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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Telegram-Kanäle dicht Hildmann-Hetze auf Apple- und Android-Geräten gesperrt
Er verbreitete Judenhass, postet Bilder mit Hakenkreuzen und ruft zum Umsturz auf: Doch nun wird Attila Hildmann für seine Hassposts kaum noch Leser finden. Sein Kanal wurde auf Google- und Apple-Geräten zeitgleich gesperrt.
Die Zeiten fast völlig unkontrollierter Inhalte in dem Messenger Telegram sind offenbar vorbei. Seit Dienstag sind sowohl auf Apple- wie auch auf Android-Geräten in der jeweiligen App manche Kanäle nicht mehr aufrufbar.
Der prominenteste gesperrte Kanal in Deutschland dürfte der von Attila Hildmann mit gut 100.000 Abonnenten sein. Auch ein Zweitkanal und der Kanal einer rechtsterroristischen Gruppierung sind für die entsprechenden Nutzer nicht mehr erreichbar. Einen Überblick über den Umfang gesperrter Kanäle gibt es nicht. Wer Inhalte lesen will, erhält den Hinweis, dass der Kanal auf dem Gerät nicht angezeigt werden kann.
Ein Google-Sprecher wies Vermutungen zurück, dass Google den Zugang gesperrt hat. "Ein derartiger Eingriff innerhalb der über Google Play bezogenen Telegram App kann nicht von Google vorgenommen werden."* Apple und Telegram äußerten sich nicht. Telegram steht unter Druck, nachdem Google und Apple die App Parler in der Folge des Sturms auf das Kapitol in Washington völlig von ihren Geräten ausgeschlossen hatten.
Parler flog komplett aus den Stores
Parler durfte im April zurück auf Apple-Geräte, nachdem das Unternehmen laut Apple sein Verfahren zum Entfernen verbotener Beiträge mit Gewaltaufrufen und Drohungen verbessert hatte. Diesen Schritt ist Telegram nun offenbar auch bei Hildmann gegangen. Hildmann sprach dagegen davon, Google und Apple hätten ihn gesperrt. Zudem werde er jetzt auch von Europol gesucht. Er hatte sich am Jahresanfang in die Türkei abgesetzt.
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Telegram-Inhalte gesperrt werden. Im Oktober hatte sich der Telegram-Gründer Pavel Durov über die geforderte Blockade von Inhalten von Oppositionellen in Belarus beklagt und Apple Zensur vorgeworfen.
Laut Apple waren in den Threads personenbezogene Daten von Polizisten veröffentlicht worden, was zu Gewalt anstiften könnte. Löschungen durch Telegram gab es in der Vergangenheit auch bei Inhalten islamistischer Terrorgruppen und bei kinderpornografischen Kanälen.
Die Regeln von Apple und Google verlangen von App-Entwicklern Verfahren, um beispielsweise Gewaltaufrufe gegen konkrete Personen und Verherrlichung des Nationalsozialismus entgegenzutreten. Telegram will mit einer eigenen App, die auf Android-Geräten am Google Play Store vorbeiinstalliert werden kann, weiter seine Inhalte uneingeschränkt anbieten. Das dürfte jedoch vielen Nutzern zu umständlich und zu unsicher sein. Auch über eine Desktop-App gibt es offenbar bisher die Einschränkung nicht.
*Der Text vom 8. Juni wurde mit einer Stellungnahme von Google aktualisiert.
- Eigene Recherchen
- google Support: Richtlinienübersicht - Inhaltsbeschränkungen
- macwelt.de: Telegram-CEO Durov wirft Apple Zensur vor