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Trump, Xi und Putin: Diese KI-Bilder sind brandgefährlich!


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Moderne Bedrohung
Diese Bilder von Trump sind brandgefährlich

  • Nicole Diekmann
MeinungVon Nicole Diekmann

Aktualisiert am 23.03.2023Lesedauer: 4 Min.
1441811414Vergrößern des Bildes
Donald Trump (Archivbild): Im Netz kursieren Bilder, die Trumps Festnahme zeigen. Sie wirken echt, sind aber vom Computer erstellt. (Quelle: Joe Raedle/getty-images-bilder)

Donald Trump bei der Festnahme? Putin kniet vor dem chinesischen Präsidenten Xi? Können wir unseren Augen noch trauen? Leider nein, sagt Nicole Diekmann.

Donald Trump geistert mal wieder durch die Medien. Klar, weil er der erste Ex-Präsident sein könnte, gegen den Anklage erhoben wird. Aber auch, weil Trumps Ankündigung, er würde verhaftet werden, tatsächlich eingetreten ist. Zumindest, wenn man nicht so ganz genau hingeguckt hat. Denn seit gestern kursiert ein Bild vom Ex-Präsidenten, wie er sichtbar gegen seinen Willen von Polizisten weggetragen wird.

Schaut man genau hin, sieht man: Das ist ein Fake. Oder, wie der als notorischer Lügner überführte Trump es formulieren würde: Das Bild zeigt "alternative Fakten". Damit, also mit der Unwahrheit, haben er und seine Fans seit jeher gearbeitet. Es ist Teil seines Geschäftsmodells. In Reden, auf Twitter, nach der angeblich gestohlenen Wahl – immer wieder, immer unverhohlen und schamlos, und das recht erfolgreich. Allerdings nur eine Zeit lang und, zumindest für an der Wahrheit Interessierte, meist eindeutig als das identifizierbar, was es war: glatte Lügen.

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Das Bild von Trumps angeblicher Festnahme aber zeigt: Künstliche Intelligenz spielt dieser Strategie in die Hände. Oder anders: KI kann im Team Trump spielen. Zwar ist die Fälschung noch nicht perfekt. Trumps Haare fallen in einem seltsamen Winkel und sind zudem das, was wir Fernsehleute "geblurrt" nennen: Sie sind unscharf. Darin zeigen sich kleine Schwachstellen der künstlichen Intelligenz. Noch.

Wie gesagt: Schaut man genau hin, erkennt man es. Ich gebe offen zu: Ich habe es gestern nicht sofort erkannt. Denn ich hatte, manchmal ist es so verstörend einfach, meine Brille nicht auf. Schaut man aus anderen, total menschlichen und profanen Gründen nicht genau hin, etwa aus Zeitnot oder nur oberflächlichem Interesse, wirkt es aber einigermaßen realistisch. Natürlich auch, weil Trump es ja schon angekündigt hatte.

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politikberichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf Twitter – wo sie über 120.000 Fans hat. Dort filetiert sie politische und gesellschaftliche Aufreger rund ums Internet. Ihr Buch "Die Shitstorm-Republik" ist überall erhältlich, ihr Blog findet man hier.

Das ist, abgekoppelt von Donald Trump, gefährlich. Ziemlich gefährlich sogar. Trumps Anhänger neigen bekanntermaßen zur Eskalation. Genau deshalb verkündete Trump am Wochenende ja auch, dass seine Verhaftung bevorstehe: um die Massen aufzuwiegeln. In einer derart aufgeheizten Stimmung kann solch ein Foto der entscheidende Tropfen Spiritus sein, der alles zum Brennen bringt.

Genau diese Anhängerschaft hat, so wie wir alle, Zugriff auf gar nicht mal so komplexe Systeme, mit deren Hilfe man relativ schnell jeden Quatsch zusammenbasteln kann. Und dabei führt die Maschine das aus, was der Mensch will. Die fragt nicht nach Anstand.

Journalisten müssen genauer hinschauen. Aber das wird nicht immer reichen

Nun ist es natürlich ein Unterschied, ob ich dieses Thema beim Käffchen anspreche oder zum Beispiel beruflich. Ich würde für mich in Anspruch nehmen, dann noch mal doppelt und dreifach so scharf hinzuschauen. Mit Brille. Nicht nur mit der reellen auf meiner Nase, sondern auch mit der professionellen. Das aber tut nicht jeder, natürlich nicht.

Wir alle wissen seit Jahren, wie schnell Leute schon auf falsche Accounts in den sozialen Medien hereingefallen sind. Auch uns Journalisten passiert das immer mal wieder. Dann verbreiten wir unabsichtlich Fake News, die für Demokratien auch dann ein Risiko darstellen, wenn die weltpolitische Lage nicht so angespannt ist wie momentan.

Wenden wir unseren Blick vom irren, glücklicherweise derzeit aber nicht mehr ganz so gefährlichen Ex-Politiker hin zu einem anderen, amtierenden. Zu Wladimir Putin und seinem Krieg gegen die Ukraine.

Auch von ihm kursiert seit gestern ein Bild, das für reichlich Gesprächsstoff sorgt und das eine US-Tech-Journalistin sehr detailliert und kenntnisreich ebenfalls als Fake entlarvt:

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Auf diesem Bild sehen wir den Kriegstreiber Putin von der Seite, wie er unterwürfig vor seinem mächtigen Verbündeten, dem chinesischen Präsidenten, kniet und seinen Kopf in dessen Schoß gräbt. Ein verstörendes Bild. Und auch nicht echt, wenn auch weniger offensichtlich als beim Bild von Trump.

Das ist brandgefährlich: Es ist brandgefährlich, wozu die stetig dazulernende KI schon jetzt in der Lage ist.

Und Menschen. Russland führt einen Krieg, Putin droht immer wieder mit dem Einsatz von Nuklearwaffen.

Aber auch mehrere Ebenen darunter ist das problematisch. Denn Bilder rufen viel stärkere Gefühle in uns hervor als Texte. Und noch längst nicht ist uns allen klar, wie gut Bilder schon jetzt lügen können.

Ein Albtraum für Promis – aber auch für jeden von uns

Was bedeutet das für Promis? Wie schnell lässt sich irgendeine Affäre, irgendein komplett gesellschaftlich verachtetes Verhalten zusammenmontieren? Wer will denn da noch unterscheiden, was echt und was unecht ist? Zumal, machen wir uns nichts vor, die Yellow Press auch vor KI kein Hort hundertprozentig seriöser Berichterstattung war.

Und, auch eine drängende Frage: Was bedeuten diese schier unendlichen Möglichkeiten der Lüge für unsere Kinder? Die ja sowieso, sozialisiert durch diverse Filter bei TikTok, Snapchat und Instagram, viel weniger Hemmungen haben, an der Realität zu schrauben. Kinder können grausam sein, und Kinder können sehr leiden unter einem schlechten Fremdbild.

Allein deshalb müssen wir sehr genau hinschauen. Präzise wie Maschinen. Kühler Kopf, scharfer Blick, zweiter oder dritter Check, immer interessiert an möglichst seriöser Analyse, das muss unser Anspruch sein. Kurz: das exakte Gegenteil von Donald Trump.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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