Steigende Preise Ökonom fürchtet 10-Prozent-Inflation im Winter
Das Statistische Bundesamt hat seine Prognose bestätigt: Der Preisauftrieb hat sich im Juli abgeschwächt. Der Winter könnte aber deutlich härter werden.
Nach der Einführung von 9-Euro-Ticket und der Spritsteuersenkung ist die Inflation in Deutschland den zweiten Monat in Folge auf hohem Niveau leicht gesunken. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden nach einer zweiten Schätzung mitteilte.
Eine erste Erhebung wurde damit wie erwartet bestätigt. Im Juni waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 7,6 Prozent gestiegen und im Mai um 7,9 Prozent.
Im Monatsvergleich stiegen die deutschen Verbraucherpreise im Juli um 0,9 Prozent, wie das Bundesamt weiter mitteilte. Die für europäische Vergleichszwecke harmonisierte Inflationsrate (HVPI) lag im Juli bei 8,5 Prozent. Auch in dieser Betrachtung wurde die erste Schätzung wie erwartet bestätigt.
Inflation könnte ab September wieder steigen
Preissprünge bei Energie infolge des Ukraine-Krieges und steigende Lebensmittelpreise heizen die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft seit geraumer Zeit an. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sich diese für einen Euro weniger leisten können.
Die Bundesregierung versucht, die Menschen unter anderem mit dem Anfang Juni eingeführten 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und der Senkung der Energiesteuer auf Sprit zu entlasten. Zudem müssen Stromkunden seit 1. Juli die Förderung des Ökostroms nicht mehr über die Stromrechnung zahlen. Weitere Entlastungsmaßnahmen sind in der Diskussion.
Ökonomen rechnen in den kommenden Monaten mit wieder anziehenden Teuerungsraten, auch weil Spritsteuersenkung und 9-Euro-Ticket bislang bis Ende August befristet sind. Um ein mögliches Folgeangebot des Billig-Fahrscheins wird in Berlin noch gerungen (mehr dazu lesen Sie hier).
10-Prozent-Inflation im Winter möglich
"Die gegenüber den Vormonaten im Juli auf 7,5 Prozent gesunkene Inflation ist nur ein Zwischentief", sagt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. "Ab September ist wieder mit einer Beschleunigung der Inflation zu rechnen."
Das Auslaufen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts im September dürften dann rechnerisch zu fast 1,5 Prozentpunkten zusätzlicher Inflation beitragen. Je nachdem, wie hoch die beschlossene Gasumlage ausfalle, könne die Inflationsrate im Winter sogar die 10-Prozent-Marke erreichen.
- Nachrichtenagentur dpa-AFX
- Schriftliches Statement von IMK-Direktor Sebastian Dullien