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Indiana Jones und der Große Kreis im Test: Abenteuer, Rätsel und Nostalgie


"Indiana Jones und der Große Kreis" im Test
Der ewige Kampf gegen Kirche und Nazis


06.12.2024Lesedauer: 5 Min.
Held mit Peitsche und Hut: "Indiana Jones und der Große Kreis" hat alle wichtigen Zutaten für ein gutes Abenteuer.Vergrößern des Bildes
Held mit Peitsche und Hut: "Indiana Jones und der Große Kreis" hat alle wichtigen Zutaten für ein gutes Abenteuer. (Quelle: Bethesda)
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"Indiana Jones" ist zurück und die Vorfreude der Fans kann größer kaum sein. Kann das Spiel den hohen Erwartungen gerecht werden? Wir haben es vorab getestet.

Da da da daaa, da da da. Und zack, sind wir drin im Spiel. Indiana Jones ist zurück – als wäre er nie weg gewesen. Als hätten wir nicht 20 oder gar 30 Jahre auf einen Indy-Film oder ein Spiel gewartet, das uns so sehr mitreißt wie die Titel von damals. Doch halt, wir müssen die Erwartungen herunterfahren. Wie oft wurden wir enttäuscht – zuletzt durch den Kinofilm "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" im vergangenen Jahr. Dieses Mal kann es nur besser werden, oder?

Nun also "Indiana Jones und der Große Kreis" als First-Person-Einzelspieler-Abenteuer. Zumindest auf dem Papier ist alles dabei, was es für ein gutes Indy-Spiel braucht: Archäologie, die Kirche, Nazis, eine Frau und eine Peitsche. Und natürlich – fast vergessen – der Hut. Selbst der aus den Filmen bekannte Marcus Brody ist dabei. Eigentlich kann nichts schiefgehen. Eigentlich.

Story: der ewige Kampf gegen Kirche und Nazis

Aber eins nach dem anderen: Die Geschichte ist zwischen den Ereignissen der Filme "Jäger des verlorenen Schatzes" und "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" angesiedelt. Im Jahr 1937 arbeitet Henry "Indiana" Jones als Professor im Marshall College in Bedford im US-Bundesstaat Connecticut. Eines Nachts überrascht er einen Einbrecher, der ein mysteriöses Artefakt stiehlt, das Indy erst kürzlich von einer Expedition mitgebracht hat. Die Spur des Angreifers führt nach Vatikanstadt – also nichts wie hin.

In Rom angekommen, treffen wir mit Vater Antonio einen alten Freund und Verbündeten, der uns hilft und den Weg weist. Wir lösen Rätsel und entdecken Geheimgänge, typisch Indiana eben. Leider ist der Tunnel zu dunkel, zum Glück steht eine Kerze auf dem Tisch – sagt zumindest Vater Antonio. Blöderweise ist da keine Kerze.

Also zurück in den anderen Raum. Auch nichts. "Nimm doch die Kerze auf dem Tisch", hören wir unseren Freund aus der Ferne. In der Bibliothek vielleicht? Auch nichts. "Bestimmt können wir diese Kerze hier benutzen", kommt erneut der gut gemeinte Tipp. Langsam nervt es. Nach fünf Minuten Suche und mindestens 25 weiteren Hinweisen von Vater Antonio laden wir einen alten Spielstand neu und finden die Kerze. Sie liegt neben dem Tisch in der Ecke, ist wohl versehentlich heruntergefallen.

Gameplay: Schleichen, Kämpfen, Puzzeln

Überhaupt liegen in der Welt von "Indiana Jones und der Große Kreis" ziemlich viele Dinge einfach so herum – Hammer, Rohrzangen, Besen und ohne Ende leere Flaschen. Diese können wir benutzen, um Wachen irgendwohin zu locken und abzulenken, mit den anderen Gegenständen schlagen wir sie von hinten k. o. – oder auch von vorn, wenn wir uns nicht leise genug angeschlichen haben. Dank der Peitsche können wir Gegner aus der näheren Distanz entwaffnen und kurz betäuben.

Wir finden Verbände, mit denen wir uns heilen können. Brot verschafft uns einen Gesundheitsbonus und Obst bringt mehr Ausdauer zum Kämpfen, Sprinten, Klettern oder um ohnmächtig geschlagene Wachen woanders hinzutragen – denn das ist in diesem Spiel alles anstrengend. Mithilfe von Büchern können wir spezielle Eigenschaften freischalten, falls wir die dafür benötigten Abenteuerpunkte durch fleißiges Erkunden gesammelt haben. Gelegentlich finden wir sogar etwas Munition für unseren Revolver, den wir aber ohnehin nie benutzen.

