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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Flight Simulator 2020" im Test Diesen Flugsimulator kann jeder fliegen
Mit dem "Flight Simulator 2020" will Microsoft die Flugsimulation auf ein neues Niveau heben. Unser Test zeigt: Das Spiel bietet unvergessliche
"Wenn du das Fliegen einmal erlebt hast, wirst du für immer auf Erden wandeln, mit deinen Augen himmelwärts gerichtet. Denn dort bist du gewesen und dort wird es dich immer wieder hinziehen."
Dieses Zitat wird Leonardo da Vinci zugeschrieben – und es beschreibt sehr gut, was Nutzer vom neuen "Flight Simulator 2020" erwarten können. Denn wer sich zum ersten Mal in das virtuelle Cockpit einer Cessna 152 gesetzt hat, wird die folgenden Tage (und Nächte) immer wieder zurückkehren, nur um noch einmal die Welt des "Flight Simulator 2020" erleben zu können.
Die Welt in einem Spiel
Denn mit dem Spiel haben es Microsoft und Entwickler Asobo Studios geschafft, Flugsimulationen auf ein noch nie dagewesenes Niveau zu heben. Mithilfe von viel Kartenmaterial und Berechnungen durch einen Algorithmus in der Cloud präsentiert das Spiel die Erdkugel auf beeindruckende Weise: von den schneebedeckten Bergen in Nepal bis hin zur Mojave-Wüste in Nevada – oder eine der Millionen Städte auf der Erde: Spieler können jeden Ort der Welt anfliegen und – wenn das Gelände es erlaubt – auch abseits der mehr als 37.000 Flughäfen landen. Unterstrichen wird das Erlebnis mit einer detailgetreuen Soundkulisse aller Flugzeuge und ständigen Durchsagen des Towers. Einzig die Musik im Startmenü klingt wie Aufzuggedudel und wirkt so generisch.
Besonders die Szenerie aus der Luft ist gelungen: Fliegen wir über München, sehen wir einen Mix aus Ziegelsteinrot und Grau der Häuser, gepaart mit dem durchgehenden Grün des Englischen Gartens. Ein Rundflug über New Yorks Skyline mit den vielen Hochhäusern und deutlich mehr Grauanteil ergibt da ein ganz anderes Bild. Und wer will, kann auch über sein Heim fliegen – eine Sache, die viele Menschen sowieso als erstes tun, wie Entwickler Martial Bossard im Interview mit t-online.de sagte. Dafür müssen Nutzer sich nur die Koordinaten aus Bing oder Google Maps kopieren, in der Weltkarte ins Suchfeld einfügen und als Zielpunkt festlegen.
Mehr Geld = mehr Flugsimulator
Im Test zeigte sich hier aber auch die erste Ernüchterung: Zwar war das Heim wiederzuerkennen, doch der Algorithmus pflanzte deutlich mehr Bäume um das Gebäude, als in der Realität dort stehen. Und ein Flug über den Rest von Berlin lässt vermuten: Die KI scheint den Wunsch nach einer grünen Welt zu haben. Es finden sich in Städten immer wieder Stellen mit Bäumen, wo keine hingehören.
Zu nah am Boden sollten Spieler aber grundsätzlich nicht fliegen. Denn ansonsten wird man zumindest in Städten teilweise schwammigen Texturen und eckigen Autos ausgesetzt. An manchen Orten war das Gelände zudem sehr flach. Hier schien es so, als ob der Algorithmus keine Gebäude identifizieren konnte und die Grafik direkt aus Bing Maps übernommen hat. Und im Netz finden sich auch weitere Fehler, die Spieler entdeckt haben: So stand in Melbourne bis vor kurzem noch ein mehr als zweihundertstöckiges Hochhaus. Und die "GameStar" berichtet in einer Fotogalerie von einem Auto, das in Endlosschleife auf ein Parkhaus fährt – nur um immer wieder abzustürzen.
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Solche Makel brechen die Illusion einer ansonsten beeindruckenden Darstellung und zeigen: Den "Flight Simulator 2020" sollte man hauptsächlich aus der Luft genießen – am besten auch mit einer halbwegs aktuellen Hardware. Denn auf niedrigen Grafikeinstellungen ermutigt das Spiel eher zum Weg- als Hinschauen. Für maximale Leistung kann das passende System aber schon mehr als 1.000 Euro kosten. Unser Testsystem erfüllt die empfohlenen Systemanforderungen, konnte das Spiel aber nur in einem Mix aus mittleren und hohen Grafikeinstellungen ruckelfrei abspielen. Doch auch auf "Mittel" sah die Flugsimulation noch immer beeindruckend aus.
Auch eine gute Internetverbindung ist praktisch ein Muss: Denn das Spiel rendert die Umgebung mithilfe der Microsoft-Cloud in Echtzeit. Wer darauf verzichtet, muss mit Grafikeinschränkungen rechnen. Nutzer ohne SSD sollten sich zudem auf lange Ladezeiten einstellen: Im Test dauerte es viereinhalb Minuten, bis das Spiel das Startmenü zeigte. Eine weitere Minute verging, ehe das Flugzeug von der Startbahn rollen konnte. Wer den Flugsimulator auf einer schnellen SSD installiert, kann die Ladezeiten aber deutlich verkürzen.
Und: Wer das volle Flugerlebnis will, sollte einen Joystick – oder noch besser – einen Yoke nutzen. Denn nur mit Maus und Tastatur lassen sich die Flugzeuge weniger akkurat steuern und das Pilotengefühl verfliegt so schnell. Auch Unterstützung für Virtual Reality soll ab Herbst folgen. Bisher ist zumindest die optische Bewegungsverfolgung per TrackIR möglich.
Geeignet für Anfänger und Profis
Abgesehen von einigen Schönheitsfehlern macht der "Flight Simulator 2020" aber sehr viel richtig. So eignet sich das Spiel sowohl für Anfänger als auch Profis. Wer noch nie einen Flugsimulator gespielt hat, kann dank Hilfssystemen starten und die Aussicht genießen, ohne sich über Funk, Instrumente oder Navigation Gedanken machen zu müssen. Profis dagegen können alles abschalten, selbst Karten studieren, mit dem Tower kommunizieren und an der Instrumententafel per Maus so gut wie alle Schalter ziehen und Knöpfe drücken – was das Gefühl, in einem Flugzeug zu sitzen, verstärkt.
Wer lange Reisen plant, muss sich aber keinen Proviant vorbereiten. Zwar laufen die Flüge in Echtzeit, Nutzer haben aber die Möglichkeit zum Pausieren und Speichern. Auch Wetterdaten und Infos über andere Flugzeuge lassen sich in Echtzeit bei bestehender Internetverbindung abrufen. Wer will, kann also einen gerade tobenden Sturm jagen gehen – wenn er bei den so realistisch wie möglich simulierten Wind- und Wetterbedingungen sein Flugzeug in der Luft halten kann. Natürlich können Nutzer aber auch zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit nach eigenen Bedingungen abfliegen.
Fazit: Weniger ein Spiel, mehr ein Erlebnis
Richtig Spaß macht der "Flight Simulator 2020" mit Kleinflugzeugen: Diese sind wendig und erlauben viel Freiheit. Je nach Version stehen Nutzern dabei mindestens 20 Flugzeuge und 30 detailliert nachgebaute Flughäfen zur Verfügung, die man unbedingt einmal abklappern sollte. Denn abgesehen von den acht Tutorial-Flügen, 24 Landeherausforderungen und drei Navigieraufgaben hat das Spiel bisher keine weiteren Missionen. Es gibt keine Kampagne mit packender Geschichte oder auch unerwartete Aktivitäten wie Notrufe, die die Welt lebendiger machen würden. Wer eine Herausforderung sucht, muss sie sich selbst stellen: Man kann beispielsweise versuchen, alle Errungenschaften freizuschalten. Jedoch versprechen die Entwickler für mindestens zehn Jahre Updates und schon jetzt können sich Spieler im Shop Add-ons wie neue Szenerien und Flughäfen von Drittanbietern kaufen.
Tatsächlich ist der "Flight Simulator 2020" aber weniger ein Spiel, sondern ein Erlebnis. In der Darstellung der Szenerie und der Flugverhältnisse sucht der Titel seinesgleichen. Wer schon immer selbst ein Flugzeug fliegen wollte, aber an den hohen Kosten der Ausbildung verzweifelt, wird im neuen "Flight Simulator 2020" den perfekten Ersatz finden. Denn hier reicht ein halbwegs leistungsstarker PC und am besten noch ein Steuerknüppel und schon kann jeder selbst und auf noch nie dagewesene Weise sich den Traum vom Fliegen erfüllen.
Hinweis: Microsoft hat t-online.de eine Version des "Flight Simulator 2020" für diesen Test zur Verfügung gestellt. Für die Produkte, die über diese Seite verkauft werden, erhält t-online.de eine Provision vom Händler. Für Sie als Käufer entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten.
- Eigener Test
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