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Schaden an Gaspipeline vor Finnland: "Mutmaßliche Explosion" registriert


Wieder Sabotage in der Ostsee?
"Mutmaßliche Explosion" nahe Gaspipeline registriert

Von reuters, lw

Aktualisiert am 10.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Paldiski in Estland (Archivbild): An der Gaspipeline gibt es wonöglich ein Leck.Vergrößern des Bildes
Paldiski in Estland (Archivbild): An der Gaspipeline gibt es womöglich ein Leck. (Quelle: Eero Vabamägi/imago-images-bilder)
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An einer Gaspipeline zwischen Finnland und Estland könnte es ein Loch geben. Die Betreiber haben Untersuchungen eingeleitet.

Die Schäden an einer Gaspipeline zwischen Estland und Finnland könnten durch eine Explosion entstanden sein. Das geht aus einem Bericht des seismologischen Instituts Norwegens (Norsar) hervor. Demnach habe das Institut in der Nacht zum Sonntag eine "mutmaßliche Explosion" vor der finnischen Ostseeküste registriert. Am 8. Oktober 2023 um 01.20 Uhr (Ortszeit, 00.20 Uhr MESZ) soll diese festgestellt worden sein, wie das unabhängige Institut erklärte.

Zuvor hatte Finnlands Präsident Sauli Niinistö gesagt, dass die Schäden wohl auf "externe Aktivitäten" zurückzuführen seien. Das ging aus einer Mitteilung Niinistös auf der Kurznachrichtenplattform X, ehemals Twitter, hervor. Demnach liefen Untersuchungen von Finnland und Estland, auch die Nato habe sich dazu bereiterklärt, bei den Untersuchungen zu helfen.

Nach einem plötzlichen Druckabfall in der Gas-Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland hatte die finnische Regierung am Dienstag kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen. Unbestätigten finnischen Medienberichten zufolge soll es dabei um ein mögliches Leck gehen. Nach Informationen des Rundfunksenders Yle soll es sich nicht um einen Unfall handeln.

Die Zeitung "Iltalehti" berichtete gar, Regierung und Militär vermuteten, dass Russland die Leitung angegriffen habe. Von Regierungsseite wurde zunächst nichts davon bestätigt. Ministerpräsident Petteri Orpo, wich der Frage danach bei einer Pressekonferenz aus. Das Wichtigste sei, dass die Sache ordentlich untersucht werde. Man lebe in unruhigen Zeiten, aber es gebe keinen Grund, sich Sorgen zu machen.

Druckabfall am Sonntag bemerkt

Der mögliche Zwischenfall an einer Gaspipeline war in den vergangenen Tagen bekanntgeworden: Wie der finnische Gasnetzbetreiber Gasgrid und sein estnischer Partner Elering am Montag mitteilten, wurden Vorbereitungen getroffen, um eine Unterwasser-Gaspipeline, die Finnland und Estland verbindet, in den kommenden Tagen zu überprüfen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Bereits am Sonntag war wohl ein plötzlicher Druckabfall festgestellt worden. Die Fernleitung Balticconnector wurde demnach am frühen Sonntag geschlossen, weil man befürchtete, dass Gas aus einem Loch in der 77 Kilometer langen Pipeline austritt. Gasgrid erklärte, dass die Reparatur Monate oder länger dauern könnte, wenn sich das Leck bestätigt, schrieb Reuters.

Reparatur dürfte Monate dauern

Auch Behördenvertreter schätzten auf einer Pressekonferenz, dass die Reparatur der Pipeline mehrere Monate dauern könnte. Der stellvertretende Chef des finnischen Grenzschutzes, Markku Hassinen, berichtete von einer deutlichen Beschädigung des Rohres. Der Schaden scheine durch einen externen Akteur verursacht worden zu sein. Diese Informationen seien an die Kriminalpolizei weitergeleitet worden.

