Großer Tanklogistiker Hackerangriff setzt Shell-Zulieferer außer Gefecht
Absoluter Stillstand: Ein Cyber-Angriff hat den Tanklogistiker Oiltanking lahmgelegt. Kein Laster kann mehr be- oder entladen werden, die Störung könnte Wochen dauern. Zu den Kunden gehört auch die Tankstellenkette Shell.
Ein Hackerangriff hat den Tanklogistiker Oiltanking, der unter anderem den Großkonzern Shell beliefert, empfindlich getroffen. Das bestätigte das Unternehmen am Montag dem "Handelsblatt". Auch der Mineralölhändler Mabanaft, wie Oiltanking ein Tochterunternehmen der Hamburger Firmengruppe Marquard & Bahls, ist betroffen.
Der Hackerangriff führt zu Stillstand bei dem Tankstellenzulieferer. 13 Tanklager betreibt Oiltanking in Deutschland, 2019 lag der Gesamtdurchsatz bei rund 155 Millionen Tonnen. Die Kunden sind vor allem mittelständische Tankstellen, aber eben auch der Großkonzern Shell.
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Durch den Hackerangriff sind alle Be- und Endladesysteme der Tanklaster außer Gefecht. Denn diese sind zum größten Teil automatisiert und können nicht manuell bedient werden. Das Unternehmen arbeite an einer Lösung des Problems, Spezialisten seien im Einsatz.
Cyber-Angriff könnte Zulieferer langfristig ausfallen lassen
Kurzfristig dürften die Verbraucher den Hacking-Angriff nicht an der Zapfsäule bemerken. Der Geschäftsführer des Unabhängigen Tanklagerverbands, Frank Schaper, sagte dem "Handelsblatt": "Die Versorgung der Bundesrepublik Deutschland mit Kraft-, Heiz- oder Brennstoffen ist durch den Angriff nicht gefährdet."
In Deutschland gibt es knapp 100 Standorte von unabhängigen Tanklagerfirmen, die sich auf 26 Firmen verteilen. Die 13 Standorte von Oiltanking machen also nur einen geringen Teil der Infrastruktur aus.
Shell kann Loch in der Versorgungskette ausgleichen
Dennoch: IT-Experten warnen, dass die Störungen durch solche Hacking-Angriffe Wochen oder teilweise Monate dauern können. In diesem Fall wären Versorgungsengpässe bei Tankstellen nicht mehr auszuschließen, auch Raffinerien, die ihre Produkte in Tanklager einlagern müssen, könnten in Schwierigkeiten geraten.
Shell sieht aktuell aber noch keinen Grund zur Sorge. "Mögliche Auswirkungen auf unsere Versorgungsketten können zum gegenwärtigen Zeitpunkt über alternative Ladepunkte ausgeglichen werden", sagte das Unternehmen auf Anfrage des "Handelsblatts".