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Attila Hildmann wird von Aktivisten reingelegt – und outet Neonazi


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Neonazi als Antifa präsentiert
Attila Hildmann will Gegner outen und blamiert sich


Aktualisiert am 19.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Von den "Hooligans gegen Satzbau" genarrt: Attila Hildmann wollte die Identität herausfinden, lobte eine angebliche Belohnung aus, fiel auf gefälschte Screenshots herein und präsentierte Neonazis als Antifa-Aktivisten.Vergrößern des Bildes
Von den "Hooligans gegen Satzbau" genarrt: Attila Hildmann wollte die Identität herausfinden, lobte eine angebliche Belohnung aus, fiel auf gefälschte Screenshots herein und präsentierte Neonazis als Antifa-Aktivisten. (Quelle: Peter van Heesen/Hooligans gegen Satzbau, Reuters, Montage: t-online.de)
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Neue Schmach für Attila Hildmann: Er wollte die Gruppe "Hooligans gegen Satzbau" outen und hat sich selbst reinlegen lassen. Die Gruppe erteilt damit ihm und seinen Anhängern eine Lektion.

Der Verschwörungsideologe Attila Hildmann war sich sicher, seinen Anhängern einen großen Erfolg zu präsentieren. Er glaubte, die Identität von "Antifa-Terroristen" enttarnt zu haben. In Wahrheit aber waren es Neonazis, die ihm die Satire-Gruppe "Hooligans gegen Satzbau" untergejubelt hatte. Als fast parallel die Facebook-Seite von "HoGeSatzbau" nicht mehr abrufbar war, sah Hildmann offenbar ein weiteres Indiz. "Überläufern" stellte er Geld in Aussicht, denen, die weiter gegen ihn vorgingen, drohte er.

Der einst als Vegan-Koch und Bio-Unternehmer bekannte Hildmann bekommt seit Wochen heftigen Gegenwind, weil er mit abstrusen Thesen zu Corona auftritt und mit Aufrufen zum Umsturz und Drohungen auffällt. Er hat deshalb Geld versprochen: 1.000 Euro für Hinweise, die ihm Namen von Mitgliedern des Kollektivs "Anonymous Deutschland" und der Gruppe "Hooligans gegen Satzbau" liefern. Wütend war er auf beide Gruppen vorher schon.

Sperre von Hildmanns Instagram-Account erreicht

"Anonymous" recherchiert zu Hildmann und veröffentlicht Leaks und Bilder, die ihn als lächerlich vorführen. Von "Anonymous" wurde auch seine Seite gehackt und seine Telegram-Gruppe zeitweilig fast übernommen. Die "Hooligans gegen Satzbau" hatten unter anderem zum Melden von Hildmanns Instagram-Account aufgerufen, der prompt gesperrt wurde. Hildmann tobte. "Hooligans gegen Satzbau" sind eine kleine Gruppe, die seit Jahren mit satirischen Aktionen auffällt. Gegründet hatte sie sich als Reaktion auf plumpe Hetze in Zeiten der "Hooligans gegen Salafisten". 180.000 Abonnenten hat ihre Facebook-Seite. Die Macher treten mit Maske und mit Namen wie "Grafikhool" und "Kiki Klugscheißer" auf.

Aber Hildmann glaubte am Samstagabend, die wahre Identität zu enthüllen. Dabei hatte er sich täuschen lassen: "Wir haben uns gedacht, helfen wir ihm doch, uns zu finden", erklärte "Grafikhool" zu t-online.de. Im Impressum der Seite steht ein Daniel Schmidt, das Impressum war Hildmann schon aufgefallen. "Daniel Schmidt ist die in gegenseitigem Einvernehmen und anwaltlich bevollmächtigte Person, die rechtliche Vertretung und Ansprechpartner für unsere Inhalte ist", erklären die Hooligans auf Nachfrage. "Und Daniel Schmidts gibt es viele."

Attila Hildmann bekam einen Daniel Schmidt. "Wir haben gegoogelt und einen passenden gefunden", so "Kiki Klugscheißer" zu t-online.de. Ein paar Screenshots waren schnell gebastelt, die mit Foto und Klarnamen zeigen, wer vermeintlich die Facebook-Seite der "Hooligans" mit Inhalten befüllt. Dazu dann ein bearbeitetes Foto und ein fiktiver WhatsApp-Chat-Verlauf, fertig war der Köder.

Hildmann: "Hab sogar die Adressen"

Hildmann biss begierig zu. Er verkündete, der Antifa auf die Spur gekommen zu sein und teilte dazu mit seinen fast 70.000 Abonnenten auf Telegram das – von ihm unkenntlich gemachte – Foto eines Daniel Schmidt, ein Neonazi. Er gehört der "Aryan Circle Germany" um einen verurteilten Totschläger aus dem NSU-Umfeld an. Im März war die Gruppe Ziel einer großangelegten Durchsuchungsaktion. Auch ein weibliches Mitglied des "Arischen Zirkels" ließ sich Hildmann als "HoGeSatzbau"-Aktivistin unterjubeln. "Hab sogar die Adressen", frohlockte er.

Die Gruppe hatte für ihre Hinweise eigentlich auch noch die Belohnung von Hildmann abstauben wollen. Über ein Fakeprofil hatten die Hooligans auf verschiedenen Wegen Hildmann kontaktiert und gegen die versprochene Belohnung Hinweise angeboten. "Wir hätten die versprochenen 1.000 Euro gerne an Exit gespendet." Das ist eine Initiative, die beim Ausstieg aus der rechtsextremen Szene hilft. Hildmann habe aber auf keine der Nachrichten reagiert. Er wolle offenbar doch nicht für Hinweise zahlen.

Also mussten sie Hildmann die Info anders zukommen lassen – über eine Person in Hildmanns Online-Umfeld ("Die, die seinem Treiben nicht tatenlos zuschauen wollen, sind sehr gut vernetzt und näher an ihm dran, als er glaubt"). Hildmann bekam so die manipulierten Screenshots und zögerte nicht lange. "Dabei hätte er nur das Bild durch eine Rückwärtssuche laufen lassen müssen und hätte dann gesehen, dass er einem Fake aufgesessen ist." Dass er das nicht getan habe, sei gerade typisch für Hildmann und die Szene: "Was plump in ihr Bild passt, wird weitergegeben, ohne es zu hinterfragen." Das zu zeigen ist für die "Hooligans gegen Satzbau" der eigentliche Sinn.

Hildmann reagierte am Sonntag. Er löschte die Postings mit dem Neonazi nicht. Er schrieb: "Es hätte gut sein können, dass es echte Antifa-Namen sind."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telegram-Kanal Attila Hildmann
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