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Jan Böhmermanns Reconquista Internet hilft jetzt beim Anzeigen von Hass


Meldeplattform
Böhmermanns Reconquista hilft jetzt beim Anzeigen von Hass

  • Lars Wienand
InterviewVon Lars Wienand

29.03.2019Lesedauer: 3 Min.
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Hass melden: Die einst von Jan Böhmermann in martialischem Look angestoßene Initiative Reconquista Internet will Anzeigen einfacher machen.Vergrößern des Bildes
Hass melden: Die einst von Jan Böhmermann in martialischem Look angestoßene Initiative Reconquista Internet will Anzeigen einfacher machen. (Quelle: Screenshot/Montage: Nour Alnader)

Die von TV-Moderator Jan Böhmermann initiierte Bewegung "Reconquista Internet" macht es jetzt einfacher, Hasspostings anzuzeigen. Einer der Verantwortlichen erklärt, wie das geht – und was Böhmermann noch damit zu tun hat.

Die von Jan Böhmermann ins Leben gerufene Ehrenamtlichen-Bewegung "Reconquista Internet" hat das Angebot "hassmelden.de" gestartet. Nutzer können dort Hinweise auf Hasskommentare im Internet geben. Diese sollen von Experten gesichtet werden und gegebenenfalls zu Anzeigen gegen die Urheber führen. t-online.de hat mit einem der Verantwortlichen gesprochen.

t-online.de: Hallo, Bedingung fürs Gespräch war, dass ich Ihren Namen nicht schreibe und Sie nur Leo nenne. Warum?

"Leo": Wir agieren in der Öffentlichkeit anonym, weil wir regelmäßig großen Anfeindungen ausgesetzt sind. Wir machen uns bei Leuten unbeliebt, die auch eine kriminelle Vergangenheit haben und vor Gewalt gegen Gegner nicht zurückgeschreckt sind.

Solche Drohungen liest man auch im Netz. Da soll "hassmelden.de" helfen?

Netzwerke löschen zwar – aber unzureichend, wie wir meinen. Das haben sie gerade wieder mit 153 Meldungen an Facebook und der Auswertung der Reaktion gezeigt. Drohungen und Volksverhetzungen haben oft keine weiteren Konsequenzen. Wir glauben, dass es wichtig ist, dass Menschen zu spüren bekommen, dass das Netz kein rechtsfreier Raum ist. Wenn Post vom Staatsanwalt kommt, hat das einen Lerneffekt. Und dabei wollen wir helfen und Anzeigen erleichtern.

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Aber es gibt doch schon Online-Wachen der Polizei.

Ja, und das ist gut. Wir glauben, dass wir eine Kombination aus Einfachheit und Sicherheit bieten. Bei den Onlinewachen schrecken manche Nutzer zurück, weil sie die Sorge haben, dass der Angezeigte dann erfahren könnte, wer die Anzeige erstattet hat – und das ist nicht ganz unbegründet. Über uns geht das mittelbar sehr sicher und sehr einfach.

Aber nicht alles, was nicht gefällt, ist auch strafbar.

Wir sichten das, sortieren und prüfen, was für eine Anzeige relevant sein könnte. Es wird sicher auch viele Fälle geben, bei denen es um Beleidigung geht. Da können wir nichts machen. Da informieren wir, dass die Betroffenen den Weg der Privatklage gehen müssen, wenn sie uns eine Kontaktmöglichkeit gegeben haben.

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"Reconquista Internet" ist als Antwort auf rechte Trolle entstanden. Sie wollen bei den Meldungen "sortieren". Einseitig?

Sicher nicht. Wir verorten uns nicht rechts oder links, sondern da, wo Menschlichkeit, Respekt und Vernunft sind. Jemand, der politisch links eingestellt ist, kann sich im Netz genauso unmenschlich verhalten wie jemand, der politisch rechts oder mittig steht.

#Ichbinhier mit Seite
Neuigkeiten auch von #ichbinhier, der größten deutschsprachigen Gemeinschaft für Counterspeech, also Gegenrede bei Hetze in Kommentaren. Die Aktionsgruppe hat eine Seite ichbinhier.eu gestartet, nachdem es sie seit Gründung im Dezember 2016 nur auf Facebook gegeben hat. Die Thematik um Ursachen und Wirkung von Hassrede in sozialen Medien sei zu wichtig, als dass diese Informationen nur auf Facebook beschränkt sein sollten. #Ichbinhier kooperiert mit vielen Initiativen, mit Reconquista Internet gibt es wenig Verbindungen.

Und wer sichtet?

Wir sind ein Team von etwa zehn Leuten, die das alle ehrenamtlich und in der Freizeit machen. Darunter sind Juristen. Was wir strafrechtlich relevant halten, leiten wir weiter an das Demokratiezentrum Baden-Württemberg, das bereits solche Meldungen entgegen nimmt. Dann werden von dort gegebenenfalls Anzeigen erstattet.

Und welche Rolle spielt noch Jan Böhmermann, der die Gründung von "Reconquista Internet" in seiner Sendung "Neo Magazin Royal" verkündet hatte?

Es ist für "Reconquista Internet" und für Jan Böhmermann ganz gut, dass sich "Reconquista" emanzipiert hat. Wir sind kein Werkzeug von Jan, und das ist nicht die Meldeplattform von Jan Böhmermann. Es besteht noch ein Austausch mit ihm. Wir freuen uns, wenn er uns mit seinem Wissen und Erfahrungsschatz Rat oder Hinweise gibt. Hier haben wir ihn vorher informiert.

"Wir haben aus Versehen eine Bürgerrechtsbewegung ins Leben gerufen", sagte Böhmermann damals, als sich 61.000 Menschen auf dem zum Organisieren eingerichteten Discord-Server eingefunden hatten. Jetzt ist es viel ruhiger geworden.

Es war klar, dass es wegen Jan Böhmermann eine große Anfangseuphorie gab und es viele gab, die sich das auch nur einfach anschauen wollten – und das war auch gut. Wir hatten einige Aktionen, haben aber zuletzt viel im Hintergrund gearbeitet, weil es uns wichtig war, qualitativ hochwertige Dinge zu tun. Da wird noch mehr kommen. Der Bedarf ist ja auch nicht weniger geworden in einem Jahr mit den Wahlen für Europa und Landtage.

Formal verantwortlich war mal die "Neo Magazin"-Produktionsfirma bildundtonfabrik. Aber jetzt ist im Impressum die Adresse eines anderen Unternehmens angegeben.

Die bildundtonfabrik GmbH ist raus und die Firma im Impressum ist nur ein Dienstleister, der Briefpost digitalisiert und weiterleitet. Das landet als Mail auf den Smartphones des Organisationsteams. Und perspektivisch wird es auch einen transparenten rechtlichen Rahmen geben.

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