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5G-Bieter, Kabelnetz-Käufer: So plant Vodafone den Weg zur Gigabit-Gesellschaft


Kabelnetz-Käufer und 5G-Bieter
So plant Vodafone den Weg zur die Gigabit-Gesellschaft

t-online, Alexandra Grossmann

25.09.2018Lesedauer: 4 Min.
Vodafones Labor für den neuen Mobilfunkstandard 5G: Datengeschwindigkeit vervielfacht.Vergrößern des Bildes
Vodafones Labor für den neuen Mobilfunkstandard 5G: Datengeschwindigkeit vervielfacht. (Quelle: Federico Gambarini/dpa-bilder)

2019 will die Bundesnetzagentur die Lizenzen für den Ausbau von 5G versteigern. Vodafone gehört zu den Bietern mit den größten Chancen. Bis 2020 will der Konzern 12,7 Millionen Haushalte mit Internet in Gigabit-Geschwindigkeit versorgen. Die Umstellung ist bereits in vollem Gang.

Der Kommunikations-Konzern wächst mit rasanter Geschwindigkeit: Das Tochterunternehmen der britischen Mobilfunkgesellschaft "Vodafone Group" beschäftigt heute rund 14.000 Mitarbeiter und machte im Geschäftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von über 10 Milliarden Euro. In Deutschland bietet Vodafone DSL, Mobilfunk und LTE an, dazu Festnetztelefonie, Kabelfernsehen, -internet und Internet-TV. Vodafone hat ein eigenes Mobilfunknetz und ist mit 45,7 Millionen geschalteten SIM-Karten der zweitgrößte Mobilfunkanbieter nach der Telefónica Deutschland.

Auch international ist die Vodafone-Gruppe mit ihrem Hauptsitz in London ein Konzern der Superlative: Sie beschäftigt fast 108.000 Mitarbeiter und machte 2016 einen Umsatz von 41 Milliarden Pfund, betreibt das größte Mobilfunknetz der Welt und ist mit mehr als 404 Millionen Kunden das zweitgrößte global agierende Mobilfunkunternehmen nach China Mobile.

Der Name "Vodafone" ist eine Zusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben der Dienstleistungen "voice", "data" und "fone", rasch wurde die Wortkombination zur wertvollen Marke .Das "European Brand Institute" schätzt den Markenwert heute auf rund 25 Milliarden Euro – die drittwertvollste Marke Europas.

Mobilfunk mit Gigabit-Geschwindigkeit

Eine wichtige Säule des Konzerns ist der Mobilfunk. "Hier sind wir gerade dabei, Gigabit-Geschwindigkeiten einzuführen", erklärt Vodafone-Sprecher Volker Petendorf: "Dazu werden einerseits die Mobilfunkstationen hochgerüstet, andererseits wird aber auch das Backbone-Netz verstärkt, damit die hohen Datenraten im Mobilfunknetz auch transportiert werden können. Unser eigenes Kabelglasfasernetz eignet sich an vielen Stellen hervorragend als Backbone-Netz für Mobilfunk."

Autonomes Fahren mit Mega-Datenraten

Der nächste Schritt heißt 5G. Diese neue Mobilfunkgeneration kann Datengeschwindigkeiten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erreichen. "Viel entscheidender sind jedoch die Latenzzeiten", so Petendorf: "Wir haben hier Reaktionszeiten von unter einer Millisekunde. Diese sind auch notwendig für den Nutzen von 5G, wie zum Beispiel für das autonome Fahren."

Noch ist das in Deutschland etwas Zukunftsmusik, aber die Vorbereitungen für das autonome Fahren laufen. Noch in diesem Geschäftsjahr, wie Konzernchef Hannes Ametsreiter auf der IT-Messe Cebit ankündigte, werde Vodafone 700 neue Basisstationen an hiesigen Bahnstrecken und Autobahnen einrichten und 1.500 vorhandene Stationen aufrüsten, um den bestehenden Mobilfunk-Datenstandard LTE und 4G zu verbessern.

Reaktionen fast in Echtzeit

Für Fahrzeuge, die sich untereinander verständigen und sich selbst steuern, sind extrem kurze Latenzzeiten nötig, damit sie unmittelbar aufeinander reagieren können. Das autonome Fahren werde das Straßenbild verändern, glaubt Petendorf, es würden zum Beispiel keine Ampeln mehr nötig sein, wenn die Fahrzeuge selbst untereinander kommunizieren könnten und der Straßenverkehr werde insgesamt sicherer. Vieles vom Auto der Zukunft hänge von der 5G-Technlogie und dem Ausbau der Netze ab.

