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Ralf Dümmel im Interview: "Es wird bissiger bei den Löwen"


Investor Ralf Dümmel im Interview
"Es wird etwas bissiger zwischen den Löwen"

t-online, Helge Denker

Aktualisiert am 11.04.2017Lesedauer: 6 Min.
Ralf Dümmel zu Gast in der NDR Talk Show am 4 11 2016 in Hamburg NDR Talkshow am 4 11 2016 in HamburVergrößern des BildesRalf Dümmel stammt aus Bad Segeberg und ist Geschäftsführer von DS Produkte. (Quelle: imago-images-bilder)

Investor Ralf Dümmel (50) wurde bekannt durch die Sendung "Die Höhle der Löwen" (VOX).

t-online.de: In der Sendung "Höhle der Löwen" bekommen Start-ups eine Plattform. Auch solche, die sonst nie eine bekommen würden.

Ralf Dümmel: Das kann man so nicht sagen. Es ist zudem nicht das Ziel, Start-ups zu erwischen, die keinen Deal wollen. Das ist eine Gefahr.

Die erste Staffel wurde stark kritisiert, weil viele Gründer nicht ganz die Wahrheit gesagt haben und viele Deals im Nachhinein geplatzt sind. Dabei gab es ja auch eine Vorsortierung...

Warum Deals platzen, dass hat ganz unterschiedliche Gründe. Ich bin erst seit der dritten Staffel dabei und die Quote der Deals ist da super.
Mit der Vorsortierung haben wir Löwen nichts zu tun. Die Sendung hat ein eigenes Team. Es ist wirklich so, dass wir nichts, nichts, nichts wissen! Wir werden sogar getrennt voneinander aufbewahrt. Das Gebäude ist zweistöckig. Unten ist das Studio, in der ersten Etage sind die Gründer und oben sind unsere Garderoben. Zwischen den Pitches gehen wir nach oben, aber nie allein. Da geht immer jemand mit und sagt Bescheid, dass man nun den Flur betritt. Damit Du ja nicht den Gründern begegnest. Ich sage dann immer: Denkt ihr, wenn ich dem Hallo sage, dass ich da... Aber das zeigt auch, wie ehrlich das ist. Das sie wirklich dafür sorgen, dass kein Löwe vorher einen Gründer trifft.

Ist ja auch wichtig, sonst denkt man als Zuschauer, die kennen sich und haben sich abgesprochen. Dann findet der eigentliche Pitch nicht mehr in der Sendung statt. Die Sendung geht jetzt in die vierte Staffel. Drehen Sie schon dafür?

Ja, es gibt viele Drehtage. Aber höchstens drei am Stück. Das geht dann von Morgens früh bis Abends spät. Das ist anstrengend, weil es ja auch kein Spielgeld ist, wir spielen schließlich nicht Monopoly da drinnen. Du musst aufpassen, musst immer wach und aufmerksam sein und willst einen vernünftigen Eindruck machen. Kannst auch nicht „schlafen“ und das gleiche nochmal fragen. Manchmal wollen mehrere Löwen den Deal. Man muss als Löwe zeigen, warum man der bessere Partner sein könnte. Das ist schon anstrengend - von Morgens bis Abends.

Wie viele Start-ups sehen Sie sich an?

Pro Drehtag sechs und ein Pitch dauert im Schnitt 1,5 Stunden.

Was schreiben Sie sich auf während der Sendung?

Ich durfte noch in kein Buch der anderen Löwen gucken, ich schreibe mir die Namen auf. In der dritten Staffel habe ich mich versprochen und zu viel Geld ausgegeben. Das hat mich 25.000 Euro gekostet. Deshalb schreibe ich mir auf, wie viel Euro die Gründer für wie viel Prozent haben wollen. Sollte ich ein Angebot machen, gucke ich besser noch einmal rein, ob ich noch die richtigen Zahlen im Kopf habe. Man schreibt sich auch noch wichtige Sachen auf, die man noch fragen möchte.

Fängt die eigentliche Arbeit erst nach der Sendung an?

Ich habe erst zweimal eine etwas größere Überraschung erlebt. Doch die Gründer sind auch nervös und vergessen auch mal etwas zu sagen. Auffällig ist es erst, wenn es nur schlechte Sachen sind, die vergessen wurde,. Aber ich bin mega-zufrieden, mit dem was ich kennengelernt habe. Es stimmte da alles, bis auf die wenigen Ausnahmen. Stimmt, die Arbeit fängt erst danach an. Wir machen relativ schnell ein Arbeitsmeeting, denn wir haben nicht viel Zeit. Wir zeichnen fünf Monate vor der Ausstrahlung auf und fünf Monate sind nicht so viel Zeit. Wir haben daher keine zwei Monate Zeit, zum Notar zu gehen und müssen uns dann auf die Ausstrahlung vorbereiten.

Können Sie ein Highlight aus der neuen Staffel verraten?

