Nach heftiger Kritik Twitter-Chef Musk reaktiviert gesperrte Journalisten-Konten
Der Multimilliardär Elon Musk hat die Sperrung zahlreicher Twitter-Konten von Journalisten aufgehoben. Zuvor hatte es massive Kritik gehagelt.
Nach heftiger Kritik hat Twitter-Chef Elon Musk die Entsperrung der Twitter-Konten mehrerer Journalisten angekündigt. "Das Volk hat gesprochen. Die Sperre der Konten, die meinen Standort verraten haben, wird aufgehoben", schrieb Musk am Freitagabend (Ortszeit an der US-Westküste) in dem Kurzbotschaftendienst und bezog sich damit auf das Ergebnis einer zuvor von ihm initiierten Umfrage. Mehrere betroffene Konten waren daraufhin am Samstagmorgen wieder erreichbar.
Unter anderem Vertreter der EU und UN-Generalsekretär António Guterres hatten Musk zuvor heftig kritisiert, nachdem er die Konten von mehr als einem halben Dutzend prominenter Journalisten der "New York Times", von CNN und der "Washington Post" gesperrt hatte.
Nach der Sperrung der Konten startete Musk eine Twitter-Umfrage dazu, ob er diese jetzt oder in einer Woche wiederherstellen solle. Fast 59 Prozent der 3,69 Millionen Teilnehmer stimmten der Aussage zu, Musk solle die Konten jetzt wiederherstellen.
Guterres zeigte sich "sehr verstört"
Musk hatte den Kontoinhabern vorgeworfen, die Sicherheit seiner Familie gefährdet zu haben. Zunächst hatte Musk am Mittwoch das Nutzerkonto @ElonJet gesperrt, auf dem ein junger US-Student die Flüge von Musks Privatjet dokumentierte. Mehrere später gesperrte Journalisten hatten über die Affäre berichtet – und dabei teilweise das gesperrte Konto @ElonJet verlinkt. Am Donnerstag sperrte Musk dann die Konten mehrerer Journalisten.
- Kommentar: Musk zeigt sein wahres Gesicht
UN-Generalsekretär António Guterres hatte sich einem Sprecher zufolge "sehr verstört" über den "willkürlichen" Schritt gezeigt. Dieser schaffe einen "gefährlichen Präzedenzfall". EU-Vizekommissionspräsidentin Věra Jourová hatte auf Twitter erklärt, die Nachrichten über die "willkürliche Suspendierung von Journalisten" seien "besorgniserregend".
So rechtfertigte Musk die Sperrungen
Der Multimilliardär warf den Journalisten vor, die "Koordinaten für ein Attentat" gegen ihn und seine Familie geliefert zu haben. Musk erklärte zudem, die Sperrung sei nötig gewesen, nachdem ein Auto mit einem seiner Kinder in der US-Metropole Los Angeles von einem "verrückten Stalker" verfolgt worden sei. Belege für seine Angaben legte Musk zunächst nicht vor.
Musk hat Twitter seit der Übernahme für 44 Milliarden Dollar (rund 41 Milliarden Euro) ins Chaos gestürzt. Er entließ das Spitzenmanagement und rund die Hälfte der Belegschaft und schaltete gesperrte Konten wie jenes des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder frei. Kritiker befürchten, dass unter Musks Führung auf Twitter Hassbotschaften und Falschinformationen rasant zunehmen könnten.
- Nachrichtenagentur AFP