Mit 78 Jahren Schauspieler Michael Gwisdek nach schwerer Krankheit gestorben
Trauer um Michael Gwisdek: Mit Filmen wie "Good Bye, Lenin!", "Boxhagener Platz" und "Nachtgestalten" spielte er sich in die Herzen des Publikums. Nun ist der Berliner Schauspielstar gestorben.
Er hatte die typische Berliner Schnauze: schnoddrig, frech und dennoch warmherzig. Michael Gwisdek war fast so etwas wie ein Berufs-Berliner. Am 22. September 2020 ist der Schauspieler nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie gestorben, wie seine Angehörigen mitteilen ließen.
Beeindruckt vom roten Teppich
Der 1942 geborene Gastwirtssohn kam schon in der DDR groß raus – erst am Theater, dann im Kino. Damit erfüllte sich ein Traum seiner Jugend – genährt in den Fünfzigerjahren, wie damals bei vielen jungen Ost-Berlinern, durch den kleinen Grenzverkehr. "In West-Berlin ins Kino – das war unser 'Saturday Night Fever'", schwärmte Gwisdek einmal.
Beeindruckt hat ihn vor allem der rote Teppich der Berlinale, der Internationalen Filmfestspiele. In einem Gespräch erinnerte sich Gwisdek: "O.W. Fischer war mein Vorbild. Ich habe mir geschworen, dass ich auch einmal, so wie er, über diesen roten Teppich laufen werde."
Gwisdek spielte in den Sechziger- und Siebzigerjahren an verschiedenen Theatern in der DDR. Sein komödiantisches Talent brachte ihm bald Rollen im Kino ein. Entscheidend waren zwei Arbeiten: Die Literaturverfilmung "Dein unbekannter Bruder" (1982) und das Boxer-Drama "Olle Henry" (1983). Beide Filme missfielen den Zensoren, weil sie formal unangepasst die Verlogenheit der ostdeutschen Gesellschaft zwischen verordnetem Duckmäusertum und sinnfreier Propaganda beleuchteten.
Sein Traum ging in Erfüllung
Nach dem Fall der Mauer erfüllte sich sein Traum, über den roten Berlinale-Teppich zu gehen. 1999 erhielt Gwisdek einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller in Andreas Dresens "Nachtgestalten". Seine Trophäenausbeute ist überhaupt groß und reicht vom Deutschen Filmpreis über den Deutschen Fernsehpreis bis zum Grimme-Preis.
Zuletzt stand Michael Gwisdek 2019 vor der Kamera – und das gleich sieben Mal. Dabei hatte sich der Schauspieler eigentlich schon längst in die Rente verabschieden wollen. Doch: "Ausgerechnet jetzt bekomme ich ständig Angebote, die man schwer ablehnen kann", so Gwisdek kurz vor seinem 75. Geburtstag. "Ick komm' nicht dazu, Rentner zu sein."
Drei Jahre später ist der Schauspieler tot. Michael Gwisdek hinterlässt seine Frau, die Drehbuchautorin und Schriftstellerin Gabriela Gwisdek, und zwei Söhne: Robert und Johannes.
- Nachrichtenagentur dpa