"Der jetzige Stand ist der, dass in Deutschland die Bedingungen für die Versteigerung der 5G-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur vorgelegt wurden", sagt Petendorf. Derzeit läuft die Beratungsphase, in der sich auch die Mobilfunkfirmen äußern dürfen. Die endgültige Entscheidung über die Regeln soll im November fallen. Die Aktion ist dann im ersten Quartal 2019 in Mainz geplant. "Entsprechend wird dann das 5G-Netz ausgebaut von denjenigen Unternehmen, die die Lizenzen erwerben", so Petendorf.

Ein schnelles Netz in allen Bundesländern

Ein wichtiger Schritt für Vodafone, neben der 5G-Lizenzvergabe, ist der geplante Zusammenschluss mit Unitymedia. Voraussichtlich Mitte 2019 werden die EU-Kommission, die Wettbewerbsbehörden und das Bundeskartellamt darüber entscheiden, ob Vodafone und Unitymedia ihre Netze gemeinsam betreiben dürfen. Sollten die Aufsichtsbehörden dem zustimmen, wird der Konzern flächendeckend das gesamte Bundesgebiet sowie Ungarn, Rumänien und die Tschechische Republik mit Glasfaserkabeln versorgen und damit seine Marktmacht stark erweitern.

Der Betrieb der Glasfasernetze in Deutschland ist historisch gewachsen: Vodafone kaufte 2000 den deutschen Mannesmann-Konzern, den ersten privaten deutschen Netzbetreiber. 2013 folgte Kabel Deutschland. So kam es, dass Vodafone in bisher 13 Bundesländern das Kabelnetz unterhält, in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen jedoch Unitymedia die entsprechende Lizenzen hält.

25 Millionen Gigabit-Anschlüsse für 50 Millionen Menschen

Vodafone geht offenbar nicht davon aus, dass das Bundeskartellamt bei dem Kabel-Deal sein Veto einlegt: "Wir haben nun mit Unitymedia vereinbart, beide Kabelglasfasernetze zusammenzulegen und gemeinsam zu betreiben", sagt Vodafone-Sprecher Volker Petendorfer: "Wenn dies erfolgt ist, werden wir 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse für Haushalte geschaffen haben und damit mehr als 50 Millionen Menschen diese Leitung anbieten können. Dieses Projekt soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein."

Sollte dies gelingen, wäre das ein weiterer Schritt in Richtung deutscher Marktführer, vorbei an Telekom und Telefonica.

Gleichzeitig mit dem Ausbau des digitalen Kabelnetzes läuft die Abschaltung des analogen Signals. "Wir sind dabei, das Kabelnetz analog abzuschalten und auf volle Digitalisierung umzustellen", erklärt Petendorf t-online.de: "Diese Analogabschaltung ist die Voraussetzung, die wir brauchen, um in unserem gesamten Kabelglasfasernetz Gigabit-Geschwindigkeit bieten zu können. Noch im September 2018 bringen wir so in Bayern die ersten Gigabit-Städte ans Netz." Bis zum Jahresende soll diese Etappe abgeschlossen und rund 13 Millionen Haushalte ans Kabelglasfasernetz angeschlossenen sein, Ende 2019 sollen 22 Millionen Menschen vom Gigabit über das Kabelglasfasernetz profitieren.

Der Anschluss privater Verbraucher ist eine der drei Säulen, die die Gigabit-Offensive von Vodafone bilden. "GigaGewerbe" richtet sich an Gewerbegebiete in ländlichen Regionen etwas abseits kleinerer Gemeinden. Hier ist geplant, Glasfaseranschlüsse für bis zu 100.000 Firmen in rund 2.000 Gewerbegebieten zu legen. Als dritte Initiative will das Unternehmen mit "GigaGemeinde" etwa zwei Millionen Menschen auf dem Land an das Glasfasernetz anschließen.

Ausbau auf dem Land – mit Zuschüssen

"Hier haben wir Kooperations-Modelle, in denen wir im Schulterschluss zusammen mit den Gemeinden und den Bürgern vor Ort Netze in Gigabit-Geschwindigkeit aufbauen wollen", sagt Petendorf: "Diese unterscheiden sich: Manchmal erbringen die Gemeinden Eigenleistungen, manchmal erfolgt der Ausbau auch mithilfe von Zuschüssen der Länder, das ist ganz unterschiedlich. In solchen Fällen wird im Vorfeld geklärt, wie der Bedarf vor Ort ist." Dies betreffe Gebiete, die sonst kein Gigabit bekommen würden, so der Konzernsprecher: "Wir haben also ein Modell gefunden, den Ausbau auch in solche ländlichen Gebieten zu ermöglichen, wo er sich eigentlich nicht rentiert."

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Der Start in die von Politik und Bundeskanzlerin so viel beschworene Gigabit-Gesellschaft, er ist mühsam.

Verwendete Quellen
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