Branche unter Druck Deutsche Modekette meldet Insolvenz an
Die deutsche Modekette Sør hat Insolvenz angemeldet. Es ist nicht das erste Mal für das Unternehmen. Was das für die Filialen und die Mitarbeiter bedeutet.
Die deutsche Modekette Sør hat Insolvenz angemeldet. Das berichtet das Branchenmedium "Textilwirtschaft". Hinter der Marke Sør steht die Bonavest GmbH.
Das Unternehmen mit Sitz in Mönchengladbach hat turbulente Jahre hinter sich. Kurz vor der Corona-Pandemie hatte es schon einmal Insolvenz angemeldet. 2021 erfolgte dann die Übernahme der 24 verbliebenen Filialen durch die Firma Van Laack. Gründe für die erneute Schieflage der Kette sind nach eigenen Angaben die hohen Energiepreise und die geringere Kaufkraft der Kunden.
Die erneute Sanierung soll in Eigenverwaltung durchgeführt werden, teilte das Unternehmen mit. Sebastian Henneke, Partner der Kanzlei Streitbörger aus Duisburg, wurde dazu als Verwalter bestellt. Die Filialen sollen geöffnet bleiben. Die rund 100 Mitarbeitenden seien zunächst durch Insolvenzgeld der Arbeitsagentur abgesichert, hieß es weiter.
Es sind schwierige Zeiten in der Modebranche: Bereits im vergangenen Jahr mussten bekannte Ketten wie Peek & Cloppenburg, Bree, Gerry Weber und Hallhuber Insolvenz anmelden. Hinzu kam die erneute Insolvenz bei der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof.
Weitere Insolvenzen werden folgen
Und es dürften noch weitere Insolvenzen folgen: Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wird nach Einschätzung des Finanzinformationsdienstes Crif im laufenden Jahr wieder auf Vor-Corona-Niveau steigen. Nach einer Zunahme um gut ein Fünftel (22,4 Prozent) auf knapp 17.850 Fälle im vergangenen Jahr rechnet Crif nach Mitteilung vom Montag für 2024 mit 19.800 Unternehmensinsolvenzen. Das wären in etwa so viele wie in den Jahren vor der Pandemie (2018: 19.552, 2019: 19.005).
Amtliche Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2023 werden Mitte März erwartet. Von Januar bis November 2023 stieg die Zahl der Firmenpleiten der Wiesbadener Behörde zufolge zum Vorjahreszeitraum um knapp ein Viertel (23,2 Prozent) auf 16.264 Fälle. Im Gesamtjahr 2022 hatte das Bundesamt 14.590 Firmenpleiten gezählt. Zum Vergleich: Im Jahr der Wirtschaftskrise 2009 hatte es fast 33.000 Firmenpleiten hierzulande gegeben.
Trotz steigender Zahlen keine "Pleitewelle"
Von einer "Insolvenzwelle" könne daher trotz des Trends nach oben keine Rede sein, ordnete Crif-Geschäftsführer Frank Schlein ein: "Der Großteil der Unternehmen ist weiterhin finanziell gut aufgestellt, auch wenn eine steigende Anzahl an Großinsolvenzen zu weiteren Insolvenzen führen kann."
Regional betrachtet hätten die Zahlen im vergangenen Jahr mitunter allerdings "alarmierend" angezogen: so etwa in Bremen (plus 53,9 Prozent), wo es den Crif-Berechnungen zufolge auch die höchste Insolvenzdichte mit 113 Pleiten je 10.000 Unternehmen gab. Über dem Bundesschnitt von 59 Pleiten je 10.000 Firmen lagen auch Berlin (100), Hamburg (78), Nordrhein-Westfalen (76), das Saarland (70), Schleswig-Holstein (64) und Hessen (60). Die wenigsten Pleiten je 10.000 Unternehmen gab es im Jahr 2023 demnach in Thüringen (38).
- textilwirtschaft.de: "Sør geht in Eigenverwaltung"
- textilwirtschaft.de: "Sør schließt ein Drittel der Läden"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa