Frontalangriff auf Messenger Seehofer: WhatsApp soll Nachrichten an Behörden weiterleiten
Messengerdienste wie WhatsApp übertragen Nachrichten nur verschlüsselt. Für Ermittlungsbehörden und Geheimdienste ist das ein Problem. Laut einem Medienbericht will Innenminister Seehofer die Unternehmen bald zur Herausgabe von unverschlüsselten Chats zwingen.
Innenminister Horst Seehofer plant offenbar einen Frontalangriff gegen die Anbieter von Messengerdiensten wie WhatsApp, Threema und Signal. Laut Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sollen die Betreiber dazu gezwungen werden, Chats auf Richteranweisung an die Behörden auszuhändigen – und zwar unverschlüsselt. Bei Nichtbefolgung sollen die Dienste von der Bundesnetzagentur in Deutschland gesperrt werden können.
Anders als normale SMS sind Textnachrichten, die per WhatsApp, Signal, Threema oder Telegram verschickt werden, Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das heißt, nur Sender und Empfänger können den Inhalt auf ihren Geräten lesen. Das "Belauschen" von solchen Unterhaltungen durch Geheimdienste oder Ermittlungsbehörden wird dadurch wirksam verhindert.
Die deutschen Sicherheitsbehörden drängen schon seit langem auf Möglichkeiten, mit denen sich die Verschlüsselung umgehen lässt. Bisher geht das beispielsweise durch die Anordnung einer sogenannten Quellen-Telekommunikationsüberwachung, auch "Staatstrojaner" genannt. Dazu muss das Gerät des Verdächtigen aber zuerst mit einer Schadsoftware infiziert werden.
Durch die geplanten erweiterten Befugnisse hätten die Sicherheitsbehörden deutlich leichteres Spiel: Sie könnten die Betreiber der Dienste einfach zur Herausgabe der bereits entschlüsselten Unterhaltungen zwingen. Die neuen Regeln sollen noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.
- Nach Mega-Hack: So prüfen Sie, ob Sie ein sicheres WhatsApp nutzen
- WhatsApp: Werbung kommt erst 2020 - erste Details bekannt
- Spiegel Online: "Seehofer will Messengerdienste zum Entschlüsseln zwingen"