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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gametipp "Assassin's Creed Shadows": Dieses Spiel ist zum Erfolg verdammt

Zweimal wurde es verschoben, jetzt endlich erscheint "Assassin's Creed Shadows". Das Spiel ist zum Erfolg verdammt – doch kann es die hochgesteckten Ziele erfüllen?
"Avatar: Frontiers of Pandora", "Skull and Bones" und "Star Wars Outlaws": Entwickler und Publisher Ubisoft hat in den vergangenen Jahren bei großen Titeln kein Glück gehabt. Allesamt keine schlechten Spiele, trotzdem sind sie bei den Fans nicht besonders gut angekommen. Für das Studio ist es höchste Zeit, mal wieder einen Hit zu landen.
Zum Glück steht mit "Assassin's Creed Shadows" eine Neuerscheinung ins Haus, dessen Reihe mit bisher 13 Hauptspielen und zahlreichen Ablegern seit 2007 Millionen Spieler stets aufs Neue begeistert. Diesmal geht es nach Japan, das nach Angaben von Ubisoft das von den Fans am meisten gewünschte Setting war. Die Voraussetzungen für den ersehnten Erfolgsgaranten sind also da.
Um es vorwegzunehmen: Das Spiel hat uns im Test an vielen Stellen richtig gut gefallen. Doch wo Licht ist, da fällt auch – der Name verrät es – Shadows. Schatten.
Story: Ein Wendepunkt in der japanischen Geschichte
Die Handlung spielt im feudalen Japan der Azuchi-Momoyama-Zeit im Jahr 1579. Es ist die Zeit erbitterter Bürgerkriege unter der Herrschaft des Feudalherren Oda Nobunaga, der als erster der Drei Reichseiniger in die Geschichte eingehen sollte. Kriegsfürsten ringen um Unabhängigkeit und Macht, während von portugiesischen Händlern importierte Waffen den Krieg verändern. Es entstehen Festungen mit hohen Wehrtürmen, wie die Burg Azuchi, der diese berühmte historische Periode ihren Namen verdankt.
Shinobi und Samurai:
Ein Shinobi, auch als Ninja bekannt, war ein spezialisierter Krieger im alten Japan, der für Spionage, Sabotage und unkonventionelle Kriegsführung ausgebildet wurde. Im Gegensatz dazu war ein Samurai ein Angehöriger der Kriegerklasse, der einem strengen Ehrenkodex folgte und meist einem Feudalherren diente.
Während Samurai für ihre Disziplin, ihre Loyalität und ihre kämpferischen Fähigkeiten mit dem Schwert bekannt waren, setzten Shinobi auf Heimlichkeit, Tarnung und Täuschung.
In dieser Zeit werden zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können, vom Schicksal vereint: eine Shinobi namens Naoe sowie Yasuke, ein afrikanischer Sklave, der zum Samurai wurde. Sie beschließen, sich zusammenzutun und das vom Krieg geschundene Volk zu befreien. Wie alle vorherigen "Assassin's Creed"-Teile nutzt auch "Shadows" authentische Schauplätze und historische Figuren, um das Japan des 16. Jahrhunderts glaubwürdig nachzubilden und die zeitreisende Erzählung des Spiels zu untermalen.
Grafik im Einklang mit der Natur
Eine große Rolle für die sogenannte Immersion dieser offenen Welt, also das als real empfundene Eintauchen in die Umgebung, spielt natürlich die Grafik. Und die kann sich in "Assassin's Creed Shadows" wirklich sehen lassen. Erstaunlicherweise sind die Hardware-Anforderungen auf dem PC dafür noch recht moderat. So lässt sich das Spiel bereits mit einer neun Jahre alten GeForce GTX 1070 Grafikkarte noch in Full-HD-Auflösung spielen – wenn auch nur mit minimalen Details.
Auf der Playstation 5 ist die Grafik ebenfalls ansehnlich – kann aber nicht mit der auf die aktuelle Konsolengeneration optimierten Version von "Ghost of Tsushima" mithalten. Im Hinblick auf Beleuchtung und Texturen hinkt "Assassin's Creed Shadows" aktuellen Referenztiteln auf der Playstation 5 wie etwa "Horizon Forbidden West: Burning Shores" hinterher.
Auch die Leistung des Spiels leidet auf der Konsole. Selbst im schwächeren "Performance"-Modus bricht die Bildfrequenz häufiger auf 30 oder sogar noch weniger Bilder pro Sekunde ein. Das ist ärgerlich und sollte nicht passieren.
Gameplay: Der Pfad der Rache ist einsam
"Assassin's Creed Shadows" ermöglicht es den Spielern, ihren bevorzugten Stil einzubringen. Fans der klassischen älteren Teile werden mit Naoe ihren Spaß haben, heimlich die Lager und Burgen zu infiltrieren, dabei ungesehen Vorräte und Schätze zu stehlen und die Zielperson heimtückisch mit ihrer versteckten Klinge zu eliminieren. Dabei kann sie durch Büsche und die Dunkelheit schleichen, Lichtquellen mithilfe von Wurfsternen beseitigen oder ihre Gegner mit kleinen Glöckchen ablenken.
Wer dabei jedoch entdeckt wird, sollte zumindest einen Fluchtweg markiert haben, denn gegen mehrere Gegner und mächtige Samurai kann die flinke Shinobi schnell den Kürzeren ziehen. Zur Not hilft im richtigen Moment eine gut platzierte Rauchbombe, um den Gegnern für einen Moment die Sicht zu nehmen, zu entkommen und einen Neuanfang zu wagen.