Das ist alles nicht besonders einfallsreich und wird schnell eintönig. Dass im Vatikan der 1930er-Jahre in jedem Zimmer ein Hammer, ein Besen und mindestens drei leere Flaschen liegen, ist auch nicht besonders glaubwürdig und trägt nicht unbedingt zur sogenannten Immersion bei – also dem Eintauchen in die Spielwelt. Indiana Jones hin oder her. Doch dann zücken wir die Peitsche, schwingen mit der uns so vertrauten und Indy-typischen Tollpatschigkeit über einen Abgrund – und alles ist vergeben und vergessen.

Denn das Spiel lebt von genau dieser Unaufgeregtheit. Es geht nicht wie in etlichen anderen Spielen darum, möglichst viele Wachen auszuschalten oder einen Auftrag nach dem anderen abzuarbeiten. Es geht darum, Rätsel zu lösen – kleine wie große. Schleichen, Kämpfen, Puzzeln. Wer sich darauf einlässt, kann sich je nach eingestelltem Schwierigkeitsgrad entweder zurücklehnen und der spannenden Story folgen – oder es sich schwer machen und das Rätsel um den Großen Kreis auf eigene Faust lösen. Ohne Hinweise, ohne dauerhafte Markierungen auf der Karte. So richtig mit Nachdenken.

Hin und wieder mischt sich sogar der aus den Filmen gewohnte Humor in die Dialoge – nicht aufdringlich, sondern eher dezent. Dafür aber umso wirkungsvoller. Auch andere typische Indy-Momente bleiben nicht aus: Das mehrere hundert Jahre alte Grab lässt sich nicht öffnen. Vielleicht müssen wir diesen Hebel drehen? Mist, abgebrochen.

Plötzlich erscheinen Risse in der Decke. Die ganze Grabkammer droht einzustürzen, doch am Ende fällt eine große Statue auf das antike Grab, dieses zersplittert in seine Einzelteile und legt sein Geheimnis frei. Glück gehabt? Geht so, denn kurz darauf stürzt die Decke trotzdem ein und wir nehmen Peitsche und Beine in die Hand – und den Hut nicht vergessen.

Grafik: ein alter Hut mit einer Ausnahme

Apropos (alter) Hut: Etwas angestaubt wirken bei "Indiana Jones und der Große Kreis" nicht nur die Skelette und Artefakte, sondern auch die Grafik. So schön die riesigen und detaillierten Gebiete Vatikanstadt, der dichte Dschungel von Sukhothai oder die Pyramiden von Gizeh auch sind – die Darstellung der Charaktere wirkt – wie in allen Bethesda-Spielen eigentlich – etwas hölzern.

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Während man sich bei Indiana Jones und anderen Hauptcharakteren sichtlich viel Mühe gab, wirken andere Figuren, die keine große Rolle spielen, mitunter sehr emotionslos und steif. Das tut dem Spielspaß keinen Abbruch, fällt an manchen Stellen aber negativ auf und trübt ein wenig die Stimmung. Schade!

Dennoch sieht man dem Spiel an, dass bei der Gestaltung der Schauplätze sehr genau auf Authentizität und historische Genauigkeit geachtet wurde. Auch Kleidung und Sprache der Charaktere tragen sehr zum nostalgischen Indy-Gefühl der 1930er-Jahre bei.

Fazit: "Uncharted" trifft auf “Dishonored"

Im neuen Abenteuer von Indiana Jones geht es ums Schleichen, Kämpfen und Puzzeln – nicht mehr und nicht weniger. Doch das funktioniert hervorragend. Wer einen actiongeladenen Ego-Shooter erwartet, dürfte enttäuscht werden. Dafür werden sich vor allem Fans des Kult-Archäologen sowie alle anderen freuen, die auf ein spannendes Abenteuer und eine tolle Geschichte hoffen. Das alles, gepaart mit dem typischen Indy-Feeling und dem gewohnten Humor der Filme, macht großen Spaß.

Das Schönste an dem Spiel ist aber eigentlich die Möglichkeit, es so spielen zu können, wie man selbst möchte. Sind die Rätsel zu leicht oder zu schwer? Wollen wir lieber an die Hand genommen und geführt werden oder die historischen Schauplätze auf eigene Faust erkunden? Nicht jeder ist zum Entdecker geboren, so manch einer möchte sich auch einfach nur berieseln lassen. Bei "Indiana Jones und der Große Kreis" geht beides.

"Indiana Jones und der Große Kreis" ist ab dem 9. Dezember für PC und Xbox Series X|S verfügbar. Das Spiel hat eine Altersfreigabe von USK ab 16 Jahren.

Verwendete Quellen
  • Eigener Test
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