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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spieletest "Dragon's Dogma 2" ist ein Wohlfühl-Rollenspiel
"Dragon's Dogma 2" verspricht ein actionreiches RPG-Erlebnis, das Fans des Genres in Atem halten wird. Kann Capcoms Fortsetzung des Kultspiels die hohen Erwartungen erfüllen?
Mögen Sie Drachen, Ritter, Magier, Elfen, Feuerbälle und epische Schlachten, mit allem, was zu so einem richtigen Fantasy-Abenteuer dazugehört? Dann ist das schon mal eine sehr gute Grundlage für das Action-Rollenspiel "Dragon’s Dogma 2".
Zwölf Jahre nach dem Erstling entführt uns Entwickler Capcom erneut in eine raue Welt voller monströser Gegner und epischer Kämpfe, die ein Held nur mit den richtigen Freunden überstehen kann. Wir haben das Spiel vorab getestet und verraten Ihnen, warum Sie sich dieses Wohlfühl-Rollenspiel keinesfalls entgehen lassen sollten.
Story: Aller Anfang ist schwer
Der Einstieg in dieses Action-Rollenspiel ist von Beginn an keineswegs erfolgversprechend. Nach der Erstellung der eigenen Spielfigur verschlägt es den Helden in eine zunächst recht krude, ja regelrecht abweisend wirkende Umgebung – ein Fantasy-Land namens Vermund.
"Dragon's Dogma 2" ist nicht Liebe auf den ersten Blick, wenn man sich aufmacht, der Welt zu beweisen, dass man tatsächlich der Auserwählte ist, der hier als "Erweckter" bezeichnet wird. Und der am Ende den Drachen erschlagen soll, der die Grundfesten der Zivilisation bedroht. Dass der Spielbeginn etwas distanziert und optisch weniger überzeugend daherkommt, liegt auch an der Startumgebung, einem finsteren Kerker. Alles wirkt düster und detailarm.
Grafik: Stimmungsvoll, aber nicht außergewöhnlich
Das ändert sich zum Glück recht schnell, wenn die großen Gebiete voller grüner Wälder und schroffer Küstenabschnitte oder alte Schlachtfelder erkundet werden. "Dragon’s Dogma 2" ist sicher kein Grafikwunder, aber die Landschaften sind schön anzusehen und stimmungsvoll inszeniert.
Vor allem nachts spielt diese Optik ihre Stärke aus, weil es ohne Umgebungslicht wirklich stockfinster ist in der Wildnis. Dann beleuchten nur mitgebrachte Laternen, Fackeln, umherschwirrende Geister oder die sehenswerten Effekte von Kampfzaubern und brennenden Schwertern die Umgebung: ein stimmungsvolles und passendes Ambiente.
Die Performance auf der PlayStation 5 bleibt dabei meist im akzeptablen Bereich von recht flüssigen 30 Bildern pro Sekunde, mit ein paar Schwankungen nach oben und unten. Auf dem PC brauchen Sie mindestens eine GeForce GTX 1070 bzw. AMD Radeon RX 5500 XT Grafikkarte mit 8 GB VRAM, um das Spiel in Full-HD-Auflösung spielen zu können.
Gameplay: 1,2,3 – ich wünsche mir einen Vasallen herbei!
Bevor es nach Dutzenden ereignisreichen Spielstunden zum großen Finale kommt, muss sich der Spieler für eine von vier klassischen Fantasy-Laufbahnen entscheiden: Kämpfer, Magier, Bogenschütze oder Dieb. Allerdings ist diese Wahl nicht bindend, es ist im späteren Spielverlauf problemlos möglich, die Profession zu wechseln und alle Spielstile auszuprobieren.
Bei der gefährlichen Reise durch die große, offene Welt ist ein Aspekt von zentraler Bedeutung für den Spielablauf: das Vasallen-System. Spieler stürzen sich nicht allein in die Gefechte gegen Kobolde, Zyklopen, Minotauren, Drachen und andere Fabelwesen. Sie haben immer mindestens einen, optimalerweise aber drei computergesteuerte Verbündete an ihrer Seite – die Vasallen.
Den Hauptvasallen legt der Spieler gleich bei Spielbeginn fest, die beiden anderen Begleiter lassen sich jederzeit rekrutieren. Während der Hauptbegleiter immer fest an der Seite bleibt und beim Bildschirmtod zu unserem Helden zurückkehrt, sind die anderen quasi austauschbare Söldner, die weder Stufen hinzugewinnen noch emotional an den "Meister" gebunden sind. Falls sie sterben und nicht rechtzeitig aufgepäppelt werden, sind sie verloren und müssen ersetzt werden.
