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Nazi-Literatur bei Kaufland: Heftige Kritik an Supermarktkette – Statement missglückt


Missglücktes Statement
Nazi-Literatur sorgt für Kritik an Kaufland

Von t-online, jro

Aktualisiert am 10.10.2022Lesedauer: 2 Min.
Kaufland: Der Lebensmittelhändler hat ein neues Bier in seinem Sortiment.Vergrößern des Bildes
Kaufland: Wegen seines Onlinesortiments steht der Supermarkt in der Kritik. (Quelle: Michael Gstettenbauer/imago-images-bilder)

Ist Kaufland auf dem rechten Auge blind? In sozialen Netzwerken empören sich zahlreiche Nutzer über den Umgang mit rechtsextremen Werken im Onlinehandel.

Die Supermarktkette Kaufland ist wegen rechtsextremer Werke in ihrem Onlineshop in die Kritik geraten. Die Debatte hatte sich daran entzündet, dass das Unternehmen nach Beschwerden Artikel mit dem Antifa-Logo aus dem Angebot ihres Onlineshops gestrichen hatte, dort aber weiterhin zahlreiche rechte Publikationen, unter anderem Hitlers "Mein Kampf", zu finden waren.

Eine Stellungnahme des Supermarkts fachte die Kritik weiter an.

Rechtsextremes Magazin bleibt im Verkauf

Ihren Ursprung hatte die Kontroverse bereits am Freitag. Nachdem sich ein Nutzer bei Kaufland über den Verkauf von Produkten der Antifa beschwert hatte, bedankte sich das Unternehmen und erklärte, die Produkte seien "nach eingehender Prüfung" aus dem Sortiment entfernt worden. Der Beschwerdeführer, auf dessen Twitterprofil sich zahlreiche rechtsextreme Inhalte finden, kommentierte Kauflands Antwort ebendort mit "Sieg!".

In ihrem Statement macht die Supermarktkette darauf aufmerksam, dass der Onlineshop nach dem Marktplatzprinzip funktioniert – das heißt, auch externe Anbieter wie Buchhandlungen können ihre Produkte dort verkaufen.

Die Antifaschistische Aktion, kurz Antifa, ist heute keine Bezeichnung für eine einzelne Organisation. Sie wird von verschiedenen linksextremen Gruppen genutzt, die sich nach ihrem Selbstverständnis dem Widerstand gegen rechtsextreme Akteure verschreiben.

In dem sozialen Netzwerk verbreitete sich die Kaufland-Reaktion schnell und sorgte für eine Welle der Empörung. Zahlreiche Nutzer kritisierten, dass Kaufland Antifa-T-Shirts aus ihrem Onlinehandel verbanne, gleichzeitig aber rechtsextremes Propagandamaterial verkaufe. Insbesondere das Magazin "Compact" des Publizisten Jürgen Elsässer, das vom Verfassungsschutz als gesichert extremistisch eingestuft wird, stand dabei im Fokus der Beschwerden.

Kaufland gegen alle "extremen Meinungen"

Am Samstag reagierte Kaufland dann mit einer weiteren Stellungnahme. "Es kommt hier viel Kritik, weil wir rechtsextreme Magazine verkaufen, dann aber linksextremen Merch auf unserem Marktplatz sperren", heißt es dort. Kaufland verurteile jede Form der "extremen Meinungen" und halte diese für schädlich.

"Wir machen da, wo wir es können, von unserem Recht Gebrauch, solche Produkte umgehend auszulisten", erklärte das Unternehmen. Mit Blick auf das "Compact"-Magazin bemerkt Kaufland, dass ein Verkaufsstopp gar nicht umsetzbar sei, weil Magazine durch die Pressefreiheit geschützt seien – im Gegensatz zu T-Shirts und Jutebeuteln.

Juso findet Dutzende rechtsextreme Werke

In der Internet-Öffentlichkeit sorgte die Erklärung des Supermarkts dann für noch mehr Empörung – und das aus zwei Gründen. Erstens, weil das Statement eine Gleichsetzung von Antifaschismus mit "diskursschädlichem" Extremismus enthalte. "Können wir bitte Antifaschismus wieder normalisieren", schrieb etwa die deutsch-ukrainische Publizistin und Politikerin Marina Weisband und erhielt dafür Tausende Likes.

Zweitens bemerkten einige Nutzer bald, dass im Kaufland-Shop zahlreiche Bücher rechtsextremer Autoren zu finden seien und dass Beschwerden darüber seit Jahren keine Änderungen bewirkt hätten. Der Vorsitzende der Jusos Hamburg-Nord, Leo Schneider, trug daraufhin einige der Werke zusammen, darunter eine unkommentierte Version von Adolf Hitlers Propagandawerk "Mein Kampf" und Publikationen des Holocaustleugners David Irving.

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Kaufland reagierte auf die Veröffentlichungen und das Thema, das sich am Sonntagmorgen zu einem Trend in den deutschen Twitter-Themen entwickelt hatte, offenbar mit einer groß angelegten Löschaktion. Die von Schneider gefundenen Werke wurden binnen Stunden aus dem Onlineshop entfernt. Auch das Magazin "Compact" ist über die Marktplatz-Suche derzeit nicht mehr zu finden.

Das Unternehmen hat sich seither nicht zu den Vorwürfen geäußert. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" erklärte Kaufland aber, ihr Sortiment und die Entscheidungsprozesse auf den Prüfstand stellen zu wollen.

Verwendete Quellen
  • twitter.com: Beiträge von Kaufland (1 & 2)
  • twitter.com: Beitrag von "Schwabenjunge"
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