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Gefühlte Inflation: Warum nehmen wir Preiserhöhungen intensiver wahr?


Gefühlte Inflation
Darum nehmen wir Preiserhöhungen intensiver wahr

t-online, Marc Stöckel

Aktualisiert am 22.04.2023Lesedauer: 2 Min.
Negative Ereignisse werden häufig intensiver wahrgenommen und bleiben eher im Gedächtnis.Vergrößern des Bildes
Negative Ereignisse werden häufig intensiver wahrgenommen und bleiben eher im Gedächtnis. (Quelle: Drazen Zigic/getty-images-bilder)

Die Inflationsrate verharrt auf hohem Niveau, aber die gefühlte Inflation ist noch deutlich höher. Wie ist das zu erklären?

In letzter Zeit ist der Begriff der Inflation bei vielen Menschen besonders präsent. Kein Wunder, lag die gemessene Inflationsrate im Jahr 2022 bei rekordverdächtigen 7,9 Prozent. Noch weitaus höher fällt hingegen die gefühlte Inflation aus, die laut einer Umfrage im selben Jahr sogar auf 34,2 Prozent kletterte. Doch was ist die Erklärung für diese große Differenz?

Deshalb ist die gefühlte Inflation höher als die gemessene

Im Gegensatz zur gemessenen Inflationsrate, der die Preise für einen allgemeinen Warenkorb zugrunde liegen, basiert die gefühlte Inflation auf etwas anderem: der vom Konsumenten subjektiv wahrgenommenen Preisveränderung der bevorzugt erworbenen Güter oder Leistungen. Die verzerrte Wahrnehmung hat mehrere Ursachen.

Als Erklärung für die gefühlte Inflation finden Sie nachfolgend einige der wichtigsten Gründe:

  • Der Mensch nimmt negative Ereignisse intensiver wahr als positive. Preissteigerungen bleiben uns folglich länger im Gedächtnis. Stabile oder gar sinkende Produktpreise geraten hingegen schnell in Vergessenheit oder fallen gar nicht erst auf.
  • Da wir Produkte des täglichen Bedarfs häufiger kaufen, nehmen wir deren Preiserhöhungen schneller wahr, als dies bei langlebigen Gütern wie beispielsweise Kraftfahrzeugen oder Computern der Fall ist. Werden Benzin oder Milchprodukte teurer, so fallen diese bei der gefühlten Inflation stärker ins Gewicht.
  • Steigen die Preise einer bestimmten Produktklasse stetig an, so schreiben wir dies gewöhnlich der Inflation zu. Tatsächlich gelten jedoch ebenso Qualitäts- oder Leistungssteigerungen als mögliche Erklärung für die Preiserhöhungen. Zum Beispiel sind Smartphones in den letzten Jahren in immer höhere Preisregionen vorgedrungen. Dafür sind die Geräte heute aber auch leistungsfähiger und mit zusätzlichen Features ausgestattet, die es früher nicht gab.
  • Zahlungen für Waren oder Leistungen, die wir per Lastschrift oder Dauerauftrag direkt von unserem Bankkonto abbuchen lassen, gehen oftmals an unserer Wahrnehmung vorbei. Da wir diese Transaktionen nicht selber aktiv tätigen, geraten sie in Bezug auf die gefühlte Inflation schnell in Vergessenheit.
  • Die gemessene Inflation basiert auf der Preisentwicklung einer bestimmten Auswahl an Waren und Dienstleistungen. Diese unterscheidet sich jedoch unter Umständen massiv von Ihrem persönlichen Konsumverhalten. Sind Sie beispielsweise viel mit dem Auto unterwegs, so steigt Ihre gefühlte Inflation aufgrund steigender Benzinpreise stärker an als für eine Person, die vorwiegend zum Fahrrad greift.
  • Die Angabe der Inflationsrate bezieht sich immer auf einen Zeitraum von genau einem Jahr. Unsere Erinnerungen an vergangene Preiserhöhungen reichen jedoch deutlich darüber hinaus. Liegt die letzte Preissteigerung eines Produktes beispielsweise 1,5 Jahre zurück, so erinnern wir uns oftmals noch sehr gut daran. Bei der Berechnung der aktuellen Inflation spielt diese jedoch keine Rolle mehr.

Dies ist lediglich ein Auszug möglicher Ursachen dafür, dass die gefühlte Inflation für die meisten Menschen deutlich höher liegt als die gemessene Inflationsrate. Die aufgelisteten Aspekte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Verwendete Quellen
  • ecb.europa.eu: "Was ist Inflation?" (Stand: 20.04.2023)
  • destatis.de: "Inflationsrate im Jahr 2022 bei +7,9 %" (Stand: 17.01.2023)
  • idw-online.de: "Warum die gefühlte Inflation so viel höher ist - Laut Umfrage der IU Internationalen Hochschule liegt sie bei 34,2 %" (Stand: 04.10.2022)
  • Eigene Recherche
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