Eskalation droht EU klagt gegen Chinas angekündigte Strafzölle auf Brandy
Nachdem die EU-Staaten den Weg für Zusatzzölle auf chinesische E-Autos freigemacht haben, zieht Peking die Daumenschrauben an. Betroffen sind zunächst Hersteller von Branntwein.
Im anhaltenden Handelsstreit mit der Europäischen Union hat China Strafzölle auf Weinbrand (Brandy) aus Europa angekündigt. Ab Freitag müssten Importeure von Weinbrand aus der EU entsprechende Garantien beim chinesischen Zoll hinterlegen, teilte das Handelsministerium in Peking am Dienstag mit. Das betrifft zuvorderst Cognac – ein Weinbrand, der aus Weißweinen aus der Region um die gleichnamige Stadt in Westfrankreich gewonnen wird.
Zu der exakten Höhe machte das Ministerium keine Angaben. Es betonte, der Betrag orientiere sich an vom Zoll genehmigten Preisen sowie an Einfuhrsteuern.
China reagiert damit auf die Entscheidung der EU, zusätzliche Zölle auf Elektroautos aus China zu erheben. Die Zollaufschläge von bis zu 35,3 Prozent sollen spätestens Anfang November greifen. Grundlage dafür sind Vorwürfe der EU-Kommission, Peking verschaffe seinen Autobauern mit übermäßigen Staatshilfen einen unfairen Wettbewerbsvorteil – zum Nachteil europäischer Hersteller.
Die EU will das nicht hinnehmen und zieht gegen die chinesischen Strafzölle vor die Welthandelsorganisation (WTO). Die chinesischen Maßnahmen seien "unbegründet", teilte der Kommissionssprecher Olof Gill am Dienstag mit.
Bisher nur Drohungen, keine Zölle
China hatte bereits Anfang des Jahres eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen EU-Weinbrand eingeleitet, nachdem die EU ihre Prüfung von möglicherweise unlauteren Subventionen für chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen veranlasst hatte. Das chinesische Handelsministerium kam zu dem Schluss, dass die EU alkoholische Getränke zu unfairen Konditionen in China vermarkte.
Von Strafzöllen hatte das Land bislang abgesehen. Nach der Entscheidung der EU kündigte Peking jedoch dann Gegenmaßnahmen an.
Frankreich besonders betroffen
Die nun verhängten vorläufigen Anti-Dumping-Maßnahmen in Bezug auf Weinbrand treffen insbesondere Frankreich. Frankreich ist ins Visier der Führung in Peking geraten, da es Zölle auf in China hergestellte Elektroautos unterstützt. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte hingegen entschieden, dass Deutschland am Freitag in Brüssel gegen die Verhängung von Strafzöllen stimmte.
Im vergangenen Jahr kamen 99 Prozent der Weinbrand-Importe Chinas aus Frankreich, wobei die französischen Lieferungen ein Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro erreichten. Die Aktien von Pernod Ricard gerieten nach Bekanntwerden der Zölle, ebenso wie die von Remy Cointreau und LVMH, dem Eigentümer von Hennessy, unter Druck.
- Nachrichtenagentur AFP, dpa, Reuters