"Aufrufe zu Gewalt" Trump-Fans formieren sich im Netz – Facebook greift durch
Die US-Wahl ist gelaufen. Jetzt werden die Stimmen ausgezählt. Dabei zeichnet sich jedoch ein Ergebnis ab, das vielen Trump-Anhängern nicht passt. Auf Facebook ruft eine Gruppe zum gewaltsamen Widerstand auf – und mobilisiert damit hunderttausende enttäuschte Trump-Fans.
In der US-Wahl zeichnet sich in mehreren entscheidenden Staaten ein knapper Sieg des demokratischen Kandidaten Joe Biden ab. Amtsinhaber Donald Trump spricht offen von Wahlbetrug, ohne dafür Belege zu liefern. Doch seine Anhänger glauben ihm.
In der Facebook-Gruppe "Stop the Steal" ("Stoppt den (Wahl-)Diebstahl") riefen Trump-Unterstützer dazu auf, zu tun, "was immer nötig ist", um "die Integrität der Wahlen zu sichern". Die Botschaft kam an: Quasi über Nacht hatte die Facebook-Gruppe mehr als 360.000 Mitglieder gewonnen, ehe sie von dem Netzwerk geschlossen wurde.
"Besorgniserregende Aufrufe zur Gewalt"
Die Gruppe habe die "Delegitimierung des Wahlprozesses" angestrebt, teilte Facebook am Donnerstag mit. Einige ihrer Mitglieder hätten "besorgniserregende Aufrufe zur Gewalt" geäußert. Außerdem wurden in der Gruppe massenhaft Falschnachrichten verbreitet. Im Einklang mit den außergewöhnlichen Maßnahmen, die Facebook in einer Zeit der "erhöhten Spannungen" ergreife, sei die Gruppe daher gelöscht worden.
Laut dem US-Magazin "Vice" kam die Reaktion jedoch zu spät: Die Betreiber der Gruppe hätten bereits vorgesorgt und die zahlreichen Mitglieder dazu aufgerufen, sich in einen E-Mail-Verteiler einzutragen, um über geplante Aktionen und Proteste auf dem Laufenden zu bleiben.
Bewaffnete Trump-Fans bedrängen Wahlhelfer
Die Stimmung in den USA ist angespannt. Viele Trump-Anhänger ziehen die sich abzeichnenden Ergebnisse der US-Wahl offenbar ernsthaft in Zweifel. Dabei gibt es keinerlei Hinweise auf eine systematische Manipulation. Entsprechende Gerüchte in den Sozialen Medien entpuppen sich immer wieder als grobe Falschdarstellung.
In Städten wie Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, in Phoenix, Arizona, in Philadelphia, Pennsylvania und Detroit, Michigan, versammelten sich zum Teil bewaffnete Trump-Anhänger vor den Gebäuden, wo noch immer die Stimmen ausgezählt werden. In all diesen Staaten deutet sich ein knappes Ergebnis an – mit Joe Biden als dem möglichen Gewinner.
Unhaltbare Vorwürfe: Twitter versteckt Trump-Tweets
Trump hatte den Demokraten in der Wahlnacht vorgeworfen, ihm den Sieg "stehlen" zu wollen. Beweise für diese Vorwürfe nannte er nicht. Das Wahlkampfteam des Amtsinhabers, der im erbittert geführten Präsidentschaftsrennen derzeit hinter seinem Herausforderer Joe Biden liegt, hat in mehreren Bundesstaaten Klagen eingereicht, um einen Stopp der Stimmauszählung zu erzwingen.
"Stoppt die Auszählung", schrieb der Präsident am Donnerstag erneut im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Stoppt den Betrug", fügte er später hinzu. Twitter versteckte den Tweet – wie bereits bei anderen Kurzbotschaften des Präsidenten – hinter dem Warnhinweis, die Inhalte seien "umstritten und möglicherweise irreführend". Auch Facebook hatte Äußerungen Trumps zur Briefwahl in der Wahlnacht als "irreführend" eingestuft.
- Nachrichtenagentur AFP
- Vice: "A GOP-Linked 'Stop the Steal' Facebook Group Is Gaining Thousands of Members a Minute"