Würde ich gern, denn es gibt wirklich Mega-Highlights, darf es aber nicht. Was ich sagen kann, ist, dass es zwischen den Löwen etwas bissiger wird. Es gibt mehr Action. Damit meine ich nicht, dass die Löwen sich zoffen, sondern sie batteln um die Deals. Und das macht es interessant.

Welches Start-up fanden Sie bis jetzt am spannendsten?

Ich hebe da keines raus. Den Gründer der "Abflussfee" Karl-Heinz Bilz habe ich wirklich lieb gewonnen., so wie er ist. Aber es wäre unfair, den hervorzuheben. Ich habe aktuell 18 Beteiligungen aus „Der Höhle der Löwen“ und mir sind alle gleich lieb. Sie sind alle unterschiedlich, so wie die Produkte. Dafür investieren wir auch viel Zeit und stehen persönlich zur Verfügung. Und wenn Gründer der Meinung sind, der Dümmel liegt mir nicht, sollten sie es nicht machen. Privat geht man auch keine Beziehung ein, von der man sagt: Liegt mir nicht, aber ich habe noch einen Platz frei zu Hause. Und dann nehm' ich die mit.

Haben sie nicht irgendwann alle Produkte schon einmal gesehen?

Ich habe öfter schon ähnliche Produkte gesehen, so dass es mir leichter fällt, Chancen zu beurteilen. Die Situation hab ich öfter mal, wo Themen, Märkte habe, Problemlöser oder Haushaltsprodukte vorgestellt werden und ich aus meiner Erfahrung weiß, ob dafür ein Markt da ist oder nicht.
Auch wenn das Produkt selbst nicht kenne, kann ich relativ gut beurteilen, ob es einen Markt dafür gibt oder nicht.

Hat das auch viel mit Psychologie zu tun? Wenn man nur von sich selbst ausgeht, was man selbst gerne hätte, kann man auch in die falsche Richtung laufen.

Dann kann man nicht in die falsche Richtung laufen, dann läuft man in die falsche! Ich nutze viele von den 4000 Artikeln, die ich verkaufe. Vieles ist auch Geschmackssache. Nach dem persönlichen Geschmack zu gehen, ist im Handel gefährlich.

Wobei haben sie sich zuletzt verschätzt? Was hat nicht so hingehauen, wie Sie es sich gedacht haben?

Der "Pannenfächer" aus der letzten Staffel (Hinweisschilder, mit denen Autofahrer bei einer Panne andere informieren können, was sie brauchen, Anm. der Red.). Das hat nicht so gut funktioniert, wie wir uns das erhofft haben.

Woran lag es?

Gute Frage. Es wurde lange zwischen den Löwen diskutiert, ob es eine Straßenzulassung braucht. Das konnte in dem Pitch nicht richtig aufgeklärt werden. Braucht der Pannenfächer aber nicht. Das hat aber Leute verschreckt und die Kunden haben es nicht gekauft. Es ist immer schwer zu sagen, warum etwas nicht läuft. Die einfachste und ehrlichste Antwort ist: Weil die Menschen es nicht wollen. Am Ende sagen 80 Millionen Deutsche die Wahrheit.

Manche sagen, der Online-Handel mache den Einzelhandel kaputt. Stimmt das?

Der Online-Handel wächst, aber die großen Gewinner scheinen die Multi-Channel-Anbieter zu sein. ich glaube, dass der klassische Handel dazu aufgerufen ist, sich etwas einfallen zu lassen. Es ist doch auch spannend, in den Handel zu gehen und Sachen auszuprobieren! Der Handel muss witziger und unterhaltsamer werden, das Einkaufen zum Erlebnis machen. Nur noch "Sale" und "Prozente" ins Fenster zu hängen, muss man nicht ganzjährig haben.

Warum kommen so viele erfolgreiche Online-Shops aus den USA und nicht aus Deutschland?

Das Problem ist ja: Wie bekommen wir möglichst viele Menschen auf unsere Seiten? Es entstehen jeden Tag neue. Je größer die etablierten Seiten sind, desto schwerer wird es, denen Paroli zu bieten. Es ist nicht ungefährlich für den Markt, wenn die großen Player immer größer werden. Wie groß ist die Chance, dass Bayern nächste Saison nicht Meister wird? Auf Dauer sind sie die nächsten Jahre oben. Das ist im Handel auch so: Man hat große Gegner, das ist dann eben schwer. Man muss sich also Nischen suchen und irgendwas anders und besser machen. Das ist nicht unmöglich. Deswegen sage ich immer "Kämpfen, kämpfen, kämpfen." Am Ende gewinnen nicht immer die Besseren, manchmal fressen die Schnellen auch die Langsamen.

Haben Sie das Gefühl, dass man Amazon noch einholen kann?

Das glaube ich nicht. Und wenn die Zustellung am selben Tag kommt, wird es noch schwieriger werden.

Ihr persönliches Erfolgsmotto?

Habe ich nicht. An eine Geschichte glauben. Fleißig und bodenständig sein. Nie die Bodenhaftung verlieren. Respekt vor Allen haben. Und wenn man eine Idee hat, dafür kämpfen!

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