Mehr als 800 Millionen Jeder vierte Arbeitsplatz vom Klimawandel betroffen
Millionen Arbeitsstellen weltweit sind vom Klimawandel betroffen. In einigen Regionen und Branchen ist das Arbeitsplatzrisiko besonders hoch.
Mehr als 800 Millionen Arbeitsplätze weltweit sind der Unternehmensberatung Deloitte zufolge vom Klimawandel und der Energiewende betroffen – und damit ein Viertel der heutigen Erwerbsbevölkerung. "Das Arbeitsplatzrisiko ist im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika am größten, genauso wie das Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze", heißt es in der Deloitte-Studie, die bei der UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich vorgestellt werden sollte.
Besonders betroffen seien Jobs in Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Bergbau, Industrie, Transport- und Baugewerbe. Ein Teil dieser Branchen stehe aufgrund hoher CO2-Emissionen vor einem Umbruch, andere, wie etwa die Landwirtschaft, würden von Überschwemmungen, Hitze oder Unwettern bedroht, sagte Deloitte-Klimaexperte Bernhard Lorentz. Im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika seien über 40 Prozent der Arbeitskräfte in vulnerablen Branchen beschäftigt.
In der Deloitte-Studie wurden zunächst die Sektoren identifiziert, die ab heute (genau genommen ab 2021) und in Zukunft vom Klimawandel betroffen sind, und dann die aktuellen Arbeitsplätze in diesen Bereichen zusammengerechnet. Beispielsweise drücken zunehmende Hitzewellen die Produktivität im Bausektor stark, Arbeiterinnen und Arbeiter können von extremer Hitze zudem gesundheitliche Schäden davon tragen. Hitzewellen und Dürren führen weltweit außerdem zu Ernteausfällen im landwirtschaftlichen Sektor.
Dekarbonisierung könnte 300 Millionen Arbeitsplätze schaffen
Auch in Deutschland könnten viele Arbeitsplätze wegfallen, wenn keine arbeitspolitischen Maßnahmen getroffen werden. "Die Wirtschaft muss umgebaut werden, damit klimaneutral produziert werden kann", sagt Ines Österle, Nachhaltigkeits-Managerin im Deloitte Research Team. "Neue klimafreundliche Produkte müssen konzipiert werden. Auch laufende Produktionsprozesse müssen umgestellt werden." Die deutsche Automobilindustrie müsste beispielsweise die konventionellen Technologien mit klimafreundlichen Methoden ersetzen, so die Expertin.
Laut Deloitte-Klimaexperten Lorentz könnte eine aktive Gestaltung der Transformation bis 2050 mehr als 300 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze hervorbringen. "Davon 21 Millionen in Europa, 180 Millionen in Asien-Pazifik, 75 Millionen in Afrika und 26 Millionen in Amerika", sagte Lorentz. Die "vulnerablen Regionen" müssten besonders in die Entwicklung "einer "grünen" Arbeiterschaft" investieren. Ein schnellerer, geplanter Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft könnte für weltweit gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sorgen.
Deloitte-Partnerin Maren Hauptmann sagt: "Der Schlüssel sind Investitionen in die Kompetenzförderung – von der Schul- und Hochschulbildung bis zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Dies muss zu den Top-Prioritäten für Politik und Unternehmen gehören."
- Nachrichtenagentur dpa
- Gespräch mit Ines Österle von Deloitte