Ohne die Hilfe der Vasallen wäre unser Held in einer Welt voller blutrünstiger Monster ziemlich aufgeschmissen. Deshalb ist es wichtig, Vasallen zu rekrutieren, die die eigene Gruppe hinsichtlich der Spezialisierungen ergänzen. Wer etwa einen Krieger spielt, sollte am besten einen Magier (der auch heilen kann), einen Bogenschützen und weitere Kämpfer nach Wahl anheuern.
Das Besondere dabei ist, dass die Vasallen sehr eigenständig agieren: Sie stürzen sich von simplen Befehlen geleitet in den Kampf, suchen und sammeln Rohstoffe, geben Hinweise auf versteckte Schatzkisten, helfen dem Spieler mit Zauberei oder koordinierten Nahkampfattacken – und klatschen bei gelungenen Team-Aktionen mit einem "High Five" ab. Manchmal sind sie jedoch zu autonom und springen versehentlich in ihren Tod.
Für wen eignet sich das Spiel?
Neben dieser ersten wichtigen Säule des Gameplays überzeugt auch das Kampfsystem als zweite Kernkomponente an sich, denn es ist relativ simpel gehalten und beschert so anhaltenden Spielspaß. Mit nur wenigen Tasten haben auch Anfänger schnell die wichtigsten Angriffs- und Abwehrmanöver verinnerlicht.
Das spielerische Niveau liegt bei "Dragon's Dogma 2" damit deutlich unter anspruchsvollen Titeln wie der "Dark Souls"-Reihe. Was fehlt, ist zum Beispiel die Möglichkeit, Gegner gezielt auszuschalten. Im allgemeinen Kampf-Tohuwabohu und Effekt-Donnerwetter gerät schon mal ein Bösewicht aus dem Fokus.
Was neben dem Komfort und dem zugänglichen Kampfsystem an "Dragon's Dogma 2" gefällt, ist auch, dass das Spiel nicht mit Dutzenden Aufgaben, unübersichtlichen Fertigkeitsbäumen und zig Gegenständen überfrachtet ist. Die Entwickler stellen die Kämpfe ganz klar in den Mittelpunkt, geben der Heldengruppe eine überschaubare Anzahl von Missionen an die Hand und lassen den Spieler selbst Rhythmus und Richtung bestimmen, in der er die Welt erkundet.
Damit eignet sich das Spiel im gleichen Maße für ein paar Scharmützel in der Mittagspause wie auch für ein abendfüllendes Abenteuer. Die größte Herausforderung von "Dragon's Dogma 2" ist sein Umgang mit dem virtuellen Sterben, denn hier bauen die Macher einen (unverständlichen) Stolperstein ein: Es gibt immer nur einen Spielstand, der beim Ableben geladen werden kann.
Der letzte Speicherort liegt jedoch mitunter relativ lange zurück, und eine ungeplante Rückkehr dorthin hätte unnötig lange Laufwege zur Folge – in einem Spiel, in dem das Schnellreisesystem sehr teuer ist. Außerdem verliert die Figur dabei einen Teil ihrer maximalen Lebensenergie, was die Überlebenschancen in den folgenden Kämpfen reduziert. Erst durch eine Übernachtung am Lagerfeuer oder in einem Gasthaus lässt sich dieser Malus beheben. Beides ist mit einer Portion Frust verbunden.
Fazit: Ein episches Fantasy-Abenteuer
"Dragon's Dogma 2" ist ein stimmungsvolles Wohlfühl-Rollenspiel, das den Fokus auf actiongeladene Kämpfe gegen Drachen, Minotauren und andere Fantasy-Kreaturen legt. Dabei greift es dem Spieler mit vielen bequemen Features unter die Arme.
Der zentrale Aspekt des Vasallen-Systems sorgt dafür, dass Spieler bei ihren Abenteuern niemals auf sich allein gestellt sind, sondern sich auf die Unterstützung ihrer computergesteuerten Kameraden verlassen können. Lediglich der sperrige Umgang mit dem Bildschirmtod sorgt dafür, dass die Monsterjagd in "Dragon's Dogma 2" auch mal in Frust umschlägt.
"Dragon's Dogma 2" erscheint am 22. März 2024 für Windows, PlayStation 5 und Xbox Series X|S. Das Spiel hat eine Altersempfehlung ab 16 Jahren.
- Eigener Test