Wem das zu riskant oder aufwendig ist, kann mit Yasuke auch einfach das Tor eintreten, durch den Haupteingang spazieren und dabei alles und jeden niedermetzeln, der ihm in die Quere kommt. Egal, ob mit dem Schwert, der Stangenwaffe oder dem Streitkolben, Pfeil und Bogen, dem Gewehr – diesem mächtigen Krieger steht ein breites Waffenarsenal zur Verfügung. Manchmal reicht aber auch einfach nur ein Fußtritt, um den Gegner ins Jenseits zu befördern.
Ziele, Ziele und noch mehr Ziele
Und Gegner gibt es in diesem Spiel wirklich mehr als genug. Zu viele, möchte man sagen. Ständig bekommen Naoe oder Yasuke Gespräche der Bewohner mit oder finden versteckte Notizen, die auf eine neue Gruppe von Bösewichten hinweisen. Und die gilt es natürlich auch unschädlich zu machen. Ob "Die Kabukimono", "Schmetterlingssammler" oder "Der Verdrehte Baum", ständig kommen anfangs unbekannte Organisationen hinzu, denen wir ein Ende bereiten sollten. Als wären die zwölf Hauptgegner des "Wahren Bakufu" nicht genug, immerhin müssen wir zu jedem Einzelnen von ihnen erst einmal durchdringen und hinterlassen auf dem Weg dorthin eine ziemlich große Blutspur.
Immerhin winken als Belohnung für das Töten dieser finsteren Gestalten jede Menge Erfahrungspunkte, neue Ausrüstung und Waffen. Durch diese werden Naoe und Yasuke stärker, können ihre Kenntnisse erweitern sowie neue Fähigkeiten und Spezialmanöver erlernen.
Durch den Ausbau des eigenen Verstecks mit zusätzlichen Gebäuden lassen sich weitere Boni freischalten sowie Verbündete und Späher anheuern und ausbilden. Die verschiedenen Gebäude können durch Dekorationen und Einrichtungsgegenstände, die Spieler in der Welt finden, auch angepasst werden – allerdings hat das nur eine kosmetische Wirkung.
Für wen eignet sich das Spiel?
Fans der Serie kommen an "Assassin's Creed Shadows" nicht vorbei. Die Variation und Flexibilität, nach Belieben zwischen den Charakteren Naoe und Yasuke zu wechseln, bietet nicht nur Abwechslung, sondern auch die Möglichkeit, zu jeder Zeit seinen bevorzugten Spielstil zu wählen. Aber auch Freunde von Action-Abenteuern, die die Serie noch nie gespielt haben, bekommen eine abwechslungsreiche wie spannende Story und eine bis ins kleinste Detail ausgearbeitete offene Welt, die das Japan des späten 16. Jahrhunderts für alle zugänglich macht.
Insbesondere Spieler, die Japan bereist haben, kommen voll auf ihre Kosten. Sehenswürdigkeiten wie der Nijo-Palast in Kyoto oder die Burg von Osaka sehen ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Doch die Entwickler haben es geschafft, auch die Atmosphäre des ländlichen Japans abseits der Städte treffend einzufangen. Wer im Morgengrauen mit seinem Charakter am Ufer des Biwa-Sees steht, könnte glatt vergessen, dass er ein Videospiel vor sich hat. So ist "Shadows" auch für Japan-Freunde interessant, die in Erinnerungen an ihre Reise schwelgen wollen.
Fazit: Weniger wäre mehr
"Assassin's Creed Shadows" macht unglaublich viel Spaß und bietet allen möglichen Spielertypen gleichermaßen eine detaillierte und wunderschöne offene Welt mit jeder Menge Action, blutigen Kämpfen und einer spannenden Geschichte. Die Liebe zum Detail der Entwickler zeigt sich dabei in jeder einzelnen Kirschblüte, die vom Baum geweht und wie ein tanzendes Kind vom Wind davongetragen wird.
Etwas ärgerlich ist hingegen die mitunter holprige Steuerung. Vor allem auf dem Pferd ist es nicht immer leicht, durch schmale Gassen oder über Brücken zu manövrieren. Wenn das nächste Ziel nicht allzu weit entfernt ist, ist Laufen – bzw. Rennen – oft die bessere Wahl. Auch Abkürzungen durch einen der – wie es in Japan üblich ist – extrem dicht bewucherten Wälder können schnell frustrieren, wenn weder die eigene Spielfigur noch der Weg zu erkennen ist. Hier hilft jedoch die Funktion "Fährtensucher", die den besten Weg in Form einer weißen Linie auf dem Boden vorschlägt.
Das größte Manko liegt aber wohl darin, dass das Spiel versucht, es allen recht zu machen – nach dem Motto: Viel hilft viel. Eine Liga der Bösewichte weniger hätte dem Spiel unserer Meinung nach eher gutgetan, stattdessen lieber noch ein paar weitere zufällige Begegnungen am Straßenrand mehr, die durchaus ihren Charme haben. Nichtsdestotrotz bekommt "Assassin's Creed Shadows" von uns eine klare Kaufempfehlung.
"Assassin's Creed Shadows" erscheint am 20. März für Playstation 5, Xbox Series X|S und den PC. Das Spiel hat von der USK eine Altersfreigabe ab 18 Jahren.
- Eigener Test