Folgen des Handelskonflikts Huawei verschiebt Marktstart für neue Smartphone-Serie
Die US-Sanktionen setzen dem Smartphone-Hersteller Huawei und seiner Zweitmarke Honor schwer zu. Der Marktstart der neuen Premium-Geräte Honor 20 und Honor 20 Pro wurde fürs erste abgesagt.
Als die Huawei-Tochter Honor am Dienstag ihre neuen Premium-Smartphones präsentierte, ahnten viele schon: Das wird nicht gut gehen. Schließlich fiel das Datum ausgerechnet in eine besonders heiße Phase im Handelskonflikt zwischen China und den USA. Wenige Tage vorher hatte das US-Handelsministerium Huawei auf eine "schwarzen Liste" gesetzt. Das heißt, Unternehmen aus den USA dürfen mit Huawei nur noch stark eingeschränkt Handel treiben.
Seither befindet sich die Tech-Welt in Aufruhr. Google, Microsoft und andere wichtige Huawei-Partner gehen auf Abstand zu Chinas wertvollstem Technologiekonzern. Und auch die Verbraucher bleiben nicht verschont: Sie müssen erfahren, dass ihre Geräte im Zuge des Handelskonflikts ihren Zugang zur Google-Software verlieren könnten. Wobei die Geräte, die aktuell im Umlauf sind, vorerst verschont bleiben sollen. Zukünftige Huawei-Produkte sollen aber ohne Google-Apps und Android-Updates auskommen.
Und da kommt Honor ins Spiel: Sowohl das Honor 20 als auch das Honor 20 Pro haben noch keine Android-Zertifizierung erhalten und werden sie womöglich auch nie erhalten – zumindest nicht, solange der Huawei-Bann aufrecht erhalten wird. Das habe französische Tech-Journalisten von Honor-Mitarbeitern erfahren.
Ohne Google-Dienste sind die Smartphones fast wertlos
Mit dem neuen Honor 20 wollte die Marke die Kunden mit Premium-Smartphones zu einem vergleichbar günstigen Preis überzeugen. Doch daraus wird wohl vorerst nichts. Denn ohne die Google-Dienste sind die Smartphones der ehemaligen "Billig-Marke" Honor für den europäischen Markt nahezu wertlos.
Zwar arbeitet Huawei bereits an einem eigenen Betriebssystem. Das wird jedoch frühestens im Herbst 2019 fertig und dürfte in Europa schon aus Sicherheitsgründen nicht viele Fans finden. Denn nach wie vor stehen Spionagevorwürfe gegen Huawei im Raum. Und obwohl bisher keine Beweise dafür vorgelegt wurden, bleiben auch deutsche Behörden vorsichtig.
BSI: Keine Hinweise auf Spionage entdeckt
Rückendeckung bekommt Huawei von Arne Schönbohm, dem Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er sagte auf einer IT-Konferenz in Potsdam zu Bild.de: „Wir haben bisher keine Hinweise bekommen, auch nicht von unseren Partnern, dass es nachrichtendienstliche Aktivitäten im Bereich der Technik gibt.“ Seit November 2018 habe es laut Schönbohm keine Hinweise auf Spionage oder Hintertüren in der Hardware der Chinesen gegeben.
Ursprünglich sollte das Honor 20 Pro Anfang Juli auf den Markt kommen. Dieser Termin wurde nun auf unbestimmt Zeit verschoben. Honor verspricht aber eine "baldige" Verfügbarkeit. Offenbar hat das Unternehmen noch nicht die Hoffnung verloren, dass die Regierungen von China und USA ihren Streit bald beilegen.
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Auch beim Honor 20, dem abgespeckten Mittelklasse-Modell, scheinen die Macher optimistisch, dass die Android-Freigabe aufgrund einer Übergangsregel doch noch erfolgt und die ersten Geräte Ende Juni ausgeliefert werden können. Doch selbst wenn der Plan aufgeht: Die Zukunft der Huawei-Marke bleibt ungewiss. Das dürfte viele potenzielle Käufer abschrecken.