Kurswende der Notenbank EZB senkt erstmals seit 2019 die Zinsen
Seit September 2019 senkt die Europäische Zentralbank das erste Mal die Zinsen. Der Leitzins sinkt um 0,25 Prozentpunkte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) beschließt die Kurswende und senkt erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsen. Die Währungshüter um Notenbankpräsidentin Christine Lagarde verringerten den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.
Den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz, den Banken für das Parken von Geld bei der Zentralbank erhalten, senkte sie von bisher 4,00 auf 3,75 Prozent. Letztmalig hatte die Notenbank im September 2019 die Zinsen gesenkt. "Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", erklärte die EZB nun mit Blick auf den weiteren Kurs.
Mit ihrem Schritt nach unten folgt die EZB den Notenbanken in Kanada, der Schweiz und in Schweden, die die Zinsen bereits gesenkt haben. Die einflussreiche US-Notenbank Federal Reserve hält bislang noch die Füße still, weil sich die Inflation in den Vereinigten Staaten zuletzt als weiterhin sehr stark erwiesen hat.
- Die Geldpolitik der Zentralbank: Was der Leitzins der EZB mit Ihnen zu tun hat
Zinserhöhungen trugen zur Inflationssenkung bei
Auch in der Euro-Zone ist die Inflation noch nicht besiegt. Mit einer Teuerung von zuletzt 2,6 Prozent im Mai liegen Raten von mehr als zehn Prozent wie im Herbst 2022 aber inzwischen weit entfernt. Dazu trugen auch zehn Zinserhöhungen der EZB seit dem Sommer 2022 maßgeblich bei. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent an, die sie als optimales Niveau für die 20-Länder-Gemeinschaft erachtet.
Auch laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist es noch zu früh, einen Sieg über die Inflation auszurufen. Die Teuerungsrate werde wahrscheinlich bis ins nächste Jahr hinein über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank bleiben, sagte Lagarde am Donnerstag auf einer Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss.
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hatte zuletzt deutlich signalisiert, dass die Notenbank ihre straffe Zinspolitik etwas abschwächen könnte. Zugleich hatte er aber auch klargemacht, dass mit einer Zinssenkung der Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet ist.
In der jüngsten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hatten alle 82 befragten Volkswirte mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte gerechnet. Allerdings erwarteten sie in den kommenden Monaten auch eine vorsichtige Gangart der Euro-Wächter. Dafür dürfte auch sprechen, dass das Lohnwachstum im ersten Quartal überraschend kräftig ausgefallen war und bei den Dienstleistungen die Teuerung weiterhin hoch ist. Am Finanzmarkt war zuletzt mit maximal zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr gerechnet worden.
- Nachrichtenagentur Reuters