"Psychologische Tricks" Verbraucherschützer warnen vor Rabatt-Apps von Discountern

Kunden können sich Rabatte sichern, wenn sie Apps von Handelsketten wie Rewe oder Lidl verwenden. Verbraucherschützer raten allerdings zur Vorsicht.
Viele Kunden in Deutschland nutzen die Apps von Supermärkten, Discountern oder Drogerien. Deren Nutzen wird Experten zufolge jedoch überschätzt. "Der Spar-Vorteil ist oft geringer als gedacht und Verbraucher zahlen für die Rabatte mit der Preisgabe umfangreicher persönlicher Daten", sagt Christine Steffen von der Verbraucherzentrale NRW. Die Werbeversprechen seien kritisch zu hinterfragen.
Kunden sparen bei den Rabatten demnach nicht automatisch Geld. Ein Produkt im Sonderangebot könnte mitunter immer noch teurer als vergleichbare Produkte anderer Marken sein. Besonders Mengenrabatte verleiteten dazu, mehr zu kaufen als nötig. Verbraucher sollten sich nicht von vermeintlichen Mega-Angeboten blenden lassen, empfahl Datenschutzexpertin Steffen.
Die Ersparnis sei zudem nicht immer eindeutig. Kunden könnten prüfen, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt. Händler seien verpflichtet, bei Ermäßigungen auch den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage anzugeben. Die Reduzierung müsse sich darauf beziehen.
"Je mehr Anbieter über ihre Kunden wissen, desto schwieriger"
Die Handelsunternehmen nutzen die Apps laut den Verbraucherschützern zudem, um das Einkaufsverhalten der Kunden zu untersuchen, individuell zugeschnittene Werbung auszuspielen und Kaufentscheidungen zu beeinflussen, warnen Verbraucherschützer.
"Dabei kommen psychologische Tricks zum Einsatz, wie zeitlich befristete Angebote oder vermeintlich begrenzte Kontingente", so Steffen. "Je mehr Anbieter über ihre Kunden wissen, desto schwieriger ist es, sich diesem Einfluss zu entziehen."
Die Kunden müssten oft zustimmen, "dass die Daten für personalisierte Werbung und werbliche Marktanalysen verwendet" werden. Wer etwa Payback-Punkte sammeln möchte, solle auch seinen Standort freigeben. Diese Daten könnten auch an Analyse-Unternehmen ins Ausland gehen, um individuelle Angebote und Anzeigen für die Nutzer zu schnüren.
Unternehmen erstellen persönliche Profile ihrer Kunden
Mit diesen Daten wollen die Handelsunternehmen Rückschlüsse auf die persönliche Situation ihrer Kunden ziehen. Ein Beispiel: Eine Kundin kauft plötzlich keinen Rotwein mehr, sondern alkoholfreien Sekt. Der Grund könnte eine Schwangerschaft sein. Und prompt bekommt sie ein Rabatt-Angebot für Schwangerschafts-Vitaminsäfte.
Die Verbraucherzentrale NRW rät, die Datenschutzeinstellungen anzupassen. Kunden könnten in den Apps etwa den Zugriff auf ihren Standort unterbinden oder der Personalisierung widersprechen. Zudem sei es möglich, beim Anbieter zu erfragen, welche personenbezogenen Daten verarbeitet werden.
Klagen gegen Lidl, Penny und Rewe
In den Apps gehen Kunden und Händler ein Tauschgeschäft ein: Den Kunden winken exklusive Vorteile, wenn sie sich registrieren. Teils sind dann zusätzliche Artikel im Sonderangebot, teils gibt es einen Extra-Rabatt auf reduzierte Produkte. Die Firmen erhalten dafür im besten Fall treuere Kunden und deren Daten. Die helfen ihnen, zu verstehen, was die Käufer wollen.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg klagte zuletzt gegen mehrere Handelsunternehmen. Bei Lidl und Penny wird kritisiert, dass in der Werbung teilweise ausschließlich der Preis für App-Nutzer angezeigt worden ist und nicht der für andere Kunden. Bei Rewe stört man sich daran, dass bei Artikeln in der App zwar der Bonus angegeben ist, den Käufer erhalten, allerdings nicht der Preis.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa