Doch keine zweite Erde Studie: Es gab wohl nie Leben auf der Venus
Trotz vieler erdähnlicher Eigenschaften hat es vermutlich keine Ozeane auf der Venus gegeben, so britische Forscher. Damit widersprechen sie bisherigen Theorien.
Die Venus ist ein ungemütlicher Planet. Die Temperatur dort beträgt im Schnitt 460 Grad. Die Oberfläche ist durchsetzt von Lavaströmen und Einschlagkratern. Molekularen Sauerstoff wie auf der Erde gibt es nicht.
Trotzdem gibt es Ähnlichkeiten mit der Erde: Die Venus ist zum Beispiel nur etwas kleiner – Masse und Größe unterscheiden sich kaum. Auch die Gravitation ist nur geringfügig geringer. Ein Mensch könnte auf der Venus-Oberfläche herumspazieren – ohne Einschränkungen durch die Schwerkraft.
Aufgrund der Ähnlichkeiten mit der Erde gingen Forscher bislang davon aus, dass die Venus früher einmal Ozeane voller Wasser gehabt haben könnte, die Hunderte Millionen Jahre lang bestanden. Falsch, sagen nun britische Forscher. Die Venus sei nie in der Lage gewesen, flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche zu behalten.
Kein Kandidat für Leben
In ihrer Studie, die sie im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten, beschreiben die Wissenschaftler, wie sie zu ihrer Annahme kamen. Um einen Blick in das Innere des Planeten zu bekommen, untersuchten sie die Gase, die durch die vulkanischen Aktivitäten in der Atmosphäre der Venus entstehen.
Das Ergebnis: Das Innere des Planeten sei viel zu trocken und enthalte einen zu geringen Anteil an Wasserstoffmolekülen, als dass der Planet jemals flüssiges Wasser lange auf seiner Oberfläche hätte halten können.
Damit ist für die Forscher klar: Die Venus sei vermutlich nie ein Kandidat für Leben gewesen.
Mehrere Missionen geplant
Welchen Einfluss diese Ergebnisse auf zukünftige Venus-Missionen haben, ist unklar. Die Nasa will frühestens 2031 im Rahmen der Veritas-Mission (Venus Emissivity, Radio Science, InSAR, Topography and Spectroscopy) eine Sonde zu dem Planeten schicken, um dessen Oberfläche zu untersuchen.
Auch die Europäische Raumfahrtagentur (Esa) will zur Venus. Die Esa will ihre Sonde EnVision 2032 starten und die Oberfläche des Planeten kartografieren. Auch die Zusammensetzung der Atmosphäre will die Raumfahrtbehörde genauer untersuchen.
Dort könnte es Leben geben, hatten Forscher des renommierten Massachussetts Institute of Technology (MIT) in einer Studie Anfang des Jahres herausgefunden. Denn hoch oben in der dichten Wolkendecke des Planeten, die sich in etwa 48 bis 60 Kilometern Höhe befindet, herrschen ähnliche Temperaturen wie auf der Erde. Mehr dazu lesen Sie hier.
Den Forschern zufolge bedarf es noch weiterer Untersuchungen, um ihre Ergebnisse und Hypothesen auszubauen und offene Fragen zu klären, teilten sie mit.
- nature.com: "A dry Venusian interior constrained by atmospheric chemistry"
- science.nasa.gov: "Venus Emissivity, Radio Science, InSAR, Topography and Spectroscopy"
- esa.int: "Envision factsheet"