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Zum journalistischen Leitbild von t-online.MacBook Air im Kurztest Neuer Apple-Chip deklassiert die Windows-PCs
Apple hat die Auslieferung der Macs mit dem neuen M1-Prozessor begonnen und macht die IT-Welt sprachlos. Der neue M1-Prozessor deklassiert die meisten Windows-Notebooks. Ist das der Beginn einer Trendwende?
Der Wettbewerb zwischen den Betriebssystemen Windows und MacOS sowie den zugehörigen Computern war in den vergangenen Jahren eher langweilig. Ähnlich wie bei Android und iOS sind auch Windows und MacOS die beiden dominierenden Betriebssysteme: Windows hat laut den Zahlen von Statcounter einen Marktanteil von 76 Prozent, MacOS bzw. die älteren OS-X-Versionen kommen auf knapp 17 Prozent, der Rest, wie etwa Linux (1,5 %) oder Chrome OS (1,5 %), spielt hier keine echte Rolle.
Überraschende Leistungsunterschiede zwischen Windows-PCs und Macs gab es in den vergangenen Jahren eigentlich nie – schließlich setzten sowohl Windows PCs als auch Apple Macs auf die x86-Prozessor-Architektur und in den vergangenen Jahren überwiegend auf Intel-CPUs und -Chipsätze.
Damit ist jetzt Schluss, denn nun verkauft Apple MacBooks und Mac Minis mit dem selbstentwickelten M1-Prozessor. Der basiert auf Apples A14-Chip, der in den aktuellen iPhones steckt, allerdings hat Apple noch an ein paar Schrauben gedreht und den Prozessor für seine Macs noch etwas leistungsfähiger gemacht als das Vorbild im iPhone.
Apples neuer Chip deklassiert die mobile Konkurrenz
Wie gut sich der neue Chip auf Anhieb schlägt, ist allerdings schon bemerkenswert: Seit Tagen kursieren verschiedene Benchmark-Ergebnisse im Netz – und fast immer liegen die Ergebnisse des M1-Chips weit über der eigenen Gewichtsklasse, vielfach werden die Intel-CPUs klar deklassiert.
In den typischen Testprogrammen zeigt der Chip vor allem dort seine Dominanz, wo die Leistung eines einzelnen Rechenkerns getestet wird. Bei "Cinebench" liegt er etwa gleichauf mit Intels neuesten Tigerlake i7-Mobilprozessoren – die für die gleiche Leistung aber deutlich höhere Taktraten und auch deutlich mehr Energie benötigen. Darf Cinebench alle Kerne benutzen, fällt Intels schnellster Tigerlake-Mobilprozessor klar zurück, der M1 ist hier knapp 25 Prozent schneller. Allerdings muss sich der M1 natürlich den Prozessoren geschlagen geben, die mehr als die vier Hochleistungskerne des M1 ins Rennen schicken können.
Im Testprogramm Geekbench ist die Überlegenheit des M1 noch deutlicher: Ein einzelner Kern erreicht hier bessere Werte als die schnellsten Desktop-CPUs von Intel und AMD.
Doch all diese Werte sind natürlich eher theoretischer Natur. Viel wichtiger ist: Bei einem ersten Test des neuen MacBook Air in der t-online-Redaktion ließ sich die beeindruckende Leistung auch subjektiv im Alltag bestätigen: Apples M1-Prozessor erledigt seine Aufgaben spürbar schneller als bisher verfügbare Intel-Macs und verbraucht dabei auch noch weniger Strom.
Das merkt man in rechenintensiven Anwendungen wie Apples Programmier-Umgebung Xcode, es fällt aber auch bei ganz alltäglichen Anwendungen wie beim Surfen mit dem Safari-Browser auf: Selbst bildlastige Seiten sind – eine brauchbare Internetanbindung vorausgesetzt – quasi sofort da, während sich typische Notebooks teilweise mehrere Sekunden Zeit für den Aufbau genehmigen.
Neuer Chip verspricht mehr Akku-Laufzeit
Apple gibt für das MacBook Air an, dass es mit einer Batterie-Ladung 18 Stunden Film in Full-HD-Auflösung abspielen kann – sechs Stunden mehr als das bisher günstigste Apple-Notebook bieten könnte. Wir haben die Laufzeit für dieses spezielle Nutzungsszenario nicht nachgeprüft – und tatsächlich ist solch ein Test auch nur sehr bedingt aussagekräftig, was die tägliche Akkulaufzeit angeht. Klar wurde im Test aber, dass das neue MacBook Air sehr lange läuft.
Tatsächlich müsste man sich schon erheblich Mühe geben, den Akku innerhalb von einem Arbeitstag in die Knie zu zwingen – trotz vieler Downloads, einigen Benchmark-Tests und einem recht hell eingestelltem Display reichte der Akku bei unserem Test locker anderthalb Arbeitstage – das ist sehr beeindruckend.
