5G Standalone Telekom testet neuen Telefonie-Standard
Mobile Datenübertragung im 5G-Netz wird zum neuen Standard. Sprachtelefonie läuft bisher aber noch über das alte LTE-Netz. Das möchte die Telekom jetzt ändern.
Deutschlandweit werden immer mehr 5G-Netze ausgebaut. Vor allem in Großstädten und Metropolregionen schreitet der Ausbau des neuen Mobilfunkstandards für Daten- und Internettelefonie voran.
Obwohl die Verbreitung in ländlichen und urbanen Randregionen noch stockt, will die Telekom den nächsten technischen Schritt gehen und die Sprachtelefonie über den 5G-Standard testen – im Telekom-Testgebiet in Merseburg in Sachsen-Anhalt.
5G – Voice over New Radio
Bisher funktioniert Sprachtelefonie über die Vorgängertechnik des 5G. Das LTE-Netz, auch 4G genannt, wird derzeit über den Dienst "Voice over LTE" (VoLTE) für normale Anrufe genutzt.
Dieses zeichnete sich bei der Einführung vor allem durch eine gute Sprachqualität, schnelleren Rufaufbau und stabilere Verbindungen aus.
Mit einem Umstieg auf 5G will man den Telefonie-Standard auf das nächste Level heben und verbessern. Das Telefonieren im neuen 5G-Netz wird dann "Voice over New Radio" (VoNR) heißen.
Testgebiet Merseburg
In Merseburg untersuchen die Techniker der Telekom die Sprachqualität anhand unterschiedlicher Beispielsätze, die per 5G-Übertragung versendet und empfangen werden. Kevin Pascal Neeb, Netz-Entwicklungsplaner bei der Telekom-Technik, erklärt, wie das funktioniert:
"Wir haben ein Messfahrzeug, mit dem wir durch das Testgebiet fahren. Außerdem führen wir Messungen an verschiedenen Punkten innerhalb unseres Testgebietes durch. [...] Es gibt verschiedene Voice Samples in verschiedenen Sprachen. Die werden dann gesprochen. Und auf der Gegenseite wird über eine MOS-Skala gemessen, wie gut die Sprachqualität ist."
Die MOS-Skala ("Mean Opinion Score") dient als Bewertung der Qualität von Sprachübertragungen. In Merseburg erreicht die Qualität sehr gute Werte, wie die Telekom-Techniker bestätigen.
5G Standalone soll Standard werden
Die Testreihe in Sachsen-Anhalt ist ein weiterer Schritt, 5G als universellen Standard für Mobilfunk zu etablieren. Bisher wird das moderne Netz nur für Datenübertragungen genutzt, nicht aber für einfaches Telefonieren.
Aus diesem Grund ist der weitere Ausbau des 5G-Netzes entscheidend: "In Zukunft ist angedacht, das 5G-Kernnetz aufzubauen, um alle Dienste darüber abzubilden, wie zum Beispiel LTE und 5G", erklärt Michael Hesse, der als Techniker bei der Telekom arbeitet.
Das ist bisher noch nicht geschehen, denn: Um 5G den Mobilfunkkunden so schnell wie möglich anbieten zu können, haben die Provider anfangs auf das sogenannte 5G Non-Standalone gesetzt.
Hier wurden zwar bereits Datenraten von einem Gigabit pro Sekunde erreicht, aber die technische Grundlage des Systems bestand immer noch aus dem Kernnetz von LTE. Der Umstieg auf 5G Standalone verzichtet hierbei auf das LTE-Netz und funktioniert eigenständig.
"Deswegen können wir jetzt erst Voice over New Radio testen, weil wir jetzt erst die Technik dafür haben", erklärt Telekom-Techniker Kevin Pascal Neeb.
Für Kunden bedeutet das vor allem: bessere Sprachqualität und geringere Rufaufbauzeiten. Also das, was auch bereits LTE konnte – nur eben deutlich besser und schneller. Ab wann 5G Standalone in ganz Deutschland verfügbar sein wird, ist noch nicht bekannt.