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Neue Funktion für Apple Watch: "Double Tap" erleichtert die Bedienung


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Langersehnte Funktion
Diese Geste macht Apple-Watch-Nutzern das Leben leichter


Aktualisiert am 26.10.2023Lesedauer: 6 Min.
Hand mit Apple Watch Ultra 2: Die neue Doppeltipp-Geste löst Bedienprobleme in Situationen, in denen eine oder beide Hände beschäftigt sind.Vergrößern des Bildes
Hand mit Apple Watch Ultra 2: Die neue Doppeltipp-Geste löst Bedienprobleme in Situationen, in denen eine oder beide Hände beschäftigt sind. (Quelle: Jan Mölleken)
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Es klingt trivial und ist doch eine wichtige Neuerung: Apple bringt per Update den "Double Tap" in die Apple Watch – aber nicht für alle.

Apple-Watch-Fans dürften 2023 als ein eher unauffälliges Jahr in Erinnerung behalten: Schließlich glichen die neu vorgestellten Modelle Watch Series 9 und Watch Ultra 2 ihren Vorgängern optisch bis ins kleinste Detail. Dass mit den neuen Modellen jedoch auch eine kleine Bedienrevolution eingeführt wurde, ging an den meisten Nutzern vor allem aus zwei Gründen vorbei: Zum einen war die Neuerung bislang nur für die neuesten Modelle verfügbar. Und zum anderen streng genommen auch das nicht – denn erst das jetzt veröffentlichte Watch-OS-10.1-Update aktiviert es auf den erst wenige Wochen alten Smartwatches.

Es geht natürlich um den "Double Tap" – oder Doppeltipp, wie die Funktion hierzulande heißt.

Sie ist ab sofort für eine Minderheit der Nutzer verfügbar – und für die Mehrheit nicht. t-online konnte mit David Clark aus dem WatchOS-Entwicklerteam und Eric Charles vom Apple-Watch-Produktteam darüber sprechen, warum Doppeltipp nur für die neuesten Modelle verfügbar ist, wie viel Arbeit tatsächlich in der Funktion steckt – und warum sie aus Apples Sicht eine große Sache ist.

Doppeltipp: Braucht man das? Aber ja!

Doch vermutlich sollte zunächst einmal erklärt werden, worum es sich beim Doppeltipp eigentlich handelt. Doppeltipp nennt Apple die Geste, wenn man die Spitzen von Daumen und Zeigefinger an der Hand, an der die Apple Watch getragen wird, zweimal kurz zusammenführt. Die Watch registriert diese Geste dann als Nutzereingabe.

Klingt nach einer theoretischen Spielerei? Überhaupt nicht! Denn mit dem Doppeltipp können Nutzer selbst dann mit ihrer Uhr interagieren, wenn sie dafür eigentlich gar keine Hand frei haben:

Wir konnten eine Watch Series 9 in den vergangenen Wochen bereits mit aktivierter Doppeltipp-Funktion ausprobieren. Wer etwa beim Fahrradfahren von der Watch gefragt wird, ob er oder sie ein Fahrradtraining aufzeichnen möchte, musste dazu bislang eigentlich beide Hände vom Lenker nehmen, um mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die Apple Watch am linken Handgelenk zu tippen – am besten muss man dazu anhalten.

Während des Testzeitraums war es jeden Morgen erneut eine Freude, das automatische Training nicht mit akrobatischen Handverrenkungen oder der Nase bestätigen zu müssen, sondern es mit dieser einfachen Geste tun zu können.

In dieser Zeit wurden außerdem Timer gestoppt, obwohl die Hände voll mit klebrigem Brotteig waren, Anrufe wurden beim Abspülen oder beim Tragen schwerer Einkaufstaschen angenommen. Pro Tag mögen solche Situationen vielleicht nur ein- oder zweimal vorkommen – aber bislang waren das die Momente, in denen es schlicht keinen guten Weg gab, auf ein Ereignis auf der Watch zu reagieren – jetzt gibt es ihn.

Dass die Funktion im Test stets zuverlässig arbeitete, ist eigentlich ein Wunder. Denn die Erkennung der Fingerbewegung erfolgt ausschließlich über die Sensoren in der Watch – also über Erschütterungen und Veränderungen, die am Handgelenk bei der Uhr ankommen.

Einfache Geste mit kompliziertem Entwicklungsprozess

Der Erfolg liegt wohl in erster Linie daran, dass man bei Apple viel mehr Arbeit und Ideen auf die Neuerung verwendet hat, als man das auf den ersten Blick erahnen würde, wie David Clark vom WatchOS-Entwicklerteam berichtet. Das habe schon bei der richtigen Handbewegung angefangen: "Die Herausforderung bestand darin, eine ebenso zuverlässige wie intuitive Geste zu finden, die einfach funktioniert, wenn man sie wirklich braucht."

Hier sei zunächst über zahllose Gesten nachgedacht worden, schließlich habe man sich aber für den Doppeltipp entschieden. Dieser ist für Nutzer leicht zu erlernen – die sichere Erkennung sei allerdings hochkomplex, sagt Clark.

"Wir nehmen die Daten vom Beschleunigungssensor, vom Gyrosensor und vom optischen Herzsensor, verschmelzen diese Informationen und nutzen sie dazu, diese kaum merkliche Bewegung am Handgelenk zu erkennen, wenn man seinen Zeigefinger und seinen Daumen zusammentippt."

