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Meinung: Was passieren muss, damit 5G ein Erfolg wird


Gastbeitrag zum Netzausbau
Was passieren muss, damit 5G ein Erfolg wird

Meinungt-online, Rickmann von Platen

Aktualisiert am 11.09.2018Lesedauer: 3 Min.
Funkmasten in Berlin: 5G soll dem Datenfunk Beine machen - auch in der HauptstadtVergrößern des Bildes
Funkmasten in Berlin: 5G soll dem Datenfunk Beine machen - auch in der Hauptstadt (Quelle: imago-images-bilder)
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Im Frühjahr 2019 werden die Frequenzen für den schnellen Mobilfunk 5G versteigert, danach soll der Netzaufbau starten. Wird es ein Erfolg werden? Rickmann von Platen, Vorstandsmitglied der Freenet AG, ist da skeptisch.

Die offizielle Story liest sich so: Bald gibt es das schnelle 5G und damit genügend Bandbreite für das Internet der Dinge und für die Vernetzung selbstfahrender Autos. Und natürlich für alle Verbraucher, die schnell streamen wollen, wo immer sie auch sind.

Moment! Für den Verbraucher gibt es einige Gründe, skeptisch zu sein. Schließlich wurde ja auch LTE (4G) als Heilsbringer verkauft, und was ist passiert? Nur ein Drittel der deutschen Handynutzer hat heute Zugang zu LTE, obwohl LTE-Netze theoretisch schon über 90 Prozent der Bevölkerung abdecken. Zwei Drittel sind noch immer auf den veralteten 3G-Standard angewiesen, der deutlich schlechter ausgebaut ist und bei datenintensiven Anwendungen schon mal ins Stottern gerät. Aber er ist günstig - dank eines funktionierenden Wettbewerbs.

Warum verfügt nur ein Drittel der Deutschen über schnelles Mobilfunknetz?

Dass der 3G-Standard überhaupt so verbreitet ist, haben wir den Diensteanbietern zu verdanken. Diensteanbieter – oder auf Neudeutsch „Service Provider“ – sind alle Anbieter, die kein eigenes Netz betreiben, sondern Netzkapazität von den Netzbetreibern kaufen und unter eigener Flagge weiter vermarkten.


Der Hintergrund: Als die Deutsche Bundespost reformiert wurde, legte der Gesetzgeber fest, dass in Deutschland in Zukunft ein größerer Wettbewerb herrschen sollte – zum Wohle des Verbrauchers mit günstigen Tarifen. Er verfügte zudem bei der Einführung des GSM-(2G-) und UMTS-(3G)-Standards im Rahmen einer so genannten „Diensteanbieterverpflichtung“, dass auch dritte Vermarkter ohne Nachteile Mobilfunktarife anbieten können. Auch wenn sie selbst gar kein Mobilfunknetz betreiben. Die Diensteanbieter nehmen dem Netzbetreiber den großen Aufwand für Marketing, Vertrieb, Telefone, Kundenbetreuung und Abrechnung ab und geben vom Netz gewährte Rabatte in Form von Vorteilen an ihre Kunden weiter.

Diensteanbieter tragen über eine Milliarde Euro pro Jahr zum Netzausbau bei

Die Netzbetreiber erhalten im Gegenzug von den Diensteanbietern einen erheblichen Netzbeitrag, der für den Betrieb, den Ausbau und die Steigerung der Netzqualität gedacht ist. Alleine die Dreenet AG mit den Marken mobilcom-debitel, klarmobil, callmobile und freenetmobile hat dafür in den letzten 20 Jahren jährlich weit mehr als eine Milliarde Euro an Telekom, Vodafone und Telefonica gezahlt. Aus Sicht der Bundesnetzagentur, der Monopolkommission und des Bundeskartellamtes ist dieses Verfahren im Sinne des Verbrauchers und sollte unbedingt erhalten bleiben.

