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Weltwirtschaftsprognose für 2023: IWF warnt vor Rezession in Deutschland


"Das Schlimmste kommt noch"
IWF prognostiziert Rezession in Deutschland

Von dpa, reuters
Aktualisiert am 12.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Containerfrachter im Hamburger Hafen: Im Euroraum soll das BIP laut IWF 2023 nur noch um 0,5 Prozent wachsen.Vergrößern des Bildes
Containerfrachter im Hamburger Hafen: Im Euroraum soll das BIP laut IWF 2023 nur noch um 0,5 Prozent wachsen. (Quelle: Markus Tischler/Imago Images)

Düstere Aussichten für 2023: Russlands Angriffskrieg und die Pandemie stellen die Weltwirtschaft vor riesige Probleme – auch in Deutschland.

Die globale Konjunktur wird sich nächstes Jahr weiter abkühlen. Ein Drittel der Weltwirtschaft dürfte bis 2023 in eine Rezession rutschen, heißt es im neuen Weltwirtschaftsbericht des Internationalen Währungsfonds, der in Washington veröffentlicht wurde. Als Hauptgrund nannte der IWF die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sprunghaft gestiegenen Preise, die die Kaufkraft der Verbraucher deutlich einschränken.

Die Weltwirtschaft stehe vor riesigen Herausforderungen, weil die Inflation hartnäckiger sei als gedacht und auch China an Zugkraft verliere. "Kurz gesagt, das Schlimmste kommt noch, und für viele Menschen wird sich 2023 wie eine Rezession anfühlen", sagte IWF-Ökonom Pierre-Olivier Gourinchas.

Die wichtigsten Wirtschaftsregionen schwächeln alle

Der IWF senkte zu Beginn der Beratungen seiner Mitgliedsstaaten diese Woche in der US-Hauptstadt erneut die Prognose für 2023. Demnach dürfte die Weltwirtschaft nur noch um 2,7 Prozent zulegen, im Juli wurden noch 2,9 Prozent erwartet. Für 2022 wird weiterhin mit einem Plus von 3,2 Prozent gerechnet. Gegenüber 2021 mit einem Wachstum von 6,0 Prozent sind das magere Werte.

Die wichtigsten Wirtschaftsregionen schwächeln alle. Europa ist besonders vom Krieg in der Ukraine betroffen. Die Gaspreise haben sich seit 2021 mehr als vervierfacht. In den USA schiebt der Konsum die Wirtschaft nicht mehr wie gewohnt an, und in China wirken sich Corona-Einschränkungen sowie Spannungen auf dem Immobilienmarkt negativ aus.

IWF erwartet Rezession in Deutschland und Italien

Anders als etwa Frankreich, Spanien und Großbritannien rechnet der IWF für Deutschland 2023 mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung – konkret von minus 0,3 Prozent. Damit wurde die Schätzung aus dem Juli um 1,1 Prozentpunkte reduziert.

Auch Italien dürfte nächstes Jahr ins Minus rutschen. Die USA werden 2022 und 2023 um 1,6 und 1,0 Prozent wachsen. Dabei wurde die Schätzung für dieses Jahr deutlich zurückgenommen. Für China sind die IWF-Experten einen Tick pessimistischer und rechnen 2022 und 2023 nun mit Wachstumsraten von 3,2 und 4,4 Prozent – wenig für chinesische Verhältnisse.

IWF-Chefvolkswirt Gourinchas betonte, dass die Prognosen derzeit noch außerordentlich unsicher seien. Die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft hänge entscheidend von der Geldpolitik, dem Verlauf des Krieges in der Ukraine und möglichen weiteren pandemiebedingten Störungen – zum Beispiel in China – ab. "Während sich Gewitterwolken zusammenbrauen, müssen die politischen Entscheidungsträger eine ruhige Hand bewahren", so Gourinchas.

Inflation könnte Ende des Jahres Höhepunkt erreichen

Der IWF rechnet zudem damit, dass die Inflation, die derzeit in vielen Ländern auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten liegt, Ende 2022 ihren Höhepunkt erreichen wird. Sie werde aber noch länger auf einem deutlich erhöhten Niveau bleiben. Weltweit dürften die Verbraucherpreise 2022 um satte 8,8 Prozent anziehen, 2023 immer noch um 6,5 Prozent.

Damit wurden die bisherigen Schätzungen noch einmal nach oben angepasst. 2024 werden dann 4,1 Prozent erwartet. Schwellen- und Entwicklungsländer werden dabei stärker betroffen sein als Industrienationen. Für sie ist der starke Dollar, der auf dem höchsten Niveau seit zwei Jahrzehnten liegt, ein großes Problem.

Warnung vor zu kräftigen Zinserhöhungen

Im Fokus stehen aktuell die Notenbanken, die zuletzt mit unüblich kräftigen Zinserhöhungen versuchten, wieder für eine stabilere Preisentwicklung zu sorgen. Hier besteht laut IWF das Risiko, entweder zu wenig zu machen oder auch zu viel. Zu kräftige Zinserhöhungen könnten das Wachstum über die Maßen abwürgen, ein zu langes Zögern könnte die Inflation nicht bändigen.

Es gehe dabei auch um die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken. Die Finanzpolitik sollte in der Energiekrise vor allem den Schwächsten der Gesellschaft zeitlich befristet helfen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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