Dass auch der optische Herzsensor für die Erkennung wichtig ist, mag überraschen. Schließlich handelt es sich dabei um einen optischen Sensor, der den Blutfluss in den Blutgefäßen am Arm misst. Für die Doppeltipp-Erkennung kamen Apples Ingenieure jedoch auf eine ungewöhnliche, aber erfolgreiche Verwendung der Sensordaten, wie Clark erklärt:

Ein ganz neuer Weg, die Daten des Herzsensors zu nutzen

"Seit Jahren arbeiten wir daran, dass die Daten vom optischen Herzsensor möglichst akkurat sind. Herausfordernd sind dabei vor allem die kleinen Unterbrechungen beim Ablesen des Blutflusses, die durch heftige und auch leichte Bewegungen des Arms entstehen. Bei der Doppeltipp-Geste sind es aber genau diese Unterbrechungen, die wir zur präzisen Erkennung nutzen."

Sprich: Das, was bisher eigentlich der unbrauchbare Teil der Daten war, wird hier plötzlich relevant.

Nun sind sowohl Beschleunigungssensor als auch Gyroskop und optischer Herzschlagsensor in den älteren Watches ebenfalls verbaut. Warum kommt Doppeltipp dann nur für die neuesten Modelle? Die Antwort liege im neuen Herz der Watches, dem S9 SiP ("System-in-Package").

Das bringe verschiedene Leistungsvorteile, sagt WatchOS-Ingenieur David Clark: "Mit dem S9 und der Leistung der Apple Neural Engine können wir das dreimal so effizient erledigen. Außerdem können wir die Geste damit 15 Prozent schneller erkennen."

Gleichzeitig gewährleistet es aber auch eine höhere Zuverlässigkeit für den Nutzer. Tatsächlich ist Doppeltipp neben weiteren Gesten bereits jetzt für viele Apple Watches als Bedienhilfe nutzbar – allerdings mit anderer Funktionalität.

Bei unserem Vergleich mit der neuen Doppeltipp-Funktion auf einer Watch Series 9 wirkte die ältere Variante tatsächlich einen Tick schwerfälliger und eine Spur weniger zuverlässig. Wirklich gut lässt sich dies jedoch nicht vergleichen, da Doppeltipp als allgemeine Funktion ganz anders ins Betriebssystem eingebettet und viel intuitiver nutzbar ist.

Auch damit habe es sich Apple nicht leicht gemacht, berichtet der WatchOS-Entwickler: "Wir haben mit viel Aufwand das gesamte Betriebssystem geprüft, um herauszufinden: Okay, was sind die Momente, in denen die Uhr deine Aufmerksamkeit benötigt."

Doppeltipp für Dutzende Funktionen

Insgesamt ist Doppeltipp für mehrere Dutzend unterschiedliche Funktionen verfügbar – jeweils passend zur derzeit aktiven Funktion. Wird er etwa direkt auf dem Watchface ausgeführt, öffnet sich der 'Smart Stack', mit weiteren Doppeltippern kann man dann durch die einzelnen Elemente blättern.

Bei einem ankommenden Anruf nimmt man mit der Geste den Anruf an, während eines Anrufs legt man auf. Klingelt gerade ein Wecker oder ein Timer, werden diese per Doppeltipp gestoppt – die Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen.

Was ebenfalls wichtig bei der Integration ist: Die Apple Watch zeigt stets an, wenn sie einen Doppeltipp erkannt hat – auch wenn in der Situation vielleicht keine Aktion vorgesehen ist. Das hilft dabei, dass Nutzer nicht frustriert weitertippen, einfach weil sie denken, dass die Geste nicht erkannt wurde.

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Dass die breite Einführung einer neuen Geste aber noch viel weitreichender gedacht werden muss, zeigt eine Anekdote, die Eric Charles aus dem Apple-Watch-Produktteam über die Entwicklung erzählt.

"In AssistiveTouch hieß die Doppeltipp-Geste ('Double Tap') ursprünglich Doppelkneifen ('Double Pinch'). Eines der Dinge, die wir bemerkt haben, ist: Wenn du einer großen Nutzergruppe sagst, sie sollen doppelt kneifen, dann halten sie Daumen und Zeigefinger stark zusammen, das Loslassen zwischen beiden Kneifgesten ist hingegen kaum ausgeprägt." Das Problem daran: Genau das Loslassen nach der Kneifbewegung ist laut Apple wichtig für eine klare Erkennung der Geste – das lasse sich durch eine Veränderung des Blutflusses gut über den optischen Herzsensor ablesen.

Die Lösung dieses Problems bestand nicht nur in einer Anpassung der Algorithmen, erklärt Charles: "Wir haben dann statt 'Kneifen' den Begriff 'Tippen' ausprobiert – sofort schnellte die Genauigkeit der Gestenerkennung nach oben."

Apple konnte in seinen Daten sehen, dass die Menschen beim Begriff Tippen ('Tap') instinktiv Finger- und Daumenspitze direkt nach dem Kontakt wieder auseinanderbewegten, was eine viel bessere Erkennung durch die Apple-Watch-Sensoren ermöglichte.

Jetzt steht die Geste also für Nutzer der Apple Watch Series 9 und der Apple Watch Ultra 2 zur Verfügung. Ob künftig noch weitere Gesten hinzukommen könnten – etwa ein einfacher oder ein dreifacher Tipp –, dazu wollten sich die beiden Apple-Mitarbeiter auf Nachfrage nicht äußern.

Wenn Apple eine Geste einführe, das machte Eric Charles im Gespräch deutlich, dann nehme man sich die Zeit, diese so gründlich zu testen und zu entwickeln, dass man sicherstellen könne, dass sie makellos funktioniere und einfach zu erlernen sei. Eine schnelle Einführung weiterer Gesten ist also eher unwahrscheinlich.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Apple-Mitarbeitern
  • Eigene Recherche
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