Untergetaucht oder verschwunden Wo ist Alibaba-Gründer Jack Ma?
Sorge um den Internetmilliardär Jack Ma: Seit Monaten wird der bekannte chinesische Unternehmer vermisst. Hat sein Verschwinden etwas mit seiner Kritik an der Regierung in Peking zu tun? Das Umfeld dementiert.
Der Gründer der chinesischen Handelsplattform Alibaba Jack Ma hat sich seit Wochen nicht mehr öffentlich blicken lassen. Ein Bericht des US-Nachrichtensenders CNBC dementiert jetzt jedoch Gerüchte, dass der berühmte Geschäftsmann verschwunden sei. Er habe sich nur "bis auf Weiteres" zurückgezogen heißt es aus seinem Umfeld, schreibt CNBC. Eine Quelle wird jedoch nicht genannt. Wann der Manager wieder in Erscheinung treten wird, ist ebenfalls unklar.
Zuvor war Beobachtern aufgefallen, dass der letzte öffentliche Auftritt des 56-Jährigen bereits mehrere Monate zurücklag. Mehrere Medien griffen daraufhin Spekulationen auf, das "Verschwinden" des Internetmilliardärs könnte etwas mit seinen jüngsten Auseinandersetzungen mit dem chinesischen Staatsapparat zu tun haben.
Ma wurde als Jurymitglied in seiner eigenen Show entfernt
Ma hatte sich zwar bereits 2019 von seinem Chefposten bei Alibaba zurückgezogen. Er gilt aber nach wie vor als ein gefeierter Geschäftsmann und einflussreicher Milliardär. Bis vor kurzem war er sogar der Star seiner eigenen TV-Show für Startup-Gründer.
Doch von diesem Posten wurde Chinas bekanntester Unternehmer kürzlich still und heimlich entfernt, wie die Financial Times herausfand. Das Finale der Sendung "Africa’s Business Heroes" fand im November ohne das prominenteste Jurymitglied statt – eine Erklärung dafür wurde nicht geliefert.
Behörden verhindern Börsengang
Der Umstand befeuerte Spekulationen, ob Mas Abtauchen etwas mit seiner Kritik an den chinesischen Regulierungsbehörden zu tun haben könnte. Bereits im Herbst hatte sich ein Konflikt zwischen Mas Firmenimperium und dem Staatsapparat abgezeichnet, nachdem der geplante Börsengang der Alibaba-Tochter Ant Group Anfang November in letzter Minute von der chinesischen Börsen- und Finanzaufsicht abgeblasen wurde – angeblich aufgrund rechtlicher Bedenken.
Beobachter fragten, ob dahinter eventuell auch politische Motive stecken könnten: Ma hatte den Regulierungsbehörden im Oktober öffentlich vorgeworfen, Innovationen zu bremsen. Mit seiner scharfen Kritik könnte der Geschäftsmann den Zorn von einflussreichen Leuten in Peking auf sich gezogen haben.
Seinem Unternehmen hat der Streit bereits geschadet: Die Alibaba-Aktie verlor Anfang November fast 30 Prozent ihres Werts. Seit einem Auftritt im Oktober und dem vermasselten Börsendebut der Tochter Ant Group ist es um den Internetmilliardär ziemlich still geworden.
Ist Ma zu mächtig geworden?
Ma ist das Gesicht eines gigantischen Firmenimperiums, das auch in den USA mit Skepsis und Sorge beobachtet wird. Alibaba gilt als das "chinesische Amazon" – und sieht sich ähnlich wie das US-Vorbild Vorwürfen des Marktmissbrauchs ausgesetzt. Ende Dezember wurde bekannt, dass Chinas Kartellbehörden Ermittlungen gegen die Handelsplattform aufgenommen haben.
Der Finanzableger Ant Group betreibt unter anderem den Bezahldienst Alipay, der von mehr als einer Milliarde Menschen genutzt wird. Die chinesische Zentralbank hatte den Konzern aufgefordert, sich auf dieses Kerngeschäft zu konzentrieren und andere Geschäftsbereiche zu überarbeiten. Offenbar bereitet die dominante Marktposition des Unternehmens den chinesischen Aufsichtsbehörden zunehmend Sorge.