Galaktischer Ausreißer Astronomen entdecken ungewöhnliches Objekt in der Milchstraße
Ein unbekanntes Objekt flieht mit rasanter Geschwindigkeit aus der Milchstraße. Astronomen rätseln, worum es sich dabei handeln könnte.
Hobby-Astronomen haben ein Objekt entdeckt, das sich mit 1,6 Millionen Kilometern pro Stunde aus unserer Galaxie hinausbewegt. Das berichtet die US-Raumfahrtbehörde Nasa auf ihrer Seite. Zum Ursprung des Himmelskörpers gebe es mehrere Theorien, heißt es.
Entdeckt wurde das Objekt bereits vor einigen Jahren von Hobby-Astronomen, die an einem von der Nasa finanzierten Projekt zur Erforschung des Weltalls teilnehmen – dem "Backyard Worlds: Planet 9". Die Forschergruppe verwendete Bilder, die mit dem WISE-Weltraumteleskop (Wide-Field Infrared Survey Explorer) gemacht wurden, das seit 2010 nach Objekten in unserer kosmischen Nachbarschaft sucht.
"Ich kann die Aufregung nicht beschreiben", sagte der Nürnberger Martin Kabatnik, der als Mitentdecker des Objekts namens "CWISE J124909.08+362116.0" gilt. "Als ich zum ersten Mal sah, wie schnell es sich bewegte, war ich überzeugt, dass es bereits gemeldet worden sein musste."
Das Himmelsobjekt könnte ein Brauner Zwerg sein
Weitere Beobachtungen mit Teleskopen weltweit halfen den Amateur-Wissenschaftlern, ihre Entdeckung zu bestätigen und das Objekt näher zu beschreiben. Ihre Ergebnisse konnten die Forscher im renommierten Fachblatt "Astrophysical Journal Letters" veröffentlichen.
Demnach fällt "CWISE J1249" durch seine geringe Masse auf, weshalb es sich um einen sogenannten Braunen Zwerg handeln könnte. Diese Objekte sind oft größer als ein Planet, aber kleiner als ein Stern.
Weil sie es nicht schaffen, eine stabile Kernfusion aufrechtzuerhalten, werden sie auch oft als "fehlgeschlagene Sterne" bezeichnet. Im Laufe ihres Lebens kühlen die Himmelsobjekte immer mehr ab und leuchten schwächer als ein Stern.
Wenig Eisen und andere Metalle
Weitere Untersuchungen zeigen, dass "CWISE J1249" zur ersten Sternengeneration der Milchstraße gehören könnte. Darauf deutet die ungewöhnliche Zusammensetzung des Himmelskörpers hin. Das Objekt enthält laut der Forscher viel weniger Eisen und weitere Metalle als andere bekannte Sterne und Braune Zwerge.
Diese Theorie könnte zwar die Zusammensetzung von "CWISE J1249" erklären, aber nicht, warum er mit einer so hohen Geschwindigkeit aus der Milchstraße flieht. Die meisten anderen Objekte dieser Größe – mehr als 4.000 Braune Zwerge wurden von den Hobby-Astronomen entdeckt – bewegen sich schließlich in Bahnen um das Zentrum unserer Galaxie.
Wurde "CWISE J1249" aus seinem Sternsystem geschleudert?
Für sein ungewöhnliches Verhalten gibt es laut der Forscher zwei Theorien: Die eine besagt, dass der Himmelskörper aus einem Doppelsternsystem mit einem sogenannten Weißen Zwerg stammt. Dieser könne als Supernova explodiert sein, nachdem er das Material von seinem Begleiter abgezogen und "CWISE J1249" dadurch aus dem Sternsystem herausgeschleudert habe.
Die andere Möglichkeit könnte sein, dass "CWISE J1249" aus einem eng verbundenen Kugelsternhaufen stamme, der im Laufe der vergangenen Jahrmilliarden auf ein Paar Schwarzer Löcher gestoßen sei. Die Dynamik dieser Dreikörper-Wechselwirkung könnte das Himmelsobjekt aus dem Sternhaufen geschleudert haben, heißt es.
Was davon nun infrage kommt, wollen Wissenschaftler jetzt erkunden. Die Nasa schreibt, dass nur weitere Beobachtungen des Himmelsobjekts weitere Hinweise liefern könnten.