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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pixel 8 & Pixel 8 Pro im Test Als würde man zaubern
Google baut technisch sehr gute Smartphones. Außergewöhnlich werden sie aber erst durch ihre verrückten Softwaretricks. Das Pixel 8 und das Pixel 8 Pro im Test.
Smartphones sind hardwareseitig seit Jahren eher langweilig: Display, Kamera und Akku werden natürlich graduell immer besser – aber überraschend ist daran eher wenig. Anders sieht das aufseiten der Software aus: Mittlerweile sind die Prozessoren in den Geräten so gut, dass Smartphones ganz erstaunliche Dinge tun können.
In der Android-Welt ist dafür Googles Pixel-Serie das beste Beispiel. Das zeigt sich erneut bei den neuen Geräten Pixel 8 (ab 799 Euro) und Pixel 8 Pro (ab 1.099 Euro). Unser Test.
Software oder Magie?
Hardwareseitig sind die Geräte gut und vollständig ausgestattet – dazu später mehr. Am spannendsten sind aber die Funktionen, die die Software auf den Geräten ermöglicht. Und im Test lösen die Pixel-8-Smartphones ihre Versprechen größtenteils ein.
Ein schönes Beispiel dafür ist die neue Funktion: "Beste Aufnahme". Sicherlich hat jeder schon mal mit seinem Handy ein Gruppenbild gemacht. Selbst wenn man nur drei Personen fotografieren will, macht man meist mindestens drei oder vier Bilder. Denn die Erfahrung zeigt: Eigentlich schaut nie jeder zur selben Zeit in die Kamera und lächelt.
Bislang musste man sich für das Bild mit den wenigsten Ausfällen entscheiden – oder mit sehr viel Mühe und einem Grafikprogramm einzelne Köpfe aus einem Bild ausschneiden und auf ein anderes Bild setzen.
Das macht das Pixel 8 mit "Beste Aufnahme" jetzt automatisch. Hat man ein Foto einer kleineren Gruppe (eine größere Gruppe konnten wir im kurzen Testzeitraum noch nicht zusammenbringen) im gleichen Bildausschnitt mehrfach fotografiert, bietet die Foto-App im Pixel 8 nun unter "Tools" den Punkt "Beste Aufnahme".
Ein Fingertipp darauf wird mit einer kurzen Berechnungspause quittiert. Anschließend bietet das Gerät für jedes erkannte Gesicht alle Varianten der geknipsten Bilder. So lässt sich schnell ein Gesichter-Best-of zusammenstellen – quasi das perfekte Gruppenfoto. Das funktioniert so gut, dass es wirklich magisch wirkt. Dass es doch keine Magie ist, merkt man aber, wenn das Gerät viele Gruppenbilder mit dem Hinweis ablehnt, man möge Aufnahmen auswählen, auf denen die Gesichter besser zu erkennen sind.
Und das passierte uns im Test vergleichsweise häufig. Ohne Frage wird Google hier aber noch besser werden, sobald dieses Softwarewerkzeug im breiten Einsatz ist und Google entsprechende Daten sammeln kann. Aber wenn es funktioniert, dann ist es wirklich einzigartig.
"Magic Editor" zur Bildbearbeitung mit Google
Ähnlich faszinierend ist eine weitere Funktion: der "Magic Editor". Und das, was diese Funktion tut, hat durchaus etwas Magisches.
Die Ergebnisse sind extrem beeindruckend: Im Test konnten wir etwa in einem Gruppenfoto Personen aus der ersten Reihe zur Seite schieben oder kurzerhand ganz entfernen. Die Auswahl geschah mit einem Fingertipp. Anschließend bildete der Algorithmus den von der Person verdeckten Bereich oft absolut glaubhaft nach – erzeugte etwa ein Paar Beine der dahinter stehenden Person, die plötzlich nicht mehr halb verdeckt, sondern in Gänze sichtbar war.
In manchen Situationen ist auch der "Audio-Radierer" praktisch. Dabei handelt es sich um eine Funktion, die Störgeräusche aus dem Video filtert – also eine Art nachträgliches Noise-Cancelling für den Ton. Das funktioniert vor allem mit gleichmäßigen Störgeräuschen wie Verkehrsrauschen, Wind oder auch dem Brummen eines Föhns gut. Unterschiedliche erkannte Störquellen können teilweise sogar separat heruntergeregelt werden. Wunder vollbringt die Funktion keine – aber sehr anständig funktioniert sie dennoch und dürfte so manche Aufnahme deutlich verbessern.
Praktische KI für den Alltag
Auch in diesem Jahr schaffen es nicht alle Funktionen auch nach Deutschland. In den USA kann man sich etwa längere Texte im Chrome-Browser zu wenigen Bulletpoints zusammenfassen lassen. Auf Deutsch wird das erst später verfügbar sein.
Was hingegen auch auf Deutsch klappt, ist "Laut vorlesen & übersetzen". So kann man sich per Fingertipp einzelne Artikel aus dem Browser vorlesen lassen – etwa um sie beim Laufen oder beim Fahrradfahren zu hören. Noch beeindruckender ist, dass Chrome auf dem Pixel 8 bei Bedarf auch Texte direkt aus anderen Sprachen ins Deutsche (oder in eine andere Sprache) übersetzt. Das klappt mit dutzenden Sprachen – die Übersetzungen waren im Test sehr anständig.
Alles drin, was man von einem Smartphone erwartet
Die Ausstattung – insbesondere des günstigeren Pixel 8 – ist umfassend und lässt, besonders in Anbetracht des Kaufpreises, keine Wünsche offen. Die Displays sehen beide hervorragend aus und bieten eine 120-Hz-Bildwiederholungsrate. Das Telefon lässt sich schnell und flüssig bedienen, der Akku reicht locker für einen Tag. Neu ist in diesem Jahr eine sichere Gesichtsentsperrung, die nun zusätzlich zum optischen Fingerabdruck-Scanner unter dem Display zur Verfügung steht und schnell und unkompliziert funktioniert.
Das teurere Pro-Modell bietet noch einige Extras, die dem günstigeren Gerät fehlen. Etwa eine Fünffach-Zoom-Kamera, ein noch helleres Display und ein optisches Thermometer. Das sitzt neben den Kameras und hilft dabei, die Oberflächentemperatur von Objekten in der Umwelt zu erkennen. Wozu man es brauchen soll, ist nicht ganz klar – dann für die Messung der Körpertemperatur sei es explizit nicht gedacht, heißt es (vermutlich fehlt hier noch die Zulassung durch die entsprechende Behörde) –, aber die App ist immerhin unkompliziert und gut bedienbar.
Die Hauptkamera ist bei beiden Geräten identisch und macht exzellente Bilder, die Farben sehen neutral, vielleicht ein wenig kalt aus. Die Ultraweitwinkelkamera erlaubt dank Autofokus nun sehr schöne Makrofotos, bei denen man die Kamera sehr nah an das Objekt führen kann. Fotos bei schlechtem Licht beherrscht das Pixel schon seit Jahren ausgezeichnet – auch das Pixel 8 und das Pixel 8 Pro liefern hier außerordentlich gute Ergebnisse. Die Fünffach-Telekamera kann natürlich nicht mit dem optischen 10-Fach-Zoom mithalten, den manche Android-Konkurrenten mittlerweile bieten. Sie ist allerdings eine sehr gute Ergänzung zu den beiden anderen Brennweiten. Die Bilder sind scharf.
Fazit: Das Pixel 8 ist das beste Android-Smartphone, das man für 800 Euro kaufen kann
Mit dem Pixel 8 und dem Pixel 8 Pro verschiebt Google die Grenzen des mit einem Smartphone Machbaren erneut einen gehörigen Schritt weiter. Auf dem Papier mag die neue Pixel-Generation nicht ganz mit den Spitzengeräten von Samsung, Huawei oder Xiaomi mithalten – im Alltag lässt sie die Konkurrenz oft meilenweit hinter sich. Das liegt in erster Linie an der Software – für die Google übrigens beeindruckende sieben Jahre lang Sicherheits- und Funktionsupdates verspricht.
Geniale Funktionen wie der "Magic Editor" suchen in der Smartphone-Welt ihresgleichen, die Funktion "Beste Aufnahme" löst – wenn sie funktioniert – ein weitverbreitetes Alltagsproblem auf smarte und bequeme Weise. Derlei Fotobearbeitung war bislang nur Menschen vorbehalten, die versiert mit Photoshop umgehen konnten – jetzt kann es jeder.
Diese und viele weitere schlaue Funktionen, gepaart mit einem sehr guten Hardwarepaket und guter Batterielaufzeit, machen das Pixel 8 für den Durchschnittsnutzer zu dem wohl besten Smartphone in dieser Preisklasse. Das Pixel 8 Pro bietet mit Fünffach-Zoom, einem helleren und etwas größeren Display und weiteren besseren Details (etwa zwölf statt acht GB RAM) insgesamt ein noch etwas besseres Hardwarepaket. Allerdings dürften die 300 Euro Aufpreis sich nicht für jeden Kunden lohnen – einfach weil schon das Pixel 8 in den meisten Bereichen einen so guten Job macht.
- Eigener Test