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Donald Trump: Frontalangriff auf Amazon – Aktienkurs bricht ein


Aktienkurs bricht ein
Trump wird für Amazon zur Gefahr

Von reuters, str

Aktualisiert am 29.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Amazon-Gründer Jeff Bezos: Dem Multimilliardär gehört auch die liberale "Washington Post".Vergrößern des Bildes
Amazon-Gründer Jeff Bezos: Dem Multimilliardär gehört auch die liberale "Washington Post". (Quelle: Michael Nelson/EPA/dpa)

Donald Trump soll einen Frontalangriff auf Amazon planen. Vordergründig geht es um die Marktmacht des Onlineriesen. Die wahre Motivation könnte eine andere sein.

Vor dem Hintergrund eines Medienberichtes, wonach US-Präsident Donald Trump die Marktmacht von Amazon begrenzen will, ist der Onlineriese an der Börse unter Druck gekommen. Am Mittwoch fiel der Aktienkurs in der Spitze um mehr als sieben Prozent – zeitweise sank der Börsenwert um rund 53 Milliarden Dollar.

Trump sei "besessen von Amazon" und denke laut darüber nach, wie er dem Konzern wettbewerbsrechtlich beikommen könnte,schrieb der Informationsdienst Axios unter Berufung auf einen Insider. Insgesamt stützt die Website ihren Bericht auf fünf Quellen, die das Thema mit dem Präsidenten diskutiert hätten.

Trump hat Amazon wiederholt kritisiert und mit einer "Internetsteuer" gedroht. Die Übermacht des Onlineriesen wirkt sich seiner Ansicht nach nachteilig auf Familienbetriebe und lokale Händler aus. Trump würde dem Amazon-Chef Jeff Bezos gerne "die Flügel stutzen", schreibt Axios. Allerdings habe er noch keinen konkreten Plan. Als Hebel könnten beispielsweise Bestimmungen des Wettbewerbsrechts dienen.

Gilt die Attacke eigentlich der "Washington Post"?

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, sagte bei der täglichen Pressekonferenz, die Trump-Regierung erwäge hinsichtlich Amazon keinen politischen Kurswechsel.

Trumps Abneigung gegen Amazon soll auch persönliche Gründe haben. Demnach hätten sich mehrere wohlhabende Geschäftsleute und enge Vertraute des Präsidenten bei Trump persönlich darüber beschwert, dass Amazon ihnen das Geschäft vermiese. Insbesondere die Immobilienbranche leide darunter, dass Kunden weniger Shopping-Malls und Geschäfte aufsuchen, weil sie stattdessen lieber online einkaufen. Das wirke sich negativ auf die Vermietungen aus.

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Dem Präsidenten missfällt zudem, dass Konzernchef Jeff Bezos privat Besitzer der "Washington Post" ist. Trump bezichtigt die Zeitung immer wieder, Fake News zu verbreiten – ohne jedoch dafür Belege zu haben.

Was ist dran an Trumps Vorwürfen?

Tatsächlich profitiert Amazon stark von Steuervorteilen, die dem Unternehmen vonseiten der US-Staaten angeboten werden. So überboten sich mehrere lokale Regierungen gegenseitig mit Steuervergünstigungen und anderen Versprechen, als es darum ging, wo der Internetgigant sein neues Hauptquartier aufschlagen würde. Im Gegenzug erhoffen sie sich Arbeitsplätze und einen Innovationsschwung. Im Rennen sind noch 20 US-Städte.

Auch die US-amerikanische Post bietet Amazon Sonderkonditionen – allerdings nicht ganz uneigennützig: Der rege Onlinehandel spült auch den Paketlieferanten zusätzliches Geld in die Kassen. Da sich immer mehr Menschen Sachen nach Hause liefern lassen, lohnt es sich für Paketdienste mittlerweile sogar, an Sonntagen auszuliefern.

Schweigen zur Causa Facebook

Auffällig ist, wie wenig sich Trump hingegen zu den Verfehlungen anderer Internetkonzerne äußert. So hört man beispielsweise in Bezug auf den Facebook-Skandal aus dem Weißen Haus nur Schweigen, während der US-Kongress mit Nachdruck Antworten verlangt.

Anders als bei Amazon hat Trump von den sozialen Netzwerken bisher hauptsächlich profitiert: Twitter nutzt der Präsident als sein offizielles Sprachrohr. Auch zahlreiche Facebook-Kampagnen arbeiteten zu seinen Gunsten, indem sie Wählerpotenzial bei den Ultrarechten mobilisierten und gleichzeitig die Gegenkandidatin Hillary Clinton bei Anhängern der Demokraten schlecht machten.

Wohin steuert Trump wirtschaftlich?

Trumps Wirtschaftspolitik lässt sich am besten mit einer Anekdote erklären. Als ein Reporter in Anlehnung an Trumps Wahlkampfslogan "Make America great again" fragte, wann Amerika denn zuletzt "großartig" gewesen sei, antwortete Trump: in den Fünfzigern.

Traditionsreiche Industrien haben bei dieser Regierung also gute Karten, während die IT-Branche weitgehend auf sich selbst gestellt ist. Schon sehr früh während Trumps Amtszeit löste sich der Industrierat auf, dem auch Jeff Bezos angehörte.

Dieses Gremium, bestehend aus den Bossen der wichtigsten US-Firmen, sollte den Präsidenten gerade in Innovationsfragen beraten. Sie hatten von Anfang an keinen leichten Job, mehrere Konzernchefs wendeten sich frustriert ab. Nach den rechtsextremen Ausschreitungen von Charlottesville kam es zur letzten und entscheidenden Rücktrittswelle. Lediglich der deutschstämmige Milliardär, Investor und Facebook-Aufsichtsrat Peter Thiel hielt Trump die Treue.

Das Silicon Valley klagt über die aktuelle Wirtschaftspolitik

Es ist also kein Geheimnis, dass Trump mit fast allen prominenten Persönlichkeiten der Internetbranche über Kreuz liegt. Die eher liberale Haltung des Silicon Valley passt nicht zu der nationalistischen Wirtschaftspolitik des Präsidenten. Die IT-Branche klagt zum Beispiel über die restriktive Einwanderungspolitik, die die Suche nach Fachkräften erschwert.

Die Gerüchte um Trumps mögliche Attacke auf Amazon haben dem Unternehmen jetzt schon geschadet. Die Sorge vor strengeren Regulierungen des Onlinehandels ließen die Aktie am Mittwoch abstürzen. Allerdings hatten die Aktien anderer Tech-Unternehmen zur Wochenmitte ebenfalls einen schweren Stand. Schließlich drohen nach dem Facebook-Skandal auch in Sachen Datenschutz neue Vorgaben, die dem Geschäft mit Nutzerdaten schaden könnten. Im späteren Handel erholten sich die Amazon-Papiere auch wieder etwas und schlossen letztlich 4,5 Prozent schwächer.

Verwendete Quellen
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