Nach BKA-Aufforderung Telegram soll hundertfach Nutzerinhalte gelöscht haben
Der Messenger Telegram hat Nutzerdaten laut Medien an deutsche Ermittlungsbehörden weitergegeben. Außerdem seien Hunderte Inhalte gelöscht worden.
Der Messengerdienst Telegram hat Daten seiner Nutzer an deutsche Sicherheitsbehörden weitergegeben. Das Bundesinnenministerium bestätigte das auf Anfrage des NDR, wie der Sender mitteilte. Gegenüber dem Rechercheformat "STRG_F" erklärte das Ministerium demnach, es handle sich um wenige "herausgehobene Einzelfälle", in denen Telegram Bestandsdaten übergeben habe, also zum Beispiel IP-Adressen von Nutzerinnen und Nutzern.
Laut NDR handelt es sich um 25 Fälle, in denen es um möglichen Kindesmissbrauch und islamistischen Terrorismus ging. In fast 400 Fällen seien Inhalte von Telegram gelöscht worden.
Bislang hatte Telegram damit geworben, Nutzerdaten nicht an Regierungen oder Ermittlungsbehörden zu geben. Telegram wird deshalb von Kriminellen, Terrorverdächtigen ebenso wie von Oppositionellen weltweit gleichermaßen genutzt - im Vertrauen darauf, dass ihre Daten dort sicher sind.
Telegram startete Nutzerumfrage
Vor wenigen Tagen überraschte der Messenger mit einer Nutzerumfrage über seine Plattform. Darin fragten die Betreiber des Dienstes, wie sie Nutzerdaten unter anderem mit deutschen Behörden wie dem Bundeskriminalamt (BKA) teilen sollen.
"Wir führen diese Abstimmung durch, um herauszufinden, ob unsere deutschen Nutzer unsere aktuelle Datenschutzerklärung unterstützen oder ob sie die Zahl der Fälle, in denen Telegram potentiell Daten an Behörden weitergeben kann, verringern oder erhöhen möchten", schrieben die Telegram-Betreiber.
Seit Februar steht der Bund in Kontakt zu Telegram
Telegram hatte in der Vergangenheit auf Anfragen der deutschen Sicherheitsbehörden mehrfach nicht reagiert. Erst nach Druck durch die Bundesregierung gibt es seit Anfang Februar 2022 Gesprächskanäle zu den Betreibern.
Bereits im Juni wurde bekannt, dass Telegram anders als bislang behauptet offenbar doch Daten an deutsche Polizeibehörden weitergegeben haben soll, wie "Der Spiegel" berichtete. Dabei habe es sich um Informationen zu Verdächtigen im Zusammenhang mit Kinderpornografie und Terrorismus gehandelt.
Der Messengerdienst hat den Ruf, jegliche Inhalte ohne Moderation zuzulassen - auch Hetze, Gewaltaufrufe und Falschinformationen.
- Nachrichtenagentur dpa