Nach Roskosmos-Rückzug Arianespace sagt alle geplanten Sojus-Starts ab
Das europäische Raumfahrtunternehmen Arianespace hat alle Raketenstarts mit russischen Sojus-Raketen ausgesetzt. Zuvor hatte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos die Partnerschaft aufgekündigt.
Arianespace hat alle geplanten Starts mit Sojus-Raketen ausgesetzt. Der Entscheidung war eine Auseinandersetzung mit der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos vorangegangen.
Arianespace ist ein kommerzieller Anbieter von Trägerraketenstarts in die Erdumlaufbahn. Private Unternehmen können hier etwa ihre Satelliten in den Orbit befördern lassen. Seit rund 15 Jahren nutzt das Unternehmen unter anderem auch russische Sojus-Raketen dafür.
Eigentlich hätte am morgigen Samstag in Kasachstan auf dem Weltraumbahnhof Baikonur im Auftrag von Arianespace eine Sojus-Rakete in den Weltraum starten sollen – um Satelliten des Unternehmens Oneweb in den Erdorbit zu transportieren.
Doch der Start musste abgesagt werden: Dmitri Rogosin, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, hatte kurz zuvor ein Ultimatum gestellt, berichtet das Webportal "Spacenews".
Der Start sollte nur erfolgen, wenn Oneweb zuvor zusichere, dass die Satelliten nicht für militärische Zwecke genutzt werden würden und wenn Großbritannien seine Anteile am Unternehmen abstoße. Oneweb lehnte dies ab – und erklärte, alle geplanten Starts in Baikonur auszusetzen.
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Noch bevor Oneweb Roskosmos mitgeteilt hatte, dass man sich nicht auf die Forderungen einlassen werde, provozierte Rogosin mit einem weiteren Tweet:
In dem kurzen Video ist die bereits aufgerichtete Sojus-Rakete zu sehen, mit der Oneweb seine Satelliten ins All befördern wollte. Unterhalb des "Oneweb"-Schriftzugs sind Arbeiter zu sehen, die erst die japanische Flagge und danach die US-Flagge abkleben, die auf die Rakete gemalt waren.
Rogozins Kommentar dazu lautet übersetzt etwa: "Das Baikonur-Startteam entschied, dass unsere Rakete ohne die Flaggen einiger Länder schöner aussehen würde." Oneweb sagte den Start in Baikonur schließlich ab und beorderte seine Mitarbeiter zurück.
Arianespace stellt Zusammenarbeit mit Roskosmos infrage
Der Streit mit Roskosmos hatte aber schon Tage zuvor begonnen. Als Reaktion auf US-amerikanische EU-Sanktionen gegen die russische Raumfahrt hatte Roskosmos am Samstag seine Zusammenarbeit mit Europa am Weltraumbahnhof Guayana in Kourou eingestellt und angekündigt, sein Personal von dort aus abzuziehen.
Kourou ist eine kleine Stadt in Französisch-Guayana an der Atlantikküste im Nordosten von Südamerika. In Kourou betreibt Arianespace kommerzielle Raketenstarts mit Ariane-, Vega- und bislang auch Sojus-Raketen. Im April hätte dort die nächste Sojus-Rakete mit zwei europäischen Galileo-Navigationssatelliten an Bord starten sollen.
Heute erklärte Arianespace in einer Pressemitteilung, dass die Zusammenarbeit mit Roskosmos durch die "einseitige Entscheidung" sich aus Kourou zurückzuziehen, infrage gestellt werde. Deshalb habe man alle dort geplanten Sojus-Starts ausgesetzt und die Sojus-Trägerrakete sowie die Galileo-Satelliten vor Ort in Sicherheit gebracht.
Die für 2022 geplanten Missionen mit den europäischen Trägerraketen Ariane 5 und Vega liefen zudem nach Plan, erklärte Arianespace und verwies darauf, dass deren Nachfolger Ariane 6 und Vega C Europa auch künftig einen autonomen und nachhaltigen Zugang zum Weltraum sichern würden.
Die Ariane 6 ist derzeit noch in der Entwicklung, soll aber noch in diesem Jahr erstmals zum Einsatz kommen. Auch Vega C soll noch in diesem Jahr ihren ersten Flug absolvieren.
- Spacenews: OneWeb leaves Baikonur Cosmodrome after Roscosmos ultimatum
- Arianespace: Suspension of Soyuz launches operated by Arianespace & Starsem
- Eigene Recherchen