Der Vorfall habe jedoch keine Auswirkung auf die Gasversorgung der beiden an Russland grenzenden Länder im Nordosten Europas. Der estnische Energieversorger Elering teilte mit, es sei nicht mit Gasengpässen im Baltikum zu rechnen, selbst wenn die Pipeline den ganzen Winter über betriebsunfähig bleiben sollte, da weiterhin Vorräte aus Lagerstätten in Lettland und vom litauischen LNG-Importterminal zur Verfügung stünden.

Bei der Untersuchung des Vorfalls beteiligen sich auch der finnische Geheimdienst Supo und der finnische Grenzschutz. Die Betreiber werden die Struktur des Meeresbodens untersuchen, um den genauen Ort und die Ursache des Ausfalls zu ermitteln, eine Schlussfolgerung könne jedoch noch Tage auf sich warten lassen, teilten sie laut Reuters mit. Unterdessen könnten vorerst keine möglichen Ursachen für den Ausfall, einschließlich Sabotage, ausgeschlossen werden, sagte ein Elering-Sprecher.

Pipeline kostete 250 Millionen Euro

Die Pipeline wurde im Dezember 2019 eröffnet, um die Integration der Gasmärkte in der Region zu unterstützen und Finnland und den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen mehr Flexibilität bei der Versorgung zu geben. Die Gesamtkosten des Baus sollen rund 250 Millionen Euro betragen haben.

"Die Balticconnector-Pipeline ist ein bahnbrechendes Energieprojekt für die Region", sagte die estnische EU-Energiekommissarin Kadri Simson damals. "Es verbindet nicht nur den finnischen und den estnischen Gasmarkt, sondern bietet auch mehr Optionen für das baltische Energiesystem als Ganzes. Dieses Projekt ist ein konkreter Ausdruck europäischer Solidarität und wird dazu beitragen, unseren Menschen erschwingliche, sichere und nachhaltige Energie zu liefern."

Anfang 2020 in Betrieb genommen

Anfang 2020 wurde Balticconnector in Betrieb genommen. Die Pipeline zwischen Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland überquert den Finnischen Meerbusen, einen Arm der Ostsee, der sich nach Osten bis in russische Gewässer erstreckt und im Hafen von St. Petersburg endet.

Finnland hat im vergangenen Jahr eine schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheit (FSRU) zur Aufnahme von Flüssigerdgas (LNG) angemietet und damit die Lieferungen aus Russland ersetzt, die nach der Invasion Moskaus in der Ukraine gekürzt wurden, berichtete Reuters. Das in Inkoo stationierte Schiff Exemplar FSRU hat Estland über den Balticconnector mit Gas versorgt.

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Vorfall erinnert an Nord Stream 1 und 2

Der Vorfall am Balticconnector erinnert an Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2: Vor einem Jahr – inmitten geopolitischer Spannungen rund um Russlands Einmarsch in die Ukraine und der Gaskrise in Deutschland und Europa – rissen Explosionen mehrere Löcher in die am Grund der Ostsee verlegten Erdgasleitungen.

Einigkeit gibt es bei einem Punkt: Es war Sabotage. Alles Weitere bleibt bislang ein Rätsel. Theorien zu den Hintergründen führen in die Ukraine, Russland oder die USA. In Deutschland, Schweden und Dänemark wurden wegen der Pipeline-Sabotage Ermittlungen aufgenommen, die allesamt noch nicht beendet sind. Experten schließen auch eine Operation Russlands unter "falscher Flagge" nicht aus. Lesen Sie hier mehr dazu.

Verwendete Quellen
  • reuters.com: "Operators to inspect Finland-Estonia gas pipeline for possible leak" (englisch)
  • yle.fi: "Yle source: Finnish government to make announcement on gas pipeline leak in Gulf of Finland; "not an accident"" (englisch)
  • sn.at: "Gaspipeline zwischen Estland und Finnland außer Betrieb"
  • commission.europa.eu: "Balticconnector gas pipeline up and running since 1 January 2020" (englisch)
  • Nachrichtenagentur dpa
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