99 Pfund kostete die halbe Stunde. 15 bis 20 Leute am Tag legten sich nach seinen Angaben tatsächlich hinein.

Selbstmontage wie bei Ikea

Doch überzeugte ihn das Mietkonzept nicht so recht, ihm schwebte Größeres vor. Zusammen mit dem Hotelier und Investor Paul Grindrod begann er, die Produktion und den Verkauf der Pods zu planen. Nun lässt er sich die Teile aus verschiedenen Regionen Englands zuliefern (Röhren aus fester Pappe, Endteile aus Plastik, Türen aus Plexiglas), macht eine Basismontage in seinem Büro und schickt die leicht veredelten Teile zum Kunden. Dieser übernimmt die Endmontage - wie bei Ikea.

Schlafplätze für die Nachtschicht

Soweit das Geschäftsmodell. Auf den ersten Kunden wartet das Zwei-Mann-Unternehmen jedoch noch. Er sei ja gerade erst gestartet, sagt Gray. Täglich führt er Gespräche mit Interessenten. Seinen ursprünglichen Fokus auf Banken und andere Großraumbüronutzer hat er etwas erweitert. Er wirbt jetzt auch bei Fußballclubs, Feuerwehrwachen und Krankenhäusern. "Für Leute, die Nachtschichten schieben, wäre der Pod ideal", sagt Gray.

Option auch für Hotels

Auch Hotels könnten ihr Zimmerangebot so erweitern. "Manche Hotelkunden brauchen nur ein Zimmer für wenige Stunden", sagt Hotelveteran Grindrod. "Denen reicht vielleicht ein Pod, wenn sie Geld sparen können". Die Hotel-Idee ist alt, sie stammt ursprünglich aus Japan, wo die "Capsule Hotels" in jeder größeren Stadt zu finden sind.

Auch im Westen gibt es erste Versuche mit Mini-Hotelzimmern, zu besichtigen etwa im Flughafenhotel Yotel in London-Heathrow. In New York bietet eine Firma namens MetroNaps müden Passanten einen Schlafsessel mit Dach zur stundenweise Miete an - im 22. Stock des Empire State Building.

Franchise-Partner in Frankreich

Doch niemand scheint so große Pläne für das Schlaf-Pod zu haben wie Gray. So überzeugt ist er von seiner Innovation, dass er ein Patent angemeldet hat. Auch einen Franchise-Nehmer in Frankreich hat er schon gefunden, der die Vermarktung der Röhren dort übernimmt. In Deutschland sucht er noch.

Alternative zu Etagenbetten in Jugendherbergen

Der Start-up-Unternehmer, standesgemäß in Jeans und Turnschuhe gekleidet, kann stundenlang über die möglichen Anwendungsmöglichkeiten seiner Erfindung reden. Große Hoffnungen setzt er auf ein Treffen mit dem britischen Jugendherbergsverband. Die Pods sind stapelbar und damit eine mögliche Alternative zu den Etagenbetten der Hostels.

"Die Zeit für die Schlaf-Pods wird kommen", sagt Gray. Wenn nötig, warten die beiden Partner auch ein ganzes Jahr auf ihren ersten Kunden. So lange reicht ihr Startkapital.

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