Da im MacBook Air kein Lüfter verbaut ist, blieb das Gerät stets absolut lautlos, wirklich warm oder gar heiß wurde es bei normaler Nutzung ebenfalls nie.
Ebenfalls erfreulich ist: Das MacBook Air wacht sofort aus dem Standby auf. Hat man es zwischenzeitlich zugeklappt und öffnet es erneut, ist das Gerät sofort arbeitsbereit. Intel MacBooks genehmigen sich selbst mit schneller SSD ein paar Gedenksekunden, Windows Notebooks erfordern oft noch deutlich mehr.
Muss Software auf den neuen Prozessor angepasst werden?
Ja und nein. Tatsächlich ist es so, dass sich der neue M1-Prozessor grundsätzlich von den bisher genutzten Intel-Prozessoren unterscheidet. Die Intel-Chips basieren auf der x86-64-Architektur, Apples neuer M1 ist ein ARM-Chip. Die beiden Architekturen unterscheiden sich grundsätzlich voneinander, sodass Programme, die auf den neuen Macs laufen sollen, eigentlich neu kompiliert und teilweise programmiert, also erst in eine andere Prozessorsprache übersetzt werden müssen.
Apple hat das bereits für seine eigenen Anwendungen getan, doch die meisten Programme gibt es noch nicht in der passenden Version. Doch das ist trotzdem nicht schlimm: Apple hat eine Art Übersetzer für den Prozessor programmiert: Rosetta 2. Das ist eine Software, die Programme, die noch für Intel-Macs geschrieben wurden, im Hintergrund so übersetzt, dass die neuen M1-Chips sie verstehen können.
Natürlich sind Programme, die direkt für den neuen M1-Chip programmiert wurden, leistungsfähiger – doch Rosetta 2 arbeitet so effektiv, dass die neuen Macs diese alten Programme trotzdem teilweise gleich schnell oder noch schneller ausführen, als es die alten Intel-Vorgänger tun.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Bestimmte Virtualisierungsprogramme, wie "Parallels" etwa, funktionieren derzeit noch nicht. Und Windows lässt sich auf den Macs ebenfalls nicht mehr installieren – auf Intel-Macs war das via Bootcamp möglich.
Fazit: Apple macht einen Quantensprung – alle anderen nicht
Auch wenn in diesem Jahr die neuen iPhones mal wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten haben: Der M1-Prozessor ist der eigentliche Star. Er ist ein Quantensprung für Apple – und eine Klatsche für Intel, AMD und Microsoft. Apple legt mit seinem ARM-Prozessor einen Leistungssprung vor, den die Konkurrenten vorerst nicht wird einholen können.
Das hat auch mit einem großen Vorteil zu tun, den Windows-Systeme nicht haben: Apple hat die komplette Produktkette, vom Chipdesign des Prozessors über die Hardware der Computer bis hin zum Betriebssystem, in der Hand – und kann diese optimal aufeinander abstimmen.
Da der M1-Prozessor auf Apples iPhone-Chip A14 basiert, fließt zudem jahrelange Optimierungsarbeit direkt in das beeindruckende Ergebnis der M1-Chips mit ein: Apples neue Macs laden etwa Websites mit Safari deshalb so schnell, weil Apple Hard- und Software über Jahre daraufhin getrimmt hat.
Intel und AMD dagegen fertigen CPUs, die für die unterschiedlichsten Zwecke und unterschiedliche Systeme ausgelegt sind, wo Mobilprozessoren meist nur beschnittene Abkömmlinge der stromhungrigen Topmodelle sind. Und Microsoft muss mit Windows ein Betriebssystem bieten, das auf all diesen vielfältigen Systemvarianten funktioniert. Ein ähnliches Maß an Optimierung ist hier schlicht nicht möglich.
Spannend dürfte nun die Frage sein, ob Apple diesen Leistungsvorteil bei Mobilprozessoren auch auf Desktopsysteme übersetzen kann. Denn für seine Desktop-Computer wird Apple im kommenden Jahr sicher noch weitere, leistungsfähigere Ableger des M1 entwickeln.
Über das neue MacBook Air gibt es wenig zu meckern und viel zu loben. Das Basismodell kostet 1100,50 Euro und bietet 8 GB RAM und 256 GB SSD-Speicher. Sicher, zwei USB-C-Anschlüsse sind nicht gerade viel und der Aufpreis von 224,20 Euro jeweils für ein Upgrade auf 16 GB RAM oder auf 512 GB Speicher sind gewohnt happig. Ansonsten ist es, wie schon in den vergangenen Jahren, ein schickes und vor allem exzellent verarbeitetes Notebook.
Neu ist in diesem Jahr allerdings, dass das MacBook Air jetzt selbst in der Basisausstattung so leistungsfähig und ausdauernd ist, dass es nun – auch im Vergleich zu Windows-Notebooks – zum echten Preistipp wird.
- Eigene Recherche