Dennoch rangiert Deutschland bei der Verbreitung von schnellen Mobilfunknetzen in aktuellen Studien noch hinter Tunesien, Peru und dem Libanon. Zugleich zahlen wir hier hohe Preise für schnelle Netze. Warum ist das so? Bei LTE gibt es keine eindeutige Diensteanbieterverpflichtung. Die drei Konzerne können die neue Technologie fast ganz allein vermarkten, ohne Preisdruck durch andere Anbieter. Ich bin überzeugt, dass wir bei LTE die Auswirkungen mangelnden Wettbewerbs sehen: Die Netzbetreiber genießen bei LTE ihre exklusiven Nutzungsrechte, echtes Highspeed-4G ist fast ausschließlich bei den „Großen Drei“ für teures Geld zu bekommen. So teuer, dass sich ein Großteil der Mobilfunknutzer das nicht leisten möchte oder kann. Wir sehen hier den Beginn einer digitalen Zweiklassengesellschaft.

Ohne Wettbewerb keine marktgerechten Preise

Mit 5G könnte sich dieser Trend noch weiter verschärfen – wenn nicht echter Wettbewerb attraktive Preise möglich macht. Schon heute findet der Wettbewerb fast ausschließlich bei günstigen Tarifen statt, während die Netzbetreiber aufgrund der hohen Nachfrage nach einem schnellen Netz im Premium-Bereich nur einem geringen Preisdruck ausgesetzt sind. Ihr Prinzip: Wer 4G möchte, soll kräftig dafür zahlen. Eine aktuelle Studie der EU-Kommission belegt, dass nach der Fusion von vier auf drei Netzbetreiber in Deutschland die Preise bereits gestiegen sind. Wen wundert das? Oder kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass die Stromkosten sinken würden, wenn es Strom wie früher nur vom Grundversorger geben würde, der zugleich das Stromnetz betreibt?

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5G auch für Diensteanbieter, bitte!

Es geht am Ende auch nicht nur darum, den Vertrieb von 5G durch Diensteanbieter zuzulassen. Es geht darum, dass ein Wettbewerb zu akzeptablen, fairen Konditionen auch im Highspeed-Bereich möglich wird. Die Diensteanbieterverpflichtung, um die nun so vehement gestritten wird, ist kein überflüssiger Luxus und schon gar nicht investitionshemmend. Sie ist ein ganz wichtiger Baustein für eine breite digitale Teilhabe in Deutschland – vor allem für diejenigen, die sich Premium-Tarife nicht leisten können. 5G mag für das Internet der Dinge und selbstfahrende Autos wichtig sein. Vor allem aber sollte damit ein großer Teil der Bevölkerung zu attraktiven Preisen Zugang zu schnellen Mobilfunknetzen bekommen. Das wird nicht gelingen, wenn nur drei große Konzerne über den Preis entscheiden.

Rickmann von Platen: gehört zum Vorstand der Freenet AG.
Rickmann von Platen: gehört zum Vorstand der Freenet AG. (Quelle: Freenet AG/Hersteller-bilder)

Rickmann von Platen


Der gelernte Jurist begann seine Laufbahn als Rechtsanwalt, bevor er 1999 bei der debitel AG in Stuttgart als Beteiligungsmanager für die Auslandsgesellschaften der debitel Gruppe tätig wurde. Rickmann von Platen ist seit Juni 2018 Vorstandsmitglied der freenet AG und verantwortet in dieser Funktion das Partnermanagement mit den Beziehungen zu Mobilfunk-Netzbetreibern, Endgeräteherstellern und den stationären Vertriebspartnern der freenet Group sowie das Angebots- und Produktmanagement und den Indirekten Einkauf. Zugleich ist er Geschäftsführer der mobilcom-debitel. Zuvor übte Rickmann von Platen bei der debitel AG und - nach dem Zusammenschluss mit mobilcom – im fusionierten Unternehmen mobilcom-debitel verschiedene Managementfunktionen aus.

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