TV-Tipp ZDF-Reihe "Laim und...": Fall um Rassisten und neue Rechte
München (dpa) - "Entsorgt wie Müll." So drastisch, aber eben auch ziemlich zutreffend beschreibt Kommissar Anton Simhandl den Fund der Frauenleiche: eingewickelt in einen Teppich, abgelegt vor einem Müllcontainer auf der Münchner Theresienwiese.
Bei dem Opfer liegen weder Handy noch Papiere. Nur ein Kopftuch deutet auf die Herkunft der Frau hin. Aus menschenverachtender Sicht der Rechten: "Ein Kopftuch weniger." Die neue Folge aus der ZDF-Reihe "Laim und..." dreht sich am Montag (19.4., 20.15 Uhr) um Rassisten und rechte Politiker, die an die Macht streben. Um Flüchtlinge aus Syrien und Aktivisten aus der linken Szene. Um Verbändelungen unguter Art, Folter und einen Journalisten, der die Machenschaften aufdecken will.
"Laim und die Tote im Teppich" bedient sich dabei Klischees: Unter den Verdächtigen ist der Fechtlehrer einer Studentenverbindung, nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen. Ein rechter Autor spricht bei einer Signierstunde - im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum - über "die Vermehrung der Unschöpferischen, der Halb- und Viertelmenschen, die unserer Zeit ihren Stempel aufdrücken". Und die linken Aktivistinnen bewerfen die Rechten mit brauner Farbe.
Kommissar Lukas Laim, Namensgeber der Thriller-Serie, positioniert sich klar gegen Rechts. Mit seiner ruhigen, trockenen Art und tiefen Stirnfalten bleibt er aber unnahbar. Der Zuschauer erfährt, dass er Geld bei Prostituierten ausgibt, die auch mal mit ihm plaudern. Dass er wenig von den Vorgaben seines Vorgesetzten hält. Und auffallend oft mit offenem Mund herumläuft.
Das ZDF zeigte die Folgen bisher mit einigen Jahren Abstand. Dass auf die Erstausstrahlung von "...und der letzte Schuldige" kein Jahr später nun schon der vierte Teil kommt, ist da eher überraschend. Es könnte aber mit den guten Quoten zusammenhängen. Fast 20 Prozent Marktanteil fuhr das ZDF nach Angaben eines Sprechers im Mai 2020 ein, mehr als sechs Millionen Menschen schalteten ein.
Max Simonischek, Sohn der Schauspieler Peter Simonischek und Charlotte Schwab, spielt den Spross aus Münchner Geldadel. Gerhard Wittmann als sein Kollege Simhandl dürfte vor allem in Bayern bekannt sein, spielte er beim traditionellen Singspiel zum Starkbieranstich auf dem Nockherberg - in Vor-Corona-Zeiten - Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Mit dem Wissen versteht man auch eine eingebaute Anspielung als vermeintlichen Insider-Witz.
Und um den Nockherberg geht es auch in dieser Folge: Dass ein rechter Männerzirkel mit dem Tod der Frau in Zusammenhang steht, wird schnell klar - den Zuschauern wie auch den Ermittlern. "Einen bayerischen 11. September, davon träumen die", sagt Laim an einer Stelle.
Wie recht er hat, wird erst gegen Ende des Krimis deutlich: Rechte Politiker sitzen angeschickert in einer Villa am Ammersee. Mit dabei der Journalist und eben jene Frau mit Kopftuch. Er soll dolmetschen und ihr klar machen, dass sie gegen Geld für ihre Kinder einen Anschlag auf dem Nockherberg verüben soll. Mit schlechtem Englisch reden auch die Herren der Rechten auf die Frau ein: "In the middle of the Bierhalle you have to be really in the crowd."
Wenn es das "Ibiza-Video" nicht gäbe, das führende Politiker der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) unter anderem bei dem Versuch zeigte, die angebliche Nichte eines russischen Oligarchen in einer Villa auf der spanischen Insel zur Übernahme einer Zeitung zu bewegen - die Geschichte im "Laim"-Thriller würde ziemlich unglaubwürdig wirken. So erscheinen die Szenen allerdings unfreiwillig komisch, fast wie eine Parodie.
Doch für die Ermittler gibt es mehr zu klären: Wer war die Tote? War eine vermisste Geflohene wirklich die Frau, die sie vorgab zu sein? Wohin ist der Journalist verschwunden? Und wer war die Vermummte in dessen Wohnung, die den Kommissaren mit Kampfkunst und Pfefferspray entkam? Bis die Polizisten all die Antworten zusammengetragen haben, bekommen sie - und das Fernsehpublikum - auch Szenen zu sehen, die eher nichts für sanfte Gemüter sind.